Die schleswig-holsteinische CDU hat mit Christian von Boetticher ihren Spitzenkandidaten für die kommende Landtagswahl nominiert.

Norderstedt. Ein Parteitag der schleswig-holsteinischen CDU ist am Freitagabend in Norderstedt zusammengekommen, um den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl nominieren. Einziger Bewerber ist der Landes- und Fraktionsvorsitzende Christian von Boetticher. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen hatte den 40-Jährigen vorgeschlagen. Offiziell gewählt wird der CDU-Spitzenkandidat zur Landtagswahl am 6. Mai nächsten Jahres erst mit Aufstellung der Landesliste. Dies soll am 4. November in Lübeck geschehen. Als Spitzenkandidat ist von Boetticher nicht unumstritten. So werfen ihm Kritiker Führungsdefizite und mangelnde Kommunikation vor. In Norderstedt will die CDU auch Eckpunkte zur Energiepolitik beschließen.

Der 1,97-Meter-Mann mit dem korrekten Scheitel war mit 28 EU-Abgeordneter, mit 34 Landesminister und mit 38 Chef der CDU-Landtagsfraktion. Schnell galt der Jurist aus Pinneberg als „Kronprinz“ seines politischen Ziehvaters, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen. Umso blasser wirkte er, als Carstensen Anfang 2010 Spekulationen über einen Rücktritt während dieser Wahlperiode offensiv zurückwies und eine erneute Kandidatur für den CDU-Landesvorsitz ankündigte.

Dies erledigte sich dann aber, als das Landesverfassungsgericht eine Neuwahl bis Herbst 2012 anordnete. Carstensen machte für von Boetticher den Weg an die CDU-Landesspitze frei und verkündete seinen Verzicht auf eine weitere Spitzenkandidatur. Mit gut 90 Prozent wählte ein Parteitag von Boetticher im September 2010 zum Landesvorsitzenden. Anfang 2011 drängelte der Reserveoffizier schon wieder und preschte mit der Nachricht hervor, er wolle sich am 6. Mai zum Spitzenkandidaten nominieren lassen. Spekulationen über mögliche innerparteiliche Konkurrenz nahm er damit Wind aus den Segeln. Als Modernisierer hat sich der 40-Jährige, der Heiligabend 1970 in Hannover geboren wurde, bisher nicht hervorgetan, er stellte eher konservative Werte heraus.

Dass von Boetticher für die CDU nächster Ministerpräsident werden will und soll, hat in der Partei keine Jubelstürme ausgelöst, doch Alternativen drängten sich auch nicht auf. Kritiker meinen, dass die CDU mit Wirtschaftsminister Jost de Jager als Spitzenkandidat bessere Wahlchancen hätte. Wegen der Vorbehalte gegenüber von Boetticher gilt auch ein vorzeitiger Rückzug Carstensens vom Posten des Regierungschefs als politisches Risiko für CDU und FDP, weil ihr Regierungsbündnis im Landtag nur eine Ein-Stimmen-Mehrheit hat.