Kiel. In vielen Bereichen des Kanals droht die Böschung abzubrechen. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister kritisiert den Bund.

Bei Untersuchungen im Nord-Ostsee-Kanal sind Schäden an Uferböschungen unter Wasser festgestellt worden. Betroffen sind besonders Abschnitte zwischen Brunsbüttel und Rendsburg mit sandigen Böden, teilte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Nord-Ostsee-Kanal (WSA NOK) mit.

Ausgelöst wurden diese, so erklärte es das WSA NOK gegenüber der shz-Gruppe, durch immer größere Schiffe, die mit immer stärkeren Motoren durch den Kanal fahren und großflächige Verwirbelungen und Unterspülungen auslösen. Werden die Schäden nicht behoben, droht der Abbruch großer Uferflächen, auch Betriebswege entlang des Kanals sind bedroht.

Nord-Ostsee-Kanal: Neues Tempolimit für dicke Pötte

Um weitere Unterspülungen zu vermeiden, werde voraussichtlich noch in diesem Jahr das Tempolimit auf dem Kanal ausgeweitet, kündigte der Leiter des WSA NOK Detlef Wittmüß an. Bisher gilt auf dem Nord-Ostsee-Kanal für kleinere Schiffe ein Tempolimit von 15 km/h, für Schiffe mit einem Tiefgang von mehr als 8,50 Metern oder einer Länge von mehr als 210 Metern eine Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h.

Die Planungen sehen die niedrigere Höchstgeschwindigkeit nun bereits ab einem Tiefgang von sieben Metern vor. Das betreffe rund zwölf Prozent der Schiffe. Außerdem werde ein Überholverbot außerhalb von Ausweichstellen erwogen.

Nord-Ostsee-Kanal: Wirtschaftsminister kritisiert den Bund

Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) sagte der shz-Gruppe, er werde jetzt "Druck in Berlin machen", damit die Probleme möglichst schnell behoben werden: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass ein so wichtiger Wirtschaftsfaktor wie der Kanal so vernachlässigt wird."

Der Nord-Ostsee-Kanal verbindet Brunsbüttel an der Elbmündung und Kiel. Jährlich nutzen mehr als 30.000 kommerzielle Schiffe und rund 10.000 Sportboote die 1895 eingeweihte, knapp 100 Kilometer lange Wasserstraße. Der Nord-Ostsee-Kanal ist damit laut WSA NOK die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt.