Stade. Strandbesuche im Alten Land sind gerade nur eingeschränkt möglich. An der Elbe werden die Strandufer auf bis zu 30 Meter verbreitert.

Sturmfluten haben den Elbstränden im Alten Land in den vergangenen Jahren zugesetzt. Das Wasser spülte immer mehr Sand weg, die Strandabschnitte wurden in der Folge immer schmaler (das Abendblatt berichtete). Nun haben für Bassenfleth und Abbenfleth angekündigte Aufspülarbeiten begonnen. Das heißt: Ein Baggerschiff befördert massenweise Sand vom Elbgrund ans Ufer.

Diese Arbeiten bringen vorübergehende Sperrungen der öffentlichen Strände mit sich. Die gute Nachricht für künftige Besucher: Die Elbstrände werden wieder deutlich mehr Platz bieten. 20 bis 30 Meter breit sollen die Streifen werden. An einigen Elbstränden bei Hamburg war das Ufer durch die Sturmfluten um bis zu 20 Meter verschmälert worden.

Ein großes Leitungssystem befördert den Sand aus dem Laderaum des Schiffs an das Ufer.
Ein großes Leitungssystem befördert den Sand aus dem Laderaum des Schiffs an das Ufer. © Sven Husung

330.000 Kubikmeter für den Bassenflether Elbstrand

In Bassenfleth bei Stade ist seit Mittwochabend ein rund 120 Meter langes Baggerschiff im Einsatz, die sogenannten Vorspülungen begannen bereits am Montag. Drei Wochen sollen die Arbeiten dort insgesamt dauern. Derzeit ist die südliche Hälfte des öffentlich zugänglichen Strandes mit einem Bauzaun gesperrt und damit für Besucher nicht zu erreichen. Die Bauarbeiten laufen Tag und Nacht.

Insgesamt 330.000 Kubikmeter Sand holt die „Meuse River“ für den Standort Bassenfleth aus der Elbe. Der Schwimmbagger saugt dafür ein Gemisch aus Sand und Wasser in den Laderaum, um es anschließend aus über ein großes Leitungssystem auf den Strandabschnitt zu spülen. Ist das Wasser dort abgelaufen, verteilen ein Kettenbagger und eine Planierraupe die Sandmassen, die sich durch das große Leitungsende mit hoher Geschwindigkeit in das Flachwasser ergießen. Auf einer Länge von insgesamt zwei Kilometern entsteht so nach und nach der verbreiterte Strandbereich.

Grobkörniger Sand eignet sich am besten

Hat das Schiff die Ladung verteilt, muss neuer Sand aus der Elbe aufgesaugt werden. „Das Schiff fährt immer dorthin, wo der beste Sand zu holen ist“, sagt Jörg Fräßdorf vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee in Hamburg. „Wir nehmen Proben, um grobkörnigen, scharfkantigen Sand zu finden.“ Dieser bleibe besser liegen. Nach jeweils knapp fünf Stunden kehrt der Bagger zurück und pumpt neuen Sand durch die Leitungen an Land. Der Laderaum der 2020 gebauten „Meuse River“ fasst rund 8300 Kubikmeter.

Ein Bauzaun versperrt einen Teil des öffentlich begehbaren Elbstrands – hier in Bassenfleth.
Ein Bauzaun versperrt einen Teil des öffentlich begehbaren Elbstrands – hier in Bassenfleth. © Sven Husung

Anfang kommender Woche sollen die Bauzäune auf den zweiten, nördlichen Abschnitt in Bassenfleth wandern und versperren dort für eine Woche den Zugang. Fräßdorf: „Wir halten immer einen Strandbereich frei.“ Der letzte von drei Abschnitten bei Bassenfleth betrifft einen für die Öffentlichkeit unzugänglichen Strandbereich am ehemaligen Kernkraftwerk Stadersand.

Strandsperrung in Abbenfleth: 90.000 Kubikmeter Sand werden verteilt

Auch in Abbenfleth bei der Festung Grauerort wird der Elbstrand verbreitert, auch hier kommt es zu Sperrungen. Die Arbeiten beginnen direkt im Anschluss an die Aufspülungen in Bassenfleth, die laut Plan nach drei Wochen enden. Am 800 Meter langen Strandufer in Abbenfleth trägt die beauftragte Arbeitsgemeinschaft Novo Unterhaltungsbaggerei Elbe insgesamt 90.000 Kubikmeter Sand auf. Mit eingeschränktem Zugang ist dort eine Woche lang zu rechnen. Die Baumaßnahmen sind bis zum 5. August 2022 angekündigt, Mitte August sollen sie beendet sein.

Die Arbeiten finden mitten im Sommer statt, weil sie außerhalb der kritischen Sturmflutsaison erfolgen sollen. Gewonnen werde der Sand „im Rahmen der routinemäßigen Unterhaltungsbaggerei der Elbe“, wie Jörg Fräßdorf sagt. Um Hafenbecken und Fahrrinnen befahrbar zu halten, werden sie regelmäßig ausgebaggert.

Mit einer Planierraupe wird der angespülte Sand verteilt, sodass ein breiterer Strandbereich entsteht.
Mit einer Planierraupe wird der angespülte Sand verteilt, sodass ein breiterer Strandbereich entsteht. © Sven Husung

Für die Aufschüttungen in Bassenfleth und Abbenfleth im Sinne des Uferschutzes ist der Bund zuständig, weil er sich 2009 mit den Deichverbänden nach heftigen Diskussionen um die Elbvertiefung vertraglich dazu verpflichtet hatte, das Elbvorland zwischen Deich und Fluss zu sichern. Auch der Strand der Elbinsel Krautsand im Kehdinger Land nördlich von Stade könnte bald verbreitert werden.

Strand 100 Meter schmaler: Bagger bald auch vor Krautsand?

„Wir sind froh, dass jetzt die notwendigen Strandaufspülungen in Bassenfleth und Grauerort durchgeführt werden“, sagt Kai Seefried, Landrat des Landkreises Stade. Er hatte sich für die Maßnahmen eingesetzt. „Darüber hinaus haben der Strand vor Krautsand und auch das Deichvorland in Nordkehdingen für uns eine hohe Bedeutung.“ Dort sei das Vorland an exponierten Stellen nach Messungen des Landkreises von 2003 bis 2021 bereits um 100 Meter schmaler geworden.

Der Bund hat dem Handlungsbedarf vor Krautsand zugestimmt. Vermessungen vor Ort sind noch für das im Jahr 2022 geplant.