Rabel. 30 Wohnungen gibt es auf dem Anwesen, acht für Feriengäste. Für den Winter ist erstmals etwas völlig Neues geplant.

Wer die Schlei hinauffährt, kommt an ihnen vorbei. Drei wunderschöne weiße Reetdachhäuser stehen da kurz hinter Maasholm quasi direkt am Wasser. Vor ihnen ein kleiner Privatstrand, ein Steg – und die Schlei. Hinter ihnen nichts als Felder. Hin und wieder sieht man spielende Kinder, mal Angler im Wasser, mehr nicht. Wer lebt hier, wird man oft gefragt?

Wohnte Frank Sinatra einst in den Reetdachhäusern des Guts Buckhagen?

Bei der Recherche finden sich Legenden, die sich um diese Häuser ranken. Unter anderem soll der US-amerikanische Sänger und Entertainer Frank Sinatra hier abgestiegen sein. Doch die Geschichte der Häuser ist viel unspektakulärer als gedacht. Das Gebäudeensemble gehört nämlich zum Gut Buckhagen, ein Stück weiter hinter dem Dorf Rabel.

„Rabelsund“ heißt die kleine Siedlung. Hier lebten früher die Angestellten des Guts, eine Kneipe soll eines der Gebäude beherbergt haben. Heute haben verschiedene Familien aus Hamburg die Häuschen gemietet, sie dienen als Ferienunterkünfte. „Seit den 70er-Jahren hat es bei den Festmietern nur selten Wechsel gegeben“, sagt Jeanette von Schiller, die mit ihrem Mann Alexander das Gut Buckhagen betreibt. Allerdings, die Sinatra-Geschichte, die können die von Schillers nicht bestätigen.

Acht Ferienwohnungen gibt es auf Gut Buckhagen heute

2016 hat das Ehepaar das Gut dann auch für Feriengäste geöffnet. Mittlerweile sind acht Wohnungen für die touristische Vermietung vorgesehen. Jeanette von Schiller kümmert sich selbst um die Verwaltung und ist die Ansprechpartnerin für alle Belange. „Wir wollen, dass unser Gut ein ruhiger abgeschiedener Ort mit einem hohen Erholungsfaktor bleibt“, sagt sie. „Qualität statt Quantität“ das Motto. Auch deshalb sei die Mischung von Feriengästen und Dauermietern wichtig.

„Außerdem wollen wir keine Abhängigkeit entstehen lassen, weder vom Tourismus noch von den langfristigen Mietern.“ Das Geschäft mit den Gästen läuft gut, gerade die Corona-Jahre haben das Interesse stark zunehmen lassen. Die von Schillers sprechen sich allerdings für einen langsamen und nachhaltig wachsenden Tourismus in der Region aus. Das sei für alle Beteiligten besser, so Alexander von Schiller, der fast ein bisschen mit Sorge den Boom der Jahre 2020 und 2021 beobachtet hat. „Zum Glück ist es in dieser Saison schon wieder ein wenig ruhiger.“ Aber im Herbst und Winter, da sei noch Luft nach oben.

Fasten-Tage in den Ferienwohnungen sollen Gäste locken

Jeanette und Alexander von Schiller betreiben das Gut Buckhagen.
Jeanette und Alexander von Schiller betreiben das Gut Buckhagen. © Gut Buckhagen

Deshalb startet Jeanette von Schiller nun einen ersten Versuch, auch zu dieser Zeit Gäste auf ihr Gut zu locken. Im November und Februar veranstaltet sie mit einem Partner erstmals Fasten-Retreats in den Ferienwohnungen. „Vielleicht können wir auf diese Weise den einen oder anderen auch in der dunklen Jahreszeit von unseren Ferienwohnungen und dem Gut begeistern“, sagt sie.

Ihr Mann kümmert sich vorrangig um die Landwirtschaft. Vor einigen Jahrzehnten war der Bereich noch das Hauptstandbein des Guts. Heute ist er eine der vielen verschiedenen Einnahmequellen. 930 Hektar bewirtschaftet von Schiller in einer Kooperation gemeinsam mit dem Gut Gelting. Auf diese Weise werden nicht nur Arbeit und Ertrag geteilt, auch Maschinen.

Sogar Lagerungsmöglichkeiten hat das gemeinsame Unternehmen. „So müssen wir unser Getreide nicht sofort nach der Ernte verkaufen, sondern können den Markt beobachten und im günstigeren Moment unsere Produkte anbieten“, sagt der Gutsherr, der sowohl eine landwirtschaftliche Lehre absolviert als auch Agrarwissenschaften studiert hat. Gerste, Mais, Weizen und Raps wird auf den Flächen angebaut. Allerdings sei der Verwaltungsaufwand des Geschäftsbereichs so groß geworden, dass er selbst nur noch selten auf dem Trecker sitzen könne.

In den Bootshallen überwintern Yachten

Dazu betreiben die von Schillers zwei Bootshallen. Sie haben ehemalige Gerätehallen so umgebaut und so ausgerüstet, dass hier im Winter die Yachten aus der Region warm und trocken liegen können. Die Dächer sind mit großen Solarmodulen bedeckt. Das Gut ist dadurch bereits seit Jahren, zumindest was die Stromversorgung angeht, autark. Speist sogar große Mengen der gewonnenen Energie in das Netz ein.

Aber so ein großes Gelände ist niemals fertig. Viele Gebäude müssen immer und immer wieder modernisiert und umgebaut werden. Gerade werden zwei alte Wohnungen modernisiert. Weitere Baumaßnahmen stecken schon in der Planung. „Wir werden weiterhin alle alten Gebäude Stück für Stück sanieren“, sagt Alexander von Schiller. Das sei aber gar nicht so einfach, viele der Stallungen oder Häuser stünden unter Denkmalschutz.

„Ein Umbau ist dadurch ungleich komplizierter.“ Was von Schiller allerdings nur schwer versteht. „Ich könnte beispielsweise den einen unserer Ställe jetzt stehen und verkommen lassen.“ Dann müsse er in einigen Jahren abgerissen werden. „Aber wenn ich ihn sanieren will, dann werden mir viele Steine in den Weg gelegt. Das ist doch unlogisch.“

Der jüngste Sohn hat Interesse, Verantwortung zu übernehmen

Die Zukunft des Guts scheint bereits gesichert. Das Ehepaar hat drei Söhne im Alter von 21, 23 und 25 Jahren. Hugo, der Jüngste, studiert gerade Agrarwissenschaft, nachdem er bereits eine landwirtschaftliche Lehre absolviert hat. „Er hat großes Interesse, hier mit einzusteigen“, so Jeanette von Schiller.

Allerdings sei es noch viel zu früh, um das ernsthaft zu planen. „Er ist so jung. Da kann noch so viel dazwischenkommen“, sagt sie. Und betont dann: „Die Kinder müssen frei entscheiden, wie sie ihre Zukunft gestalten wollen. Wir haben von Anfang an versucht, keinen Druck auszuüben.“ Natürlich sei es ein Herzenswunsch, das Gut in den Händen der nächsten Generation zu wissen. „Aber auch wenn das nicht so ist, werden wir gemeinsam eine Lösung finden.“

Ach ja, im Übrigen sei es nicht immer ein Vergnügen, in einem solch großen Gutshaus zu leben, berichtet Jeanette von Schiller. „Meine Schwiegermutter hat das Haus oft die ,kalte Pracht‘ genannt.“ Einfach weil man es schlicht nie ganz warm bekomme. Gerade in diesem Winter werde das eine Herausforderung, so Jeanette von Schiller. In dem alten Haus zu leben, ohne allzu sehr zu frieren – und dabei die Energiekosten im Blick zu haben.