Christian von Boetticher will sich aus der Politik verabschieden und bei der Landtagswahl 2012 nicht mehr antreten. CDU-Politiker äußern Bedauern.

Hamburg/Kiel. Rund anderthalb Monate nach Bekanntwerden einer früheren Liebesbeziehung zu einer 16-Jährigen und dem damit verbundenen Abschied von der Spitzenkandidatur für die Landtagswahl in Schleswig-Holstein hat sich Christian von Boetticher (CDU) offenbar dazu entschieden, sich endgültig aus der Politik zurückzuziehen. Dem Nachrichtenportal "Spiegel Online" sagte von Boetticher, nicht mehr zur Landtagswahl am 6. Mai 2012 antreten zu wollen. Diese Entscheidung habe der ehemalige schleswig-holsteinische CDU-Landes- und Fraktionschef der Parteispitze in seinem Wahlkreis Pinneberg mitgeteilt, schreibt das Online-Magazin am Freitag. "Ich werde zur Landtagswahl am 6. Mai nicht wieder kandidieren“, sagte er am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Zu Motivation und weiteren Plänen will er sich erst auf dem Kreisparteitag des CDU-Kreisverbandes Pinneberg am Sonnabend in Rellingen äußern.

"Das ist seine persönliche Entscheidung; er hat viel durchgemacht“, sagte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU). Dies sei eindeutig ein Verlust für die Landespolitik. Boetticher habe außerordentliche politische Fähigkeiten. Der designierte Nachfolger als Spitzenkandidat und Landesvorsitzender, Wirtschaftsminister Jost de Jager, erklärte: "Das ist aus seiner Sicht persönlich konsequent.“ Der neue Fraktionschef Johannes Callsen nahm die Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis. FDP-Fraktionsschef Wolfgang Kubicki sagte zum Rückzug Boettichers aus der Landespolitik: "Es war nicht nötig. Ich bedaure das sehr.“

+++ Christian von Boetticher: "Die erste Zeit war der Hammer" +++

+++ Leitartikel: Die Fehler von gestern +++

+++ Die politische Karriere des Christian von Boetticher +++

+++ Zweifel in der Nord-CDU an Frontmann von Boetticher +++

Boetticher war Mitte August von allen Ämtern und der Spitzenkandidatur zurückgetreten, nachdem eine zurückliegende Affäre mit einer 16-Jährigen bekanntgeworden war. Seine berufliche Zukunft sehe er als Jurist in der Wirtschaft, sagte Boetticher "Spiegel Online“.

Die Entscheidung sei gefallen, obwohl er in seinem Wahlkreis eine breite Unterstützung für eine neue Kandidatur erfahren habe. "Die Zustimmung lag bestimmt bei 90 Prozent“, erklärte Boetticher. Was er nun genau machen werde, sei noch nicht entschieden.

Am Dienstag war Boetticher erstmals nach mehrwöchiger Auszeit in das Kieler Landeshaus zurückgekehrt und hatte als einfacher Abgeordneter an einer Fraktionssitzung teilgenommen. Am Mittwoch stimmte er dem umstrittenen Alleingang des Landes bei der Neuordnung des Glücksspielrechts zu. CDU und FDP sind im Parlament auf seine Stimme angewiesen, weil das Bündnis nur einen Sitz mehr hat als die Opposition.

Freundlicher Empfang in Kiel

In der Kieler Landtagsfraktion sei er bei seiner Rückkehr freundlich aufgenommen worden. "Manchmal ist es aber ganz gut, wenn man geschubst wird, damit man die Chance erkennt, etwas anderes mit seinem Leben anzufangen. Ich bin jetzt in den Vierzigern, wenn nicht jetzt, wann dann?“, sagte Boetticher.

Er ließ am Freitag aber offen, wohin ihn sein Weg nun führt. Was er genau machen werde, sei zwar noch nicht entschieden. Die Tendenz gehe aber dahin, in Deutschland zu bleiben, allerdings in einer Großstadt außerhalb Schleswig-Holsteins zu arbeiten, sagte er lediglich.

Auf regionaler Ebene weiter politisch aktiv

Auf regionaler Ebene im Kreisverband Pinneberg will Boetticher parteipolitisch aktiv bleiben. "Ich will auf dem Kreisparteitag am Samstag wieder als Stellvertreter kandidieren“, sagte der Christdemokrat. Kreisvorsitzender ist dort der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Ole Schröder.

Mit Material von dpa und dapd