Im Fehmarnbelt-Streit bleibt der Nabu eine Antwort schuldig

Es ist eine Krux mit diesem Fehmarnbelttunnel. Je näher der Baubeginn rückt, desto ferner rückt die Idee, die zur Unterzeichnung des Staatsvertrags zwischen Dänemark und Deutschland geführt hatte. Durchaus feierlich hieß es damals, 2008, der Vertrag werde geschlossen „in dem Wunsch, die Verkehrsverbindungen zwischen den beiden Staaten zu stärken und dadurch zugunsten der Europäischen Union, der beiden Staaten und der Regionen am Fehmarnbelt die erforderlichen Voraussetzungen für eine intensive kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu schaffen“. Vergangene Zeiten. Die EU hat gerade keinen besonders guten Ruf. Unser Nachbar Dänemark hat Grenzkontrollen eingeführt. Von einer intensiven kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit sind wir ganz schön weit entfernt.

Aber vielleicht ist es gerade in diesen Zeiten sinnvoll, an dem Tunnel festzuhalten. Es ist kein Gegenwarts-, sondern ein Zukunftsprojekt. Niemand weiß, in welchem Zustand Europa ist, wenn die kühnen Dänen ihren Tunnel fertiggebaut haben. Noch einmal acht Jahre könnten bis dahin vergehen. Wir sind also erst auf der Hälfte der Wegstrecke – viel zu früh, um eine große Idee zu verwerfen.

Den Naturschutzbund interessiert das alles nicht. Er sammelt jetzt Munition gegen den Tunnel. Das am Montag veröffentlichte Gutachten ist eine erste Fingerübung für eine Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss für die deutsche Tunnelanbindung. Auffällig ist: Der Nabu hat offenbar Schwierigkeiten, Verstöße gegen das Naturschutzrecht geltend zu machen. Stattdessen argumentiert man damit, dass der Ausbau der Alternativroute durch Jütland nicht geprüft worden sei. Das kann man versuchen. Überzeugender wäre der Versuch aber, wenn der Nabu endlich offenlegen würde, wie sehr er von seiner Kooperation mit dem größten Tunnelgegner profitiert. Ja, der Nabu berät Scandlines in Umweltfragen. Scandlines betreibt die Fähren zwischen Puttgarden und Rödby. Die würden viele Kunden an den Tunnel verlieren. Der Nabu weigerte sich auch gestern wieder, diese Frage zu beantworten: Wie viel Geld bekommen die Naturschützer von Scandlines?