Hamburg. Ein Experte erklärt, was die Natur für Körper und Geist bewirkt. Fünf Vorschläge für Wald-Spaziergänge in Hamburg und im Umland.

Eine Tour durch den Wald ist es, was viele Hamburger derzeit am Wochenende am liebsten machen. Hauptsache raus und in die Natur. Wie gut solch eine Runde durchs Grün tatsächlich tut, weiß Dieter Kotte. Der Hamburger leitet die International Nature and Forest Therapy Alliance, den Verband für Waldtherapie, in Hamburg und Australien. Er erzählt, wie Körper und Geist von Bäumen profitieren können. Waldtherapie ist eine präventive, medizinische Maßnahme. Dazu stellen wir fünf schöne Spaziergänge vor, die Einkehrmöglichkeiten sind in der Pandemie leider sehr eingeschränkt.


Darum ist der Wald gerade jetzt so gut für un
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Egal, wo auf der Welt: Die Menschen sehnen sich in Zeiten einer Pandemie nach Sicherheit und Geborgenheit auf der einen, aber auch nach Freiheit und Gesundheit auf der anderen Seite. Der Wald bietet all diese Qualitäten. Waldspaziergänge stärken die Abwehrkräfte. Die klinische Waldtherapie setzt auf gezielte Bewegung und Übungen im Wald, da die Verbesserung des Blutdrucks langfristig dazu führt, chronischen Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems vorzubeugen. Der Aufenthalt im Wald führt messbar zum Abbau von Stress – ein wichtiger Faktor, um Zivilisationserkrankungen entgegenzuwirken. Man beobachtet dabei, dass Menschen mit leicht oder stark erhöhtem Blutdruck sogar noch mehr davon profitieren, wenn sie sich im Wald bewegen, da ihr Blutdruck im Verhältnis noch stärker sinkt.

Die Produktion und die Aktivität spezieller Blutkörperchen, den „natürlichen Killerzellen“ wird angeregt. Diese spezialisierten Blutkörperchen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Immunsystems, indem sie Krebs- und Tumorzellen nicht nur zerstören, sondern auch ihre Bestandteile komplett auflösen. Nach einem intensiven Aufenthalt im Wald von mehreren Stunden kann diese gesteigerte Wirkung der natürlichen Killerzellen noch nach bis zu einem Monat gemessen werden.

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So senken Baumharze das Stressnivea
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Bäume und viele Pflanzen sondern zu ihrem eigenen Schutz Phytonzide ab. Phytonzide werden über die Blätterunterseite aber auch über die Baumrinde oder in den Baumharzen abgegeben. Diese Substanzen – chemisch als Terpene klassifiziert – haben antibakterielle, keimtötende, pilztötende und in Einzelfällen sogar antivirale Eigenschaften. Bei einem Besuch im Wald wird man daher von diesen natürlichen „Gesundheitsstoffen“ berieselt: Man atmet sie ein, nimmt sie aber auch über die Haut auf. Unser eigenes Immunsystem wird dabei gestärkt. Bestimmte Terpene reduzieren zusätzlich das Stressniveau, haben damit positive physiologische und neurophysiologische Effekte.

Die wohltuende Ruhe im Wa
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Sinneswahrnehmungen können im Wald positive (Ruhe, Stille), aber auch negative Effekte auf uns Menschen haben (krächzender Rabe, Heulen des Wolfes). Bei der klinischen Waldtherapie steht allerdings die Ruhe und Stille des Waldes im Vordergrund. Sie gestatten uns abzuschalten, den Hintergrundlärm, der uns im Stadtleben verfolgt, auszublenden. Dieser Effekt schützt uns vor Stress und Überlastung durch Lärm.

Der Heidschnuckenweg beginnt in der Fischbeker Heide.
Der Heidschnuckenweg beginnt in der Fischbeker Heide. © Jörg Riefenstahl | Unbekannt


Welcher Wald ist der Richtige
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Grundsätzlich ist jeder Aufenthalt im Wald oder der Natur – und sei es ein Park in der Stadt – gesundheitlich zu begrüßen. Dennoch spielen die Qualität und die Art der Bewaldung oder die Dichte des Blätterwaldes eine wichtige Rolle. So haben Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz ihr Landeswaldgesetz erweitert und neben dem Erholungswald spezielle Kur- und Heilwälder ausgewiesen. Diese Waldstücke sind von ganz besonders hohem medizinischen und gesundheitlichen Wert. Forschungsergebnisse aus Japan und Südkorea legen nahe, dass bereits ein Aufenthalt im Wald von 30 Minuten gesundheitlich von Vorteil ist.

Fünf schöne Spaziergänge im Wald

  • Altonaer Volkspark in Bahrenfeld Dieser innenstadtnahe 205 Hektar große Park bietet alles, was es für einen erholsamen Spaziergang braucht: Bäume, Laub und Ruhe. Wer kleine Kinder dabei hat, kann einen Abstecher zum Waldspielplatz machen. Das sorgt für Abwechslung. Wer mit Hund unterwegs ist, kann seinen Vierbeiner auf mehreren ausgewiesenen Hundeauslaufzonen laufen lassen. Für eine Stärkung gibt es mehrere Anlaufstellen: zum Beispiel das Bauernhaus an der Nansenstraße. Ob derzeit ein Außer-Haus-Verkauf läuft, am besten über www.dasbauernhaus.de checken. Auch das Picknick, Hellgrundweg 2, am Fußballstadion bietet Außerhaus-Verkauf an mit hausgemachten
    Frikadellen oder Gänsekeule.
    Infos: www.picknick-bistro.de

  • Duvenstedter Broo
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    Der Duvenstedter Brook ist das top Ausflugsziel für einen ausgedehnten Waldspaziergang. Mit etwas Glück lassen sich hier Wildtiere wie Hirsche und je nach Jahreszeit Kraniche sehen. Zwischen Bargteheide im Osten und Tangstedt im Westen erstreckt sich das mehr als 800 Hektar große Naturschutzgebiet. Es bietet eine vielseitige Mischung aus Heide-, Wiesen- und Waldlandschaften. Gastrotipp: Wohldorfer Mühle, www.die-muehle-hamburg.de; Anfahrt: mit der U 1 bis zur Station Ohlstedt. Von dort geht es etwa zwei Kilometer durch den schönen Wohldorfer Wald, bis zum Duvenstedter Brook. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, das Naturschutzgebiet zu entdecken. Die längste Route ist etwa sieben Kilometer lang.

  • Fischbeker Heide
    Achtung, hier kann es an sonnigen Wochenenden voller werden. Aber wenn man sich von der Masse entfernen will, geht man einfach tiefer in den Wald hinein. Hier ist Platz für alle. Der Spaziergang oder eine ausgiebige Wanderung kann entlang des Heidschnuckenweges führen, einer der beliebtesten Routen Deutschlands. Der Heidschnuckenweg geht von Fischbek bis nach Celle und ist in 13 Etappen unterteilt.
  • Von Hamburg aus lässt sich die erste Etappe erwandern. Es geht auf dieser Tour durch Kiefernwälder und entlang der Landesgrenze zwischen Hamburg und Niedersachsen durch einen dunklen Mischwald. Herrlich mystisch gerade jetzt im Winter. Waldrandwege führen nach Steinbeck, dem Vorort von Buchholz.

  • Klövenstee
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    Neben dem Niendorfer Gehege ist der Klövensteen wohl das Naherholungsgebiet der Hamburger. Herbstspaziergänger finden hier 580 Hektar Waldgebiet. Der Forst Klövensteen in Rissen ist das größte Waldgebiet in Altona und eignet sich toll für kleine Tageswanderungen. Mitten im Wald liegt das Naturschutzgebiet Schnaakenmoor. Am Sandmoorweg gibt es ein Wildgehege, unter anderem mit Rot- und Schwarzwild. Weglänge: 13 Kilometer, Einkehr: Pony-Waldschänke. Möglicherweise mit Außer-Haus-Verkauf.

  • Rodenbeker Quellental/Alsterwanderweg
    Eine abwechslungsreiche Landschaft mit Hügeln und Tälern, Wasserläufen und Teichen, Wäldern, Wiesen und Weiden bietet das Rodenbeker Quellental, und mittendurch führt der Alsterwanderweg. Vorherrschend sind Laubmischwälder aus Buchen, Stiel- und Traubeneichen sowie Hänge- und Moorbirken. Dazwischen gibt es reine Buchen und Eichen-Hainbuchen-Wälder. Der Alsterwanderweg führt außerdem durch Hallenbuchenbestände mit bis zu 300 Jahre alten Bäumen. Eine Einkehrmöglichkeit ist der Quellenhof mit Marktstand. Aktuelle Informationen unter: www.quellenhof.hamburg.de