Wedel. Die neue Elbschule am Rosengarten muss noch zwei Jahre ohne Fördergeld auskommen. Wie der Start lief, und woran es sonst noch hakt.

Nachdem die 38 Kinder bei der Eröffnung der Elbschule in Wedel im vergangenen Sommer noch etwas auf den endgültigen Einzug in ihre Klassenräume warten mussten, läuft nun alles fast nach Plan. Das sagen zumindest die Verantwortlichen in der neuen Waldorf-Bildungseinrichtung auf dem Gelände der Möller Werke am Rosengarten.

Eine Herausforderung ist dabei nicht die schulische Erziehung der Kinder der Klassenstufen 1 und 5 nach der Waldorf-Lehre, sondern vielmehr die Finanzen. In den ersten zwei Jahren bekommen Privatschulen in Schleswig-Holstein keine öffentlichen Fördergelder, erst ab dem dritten Jahr, also ab 2025 erhält auch die Wedeler Elbschule Geld vom Land.

Elbschule Wedel: Zum Start 160.000 Euro Spendengeld

Bis dahin heißt es: Einen langen Atem beweisen, vernünftig wirtschaften und auch auf Geldspenden hoffen. „Zum Schulstart hatten wir eine Summe von 160.000 Euro einsammeln können und sind dankbar und glücklich über jeden weiteren Betrag, der noch kommt. Jeder Euro hilft“, sagt Mella Drescher vom Elbschulen-Vorstand. Schulleiterin ist Sandra Wilkens, die zugleich Klassenlehrerin der jüngsten Elbschüler ist. Insgesamt sieben Lehrer unterrichten die Schüler nach Waldorf-Pädagogik.

Elbschule Wedel: Zum Vorstand gehören unter anderem Mella Drescher (l.) und Olivia  Robioneck.
Elbschule Wedel: Zum Vorstand gehören unter anderem Mella Drescher (l.) und Olivia Robioneck. © Frederik Büll | Frederik Büll

„160.000 Euro hört sich erst einmal toll an, aber von diesem Geld werden unter anderem auch die Gehälter der sieben Lehrkräfte gestemmt, dazu kommen andere Dinge wie Strom und Miete. Unsere monatlichen Ausgaben belaufen sich auf 22.000 Euro“, so Drescher, die ehrenamtlich das Projekt mit vielen Mitstreitern seit vier Jahren geplant hat und stolz auf die endgültige Verwirklichung ist. „Damit haben wir auf Wedel bezogen ein Stück weit Schulgeschichte geschrieben“, so die Wedelerin.

Elbschule Wedel: Monatliches Minus von 13.000 Euro

Nach aktuellem Stand gebe es etwa ein monatliches Minus von 13.000 Euro. Parallel gebe es auch eine Kredit-Zusage zur Finanzierung, doch von dieser Option möchten die Verantwortlichen so spät wie möglich Gebrauch machen.

Weil die endgültige Freigabe noch fehlte, durften die ersten Elbschüler bei der Einschulung nicht in die Klassenräume.
Weil die endgültige Freigabe noch fehlte, durften die ersten Elbschüler bei der Einschulung nicht in die Klassenräume. © Pinneberg | Elbschule Wedel

„Wir haben unser Finanzierungskonzept, in dem aufgezeichnet ist, dass wir die ersten beiden Jahre keine Fördergelder erhalten. Das war uns allen bewusst, auch dass es mitunter knapp werden könnte“, so die 49-Jährige, die hauptberuflich im Bereich Marketing und Kommunikation für die Stadtsparkasse Wedel tätig ist.

Waldorfschule in Wedel: Lieber Spenden als Kredit-Aufnahme

Mit 350.000 Euro an Spendengeld insgesamt ist kalkuliert worden, nach Abzug der zum Schulbeginn eingegangenen Summe bleiben noch 190.000 Euro übrig. Je kleiner der Anteil, der letztlich zur Überbrückung über einen Kredit abgewickelt werden muss, desto besser.

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Auch auf dem Wedeler Weihnachtsmarkt am Roland gab es einen Stand, an dem zum Beispiel selbst gezogene Kerzen oder auch Kräutersalz verkauft wurden. Die Erlöse kamen in den Spendentopf.

Elbschule: Monatliches Schulgeld für das erste Kind beträgt 210 Euro, dann wird‘s günstiger

Das monatliche Schulgeld für den Besuch der Elbschule beträgt für das erste Kind einer Familie 210 Euro, das erste Geschwisterkind zahlt beispielsweise 130 Euro. In den kommenden Jahren kommen jeweils eine neue erste und fünfte Klasse hinzu. Die maximale Klassenstärke von 25 Schülern soll dabei nach Angaben von Drescher – aufgrund des pädagogischen Leitbildes – nicht überschritten werden.

Die „Gute Stube“ der Elbschule Wedel. Hier bekommen die Kinder ihr Bio-Mittagessen.
Die „Gute Stube“ der Elbschule Wedel. Hier bekommen die Kinder ihr Bio-Mittagessen. © Elbschule Wedel | Elbschule Wedel

Aktuell sind für das kommende Schuljahr, das im Sommer 2024 beginnt, für die Klassenstufe eins 16 Schüler angemeldet, für Klassenstufe fünf sind es neun. Zudem gibt es auch die Möglichkeit für schulische Quereinsteiger, in die zweite oder sechste Klasse zu gehen.

Positive Bilanz der ersten vier Elbschulmonate

Drescher zieht eine positive Bilanz der ersten vier Elbschulmonate: „Wir hatten einen guten Start. Die Kinder haben Spaß und fühlen sich auf dem großen Gelände wohl. In den Pausen gibt es ganz viel Platz, sich dort auszutoben. Wir haben neben den beiden Klassenräumen auch einen Betreuungsbereich, in dem wir gemeinsam essen.“ Als Schul-Aula, etwa für Aufführungen, wird ein ehemaliger Werkstattraum der Möller-Werke genutzt.

Elbschule Wedel: So sieht der Klassenraum für die Erstklässler aus.
Elbschule Wedel: So sieht der Klassenraum für die Erstklässler aus. © Elbschule Wedel | Elbschule Wedel

Das Essen wird vom Hamburger Caterer Lühmanns Teestube geliefert, der auf frische, saisonale und regionale Lebensmittel in Bio-Qualität setzt. Die Elbschule bietet komplett vegetarische Kost an, dies habe laut Drescher allerdings vornehmlich finanzielle Hintergründe.

Jeder Besucher, der die Container-Räume betrete, sage, dass es sich überhaupt nicht nach solch einer Atmosphäre anfühle, sobald die Schwelle übertreten werde. Sondern vielmehr als gemütlich, da etwa auch oft Holz für das Interieur genutzt wurde und die Räume liebevoll dekoriert wurden. So gebe es beispielsweise eine große Sitzbank für die Schüler aus Holz oder auch einen Gemeinschaftsraum, der von der „Großfamilie“ schon liebevoll „Gute Stube“ genannt werde.

Die Container der Schule auf dem Gelände der Möller-Werke am Rosengarten. 
Die Container der Schule auf dem Gelände der Möller-Werke am Rosengarten.  © Frederik Büll | Frederik Büll

Diese „Gute Stube“ könnte noch einmal den Standort wechseln. Der Mietvertrag mit der Inatec Wedel GmbH läuft bis 2027. „Wir haben schon den Wunsch, hier auf dem Gelände zu bleiben“, so Drescher. Allerdings schaue sich das Organisationsteam parallel auch nach anderen Optionen um, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Schließlich plant der Grundstücksbesitzer Walter Inäbnit aus der Schweiz für die Zukunft ein neues Wohngebiet auf dem ehemaligen Industrie-Areal.

Weitere Informationen: https://elbschule-wedel.de