Der Veranstalter behauptet, die Feier wäre von der Polizei abgesegnet worden. Die spricht von einem “Ausufern der Party“ - die Stadt ist wütend.

Kiel/Strande. Verschlafen hocken die drei jungen Leute am Strand vor dem Bülker Leuchtturm. Sie haben sich in ihre Schlafsäcke eingewickelt, nachdem sie die ganze Nacht durchgefeiert haben. Begonnen hatte die Party für sie mit einer Einladung in dem sozialen Netzwerk Facebook. „So habe ich davon erfahren“, sagt ein18-Jähriger aus Kiel. Die Stimmung am Mittwochabend sei gut gewesen, die rund 350 jungen Leute tanzten ausgelassen am Strand, feierten und genossen den lauen Sommerabend.

Am nächsten Morgen ist die Rede von einer ausgeuferten Facebook-Party. „Es gab einen öffentlichen Aufruf auf Facebook, von dem wir Kenntnis bekommen haben“, sagte ein Kieler Polizeisprecher. 750 Gäste hätten sich zu der Party angekündigt, die eigentlich am wenige Kilometer entfernten Falckensteiner Strand bei Kiel stattfinden sollte. Polizei und Ordnungsamt entschieden aber, dass die Feier hier nicht stattfinden könne und sprachen ein Verbot aus.

Facebook-Party in Kiel: 300 Menschen feiern am Strand

Die Veranstalter, eine Gruppe von jungen Leuten aus Kiel, entschied dann spontan die Party nach Strande zum Leuchtturm Bülk zu verlegen. „Das war alles von der Polizei abgesegnet und geduldet“, sagen sie. „Wenn wir etwas machen, dann machen wir es verantwortungsbewusst.“ Am nächsten Morgen sitzt die Gruppe verschlafen neben einem Berg von Müll, einer Musikanlage und ein paar Tischen und Stühlen. Den Müll am Strand haben sie selbst aufgeräumt.

Petra Jarray, Anwohnerin und Inhaberin eines Cafés am Leuchtturm, kann die Aufregung nicht verstehen. „Der Hype der daraus gemacht wird, das ist schade für die jungen Leute“, sagt sie. „Die haben einfach nur geil Party gemacht am schönsten Tag im Jahr.“ Von der Feier habe sie fast nichts bemerkt. „Es geht auch anders, es sind nicht alle Tessa“, sagt sie mit Blick auf die Geburtstagsparty einer jungen Hamburgerin, die über Facebook versehentlich Millionen Nutzer des sozialen Netzwerks eingeladen hatte.

Rund 1600 Menschen waren Anfang Juni zu Tessas Party nach Hamburg gekommen – ein Sicherheitsdienst und die Polizei mussten eingreifen. Solche öffentlichen Einladungen zu Feiern via Facebook hatten in den vergangenen Monaten immer wieder für Aufsehen gesorgt. Auch zum Sommerfest der CDU in Hasloh (Kreis Pinneberg) meldeten sich via Facebook über 1000 Leute an. Nach Strande sind nach Angaben der Veranstalter rund 200 Gäste gekommen, alles Bekannte und Freunde. Von einer öffentlichen Einladung über Facebook wollen sie nichts wissen. „Es war keine Außer-Kontrolle-Party.“

Die Kieler Polizei bestätigt, dass sie vorab in Kontakt mit den Veranstaltern stand. „Die haben gesagt, dass sie mit 30 bis 40 Leuten ein Bierchen am Strand trinken wollen“, sagte ein Polizeisprecher. Von den tatsächlichen rund 350 Gästen habe man nichts gewusst. Dennoch sei die Party friedlich gewesen, für die Polizei habe es keinen Grund zum Eingreifen gegeben. In der Nacht gab es eine Sachbeschädigung an einer Bushaltestelle – ob diese in Zusammenhang mit der Party steht, war zunächst unklar.

Für Ärger sorgte die spontane Feier vor allem bei der Gemeinde Strande. „Ich habe erst heute Morgen davon erfahren. Vorher wurde das uns gegenüber mit keiner Silbe erwähnt“, sagte Bürgermeister Udo Lüsebrink (CDU). Der Bauhof der Stadt habe Wege und Parkplätze reinigen müssen, außerdem seien Schilder beschädigt worden. „Natürlich ärgert uns das“, sagte Lüsebrink. Auch ein Sprecher der zuständigen Amtsverwaltung sagte, man habe von der Veranstaltung nichts gewusst und sie auch nicht genehmigt. „Jetzt sind wir erst einmal mit den Nachwehen beschäftigt“, sagte er. „Es wird auch geprüft: Wer zahlt die Kosten? Kann das den Veranstaltern auferlegt werden?“