Die “Welt“ berichtet über einen möglichen Rücktritt von de Jager. In CDU-Kreisen kann dieses jedoch ganz und gar nicht bestätigt werden.

Kiel. Verwirrung um Schleswig-Holsteins CDU-Landeschef Jost de Jager: Einem Bericht der „Welt“ zufolge erwägt der Parteivorsitzende, sein Amt noch an diesem Donnerstag aufzugeben. Die Zeitung (Freitagausgabe) beruft sich auf ein führendes Mitglied der Christdemokraten. Danach soll die Entscheidung über de Jagers Verbleiben im Amt auf der Sitzung des Landesvorstands der Nord-Union an diesem Donnerstag fallen. De Jager selbst wollte zunächst keine Stellungnahme abgeben. Aus CDU-Kreisen wurde der Bericht zurückgewiesen.

+++ "Welt": De Jager erwägt seinen Rücktritt +++

+++ CDU-Landeschef de Jager will in den Bundestag +++

An einen Rücktritt glaube ich nicht. Ich denke, das war eine Zeitungsente“, sagte Hans-Jörn Arp, der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Landtag. Der „Welt“ zufolge sind Irritationen zu de Jagers Absicht, im Wahlkreis Schleswig-Flensburg für den Bundestag zu kandidieren, der Hintergrund für mögliche Rücktrittsüberlegungen. Die 54-jährige Juristin Sabine Sütterlin-Waack hatte laut dem CDU-Kreisverband Schleswig-Flensburg schon im Juni offiziell hier ihre Kandidatur erklärt. Sie sei nicht zurückgetreten, als de Jager seinen Hut in den Ring warf.

Mit Sütterlin-Waacks Kandidatur war nicht klar, ob dem CDU-Landeschef ein wochenlanges Bangen bevorstand. Arp betonte aber, dass de Jager sicher nicht mit einem Rücktritt drohe, um dem zu entgehen. „Das macht er mit Sicherheit nicht zur Bedingung, dass es keine Gegenkandidaten gibt“, sagte der CDU-Politiker. Am 1. Oktober werde die Entscheidung fallen, wer sich als Kandidat durchsetze. „Das ist ein ganz normaler demokratischer Vorgang“, sagte Arp. Für de Jager sei jetzt wichtig, „wie sich das Stimmungsbild in den kommenden Tagen und Wochen entwickelt. Es darf kein CDU-Politiker in dem Verfahren beschädigt werden“, betonte er.

Aus dem CDU-Landesverband hieß es zu dem „Welt“-Bericht: „Wir gehen davon aus, dass sich heute im Laufe des Tages nichts tun wird, und dass der Landesvorstand Herrn de Jager am Abend seine volle Unterstützung aussprechen wird“, sagte die CDU-Pressesprecherin, Christine Ström, der Nachrichtenagentur dpa wenige Stunden vor Beginn der Vorstandssitzung. „Das Thema stand nicht auf der Tagesordnung, wird nach den Berichten nun aber sicher besprochen werden“, meinte sie. Im Anschluss solle es eine Pressekonferenz geben.

Am Mittwoch hatte der stellvertretende CDU-Landeschef, Reimer Böge, de Jager den Rücken gestärkt. Er habe dessen Bewerbung „mit großer Erleichterung aufgenommen.“ „Ich bin mir sicher, dass ein Mandat de Jagers der gesamten Partei gerade im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen in 2013 gut tun wird. Seine Bewerbung erfährt darum meine vollste Unterstützung“, hieß es von Böge.

De Jager war bei der Landtagswahl im Mai als Spitzenkandidat angetreten, hatte aber keinen Sitz als Abgeordneter im Landtag bekommen. Denn ins Parlament gelangten nur 22 Wahlkreisbewerber der Union, und die Landesliste kam nicht zum Tragen. De Jager hatte keinen Direktwahlkreis. Zunächst gab es Spekulationen, der CDU-Landeschef wolle in die Wirtschaft wechseln. Vor rund einer Woche kündigte er aber an, dass er sich als Direktkandidat im Wahlkreis Schleswig-Flensburg für die Bundestagswahl 2013 bewerben wolle. Der bisherige Direktkandidat, Wolfgang Börnsen, verzichtet aus Altersgründen. (dpa)