Lübeck. Corona-Zahlen schießen weiter in die Höhe. Stadt will gegebenenfalls eine Ausgangssperre verhängen. Auch Stormarn ist in Gefahr.
„Eine Ausgangssperre wollen wir nicht“, hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) noch vergangene Woche beteuert. Nun könnte sie doch kommen, etwa in Lübeck oder den Kreisen Stormarn und Pinneberg. Denn dort schießen die Corona-Zahlen immer weiter in die Höhe.
Und damit fallen sie möglicherweise bald über eine Grenze, die im Beschluss der Ministerpräsidenten vom Sonntag eine wichtige Rolle spielt. Wird bei der Sieben-Tage-Inzidenz der 200er-Wert überschritten, so heißt es da, „sollen die umfassenden allgemeinen Maßnahmen nochmals erweitert werden, um kurzfristig eine deutliche Absenkung des Infektionsgeschehens zu erreichen“. Lübeck hatte am Montag eine Inzidenz von 173,2, Stormarn lag bei 130,7, Pinneberg bei 124,3.
Lesen Sie hier die wichtigsten Corona-Nachrichten für Hamburg und den Norden vom Donnerstag
Das ist noch recht weit entfernt von der 200er-Marke, könnte man denken. Aber die drei Städte und Kreise befinden sich mitten in einem steilen Anstieg. Innerhalb einer Woche stieg die Inzidenz in Lübeck von 72 auf nun 173,2, in Stormarn von 80,7 auf 130,7, in Pinneberg von 87,9 auf 124,3. „Ich rechne damit, dass wir demnächst die 200 erreichen werden“, sagt Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD).
Die Stadt befindet sich in Gesprächen mit dem Landesgesundheitsministerium, um die zusätzlichen Maßnahmen abzustimmen – also etwa eine nächtliche Ausgangssperre. Auch Stormarns Landrat Henning Görtz will eine solche Ausgangssperre „nicht ausschließen“, sagte er dem Abendblatt. „Das ist allerdings nicht meine erste Priorität.“ Infrage kämen auch verschärfte Kontaktbeschränkungen.
Lesen Sie auch:
- Erste Ausgangssperre wegen Corona im Norden?
- Schleswig-Holstein verschärft Corona-Regeln drastisch
- Günther: „Wir sind zu sorglos mit Corona umgegangen“
- Schleswig-Holstein: Corona beschert Dörfern im Norden Tourismusboom
Viel mehr bleibt auch nicht übrig. Im Infektionsschutzgesetz, auf das im Beschluss der Ministerpräsidenten verwiesen wird, wird aufgezählt, was alles getan werden kann. Die Auswahl ist gering. Denn mit dem heute beginnenden harten Lockdown sind die meisten Maßnahmen bundesweit Wirklichkeit geworden.
Zusätzlich einsetzbar sind dann nur noch die Ausgangssperre, Kontaktbeschränkungen, Beschränkungen bei Demonstrationen und bei touristischen Reisen. Der letzte Punkt könnte in Lübeck zum Zuge kommen. Der Bürgermeister erwägt, den Tagestourismus zu untersagen. Schleswig-Holstein hat am Dienstagabend 486 neue Fälle innerhalb eines Tages gemeldet – gut doppelt so viele wie am Vortag (241) und 172 mehr als vor einer Woche. Die Inzidenz stieg auf 86,3.
Hier können Sie den täglichen Corona-Newsletter kostenlos abonnieren