Berlin/Kiel. Der Schienengüterverkehr von und nach Skandinavien stagniert einer Studie zufolge seit Jahren. Umweltschützer sehen sich nun bestätigt.

Gegner einer fes­ten Querung des Fehmarnbelts zwischen Dänemark und Deutschland sehen sich durch ein neues Gutachten bestätigt. Demnach stagniert der Schienengüterverkehr von und nach Skandinavien seit Jahren oder ist sogar leicht rückläufig. Es gebe aktuell keine Hinweise auf eine Zunahme der Mengen, heißt es in dem Gutachten, das das Hamburger Beratungsunternehmen HTC im Auftrag der Naturschutzorganisation Nabu erstellt hat. Dies unterstreicht nach Einschätzung des Verbandes, dass es keinen Bedarf für einen Fehmarnbelttunnel gebe.

„Der Bedarf für einen Neubau entlang des Fehmarnbelts ist schlicht nicht vorhanden“, sagte Nabu-Geschäftsführer Leif Miller. „Das dort investierte Geld würde an anderer Stelle einen deutlich größeren Nutzen entfalten.“ Für den Bau des 19 Kilometer langen Tunnels sind derzeit 7,1 Milliarden Euro angesetzt. Diese Summe muss Dänemark aufbringen. Deutschland müsste die Anbindung ans Hinterland finanzieren. Die Kosten werden auf 2,2 Milliarden Euro geschätzt.

Der Nabu sieht in der bestehenden Jütlandroute an Flensburg vorbei eine sinnvolle Alternative zu dem Tunnel-Neubau. Mit einem angemessenen Ausbau dieser Strecke lasse sich das Ziel eines ungehinderten Warenflusses zwischen Nord- und Südeuropa kostengünstiger und ökologisch verträglicher erreichen.

„Weder volkswirtschaftlich noch verkehrstechnisch zu rechtfertigen“

Der Linke-Obmann im Verkehrsausschuss des Bundestages, Herbert Behrens, sagte, die Verkehrsprognosen zur Fehmarnbeltquerung seien aus der Luft gegriffen. Zwei Drittel der auf der Schiene transportierten Gütermengen würden der Studie zufolge von der Jütlandroute lediglich auf die Beltquerung verlagert. „Das derzeit teuerste Infrastrukturprojekt Europas ist weder volkswirtschaftlich noch verkehrstechnisch zu rechtfertigen“, sagte Behrens.

Der schleswig-holsteinische CDU-Landtagsabgeordnete Volker Dornquast dagegen kritisierte die Arbeitsweise des Nabu. Die Organisation lasse kein Mittel aus, um in der Bevölkerung Stimmung gegen das vertraglich zwischen Dänemark und Deutschland vereinbarte Projekt zu machen. „Als öffentlich geförderter Verein soll der Nabu an Planungen mit- und auf sie einwirken“, sagte Dornquast. Dazu dürfe man nicht in Fundamentalopposition gehen.

Das dänische Parlament hatte in der vergangenen Woche den Willen bekräftigt, den Tunnel zu bauen – trotz steigender Kosten und vieler Verzögerungen. Das Projekt verzögert sich vor allem deshalb, weil die notwendigen Genehmigungen für Deutschland noch nicht vorliegen. Anders als in Dänemark hatte es in Deutschland Tausende Einwendungen unter anderem von Naturschützern gegen den Tunnelbau gegeben. Sie rechnen weiter damit, dass sie das Mammutprojekt verhindern können.