Nach Informationen der “Welt“ will de Jager noch heute über seinen Verbleib entscheiden. Interne Führungskrise soll Grund für Entscheidung sein.

Berlin/Kiel. Verwirrung um Schleswig-Holsteins CDU-Landeschef Jost de Jager: Einem Bericht der „Welt“ zufolge erwägt der Parteivorsitzende, sein Amt noch an diesem Donnerstag aufzugeben. Die Zeitung (Freitagausgabe) beruft sich auf ein führendes Mitglied der Christdemokraten. Danach soll die Entscheidung über de Jagers Verbleiben im Amt auf der Sitzung des Landesvorstands der Nord-Union an diesem Donnerstag fallen. Aus dem Umfeld des Politikers wurde diese Darstellung aber zurückgewiesen.

„Wir gehen davon aus, dass sich heute im Laufe des Tages nichts tun wird, und dass der Landesvorstand Herrn de Jager am Abend seine volle Unterstützung aussprechen wird“, sagte die CDU-Pressesprecherin, Christine Ström, der Nachrichtenagentur dpa wenige Stunden vor Beginn der Sitzung. „Das Thema stand nicht auf der Tagesordnung, wird nach den Berichten nun aber sicher besprochen werden“, meinte sie. Im Anschluss solle es eine Pressekonferenz geben.

+++ CDU-Landeschef de Jager will in den Bundestag +++

Hintergrund für die möglichen Rücktrittsüberlegungen de Jagers sind der „Welt“ zufolge Irritationen um seine Absicht, im Wahlkreis Schleswig-Flensburg für den Bundestag zu kandidieren. Die 54-jährige Juristin Sabine Sütterlin-Waack hatte laut dem CDU-Kreisverband Schleswig-Flensburg schon im Juni offiziell hier ihre Kandidatur erklärt. Sie sei nicht zurückgetreten, als de Jager seinen Hut in den Ring warf. Damit war nicht klar, ob dem CDU-Landeschef ein wochenlanges Bangen drohte.

Am Mittwoch hatte der stellvertretende CDU-Landeschef, Reimer Böge, de Jager den Rücken gestärkt. Er habe dessen Bewerbung „mit großer Erleichterung aufgenommen.“ „Ich bin mir sicher, dass ein Mandat de Jagers der gesamten Partei gerade im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen in 2013 gut tun wird. Seine Bewerbung erfährt darum meine vollste Unterstützung“, hieß es von Böge.

De Jager war bei der Landtagswahl im Mai als Spitzenkandidat angetreten, hatte aber keinen Sitz als Abgeordneter im Landtag bekommen. Denn ins Parlament gelangten nur 22 Wahlkreisbewerber der Union, und die Landesliste kam nicht zum Tragen. De Jager hatte keinen Direktwahlkreis. Zunächst gab es Spekulationen, der CDU-Landeschef wolle in die Wirtschaft wechseln. Vor rund einer Woche kündigte er aber an, dass er sich als Direktkandidat im Wahlkreis Schleswig-Flensburg für die Bundestagswahl 2013 bewerben wolle. Der bisherige Direktkandidat, Wolfgang Börnsen, verzichtet aus Altersgründen. (dpa)