Appen. Trotz vieler Renovierungsarbeiten sollte die freie Schule Yola nach den Sommerferien öffnen. Warum es nun doch anders kommt.
Die Yola-Schule in Appen hat den Startzeitpunkt ihrer Jungfernfahrt noch einmal verschoben. Das spanische Wort Yola bedeutet nämlich Jolle – Kinder der freien demokratischen Schule sollen dort selbst entscheiden, wie und was sie lernen möchten.
Ursprünglich sollte das pädagogische Konzept, das auch als „Entdeckungsreise“ umschrieben wird, Ende August nach den Sommerferien dieses Jahres im ehemaligen evangelisch-lutherischen St. Johannes-Kindergarten in Appen in der Straße Opn Bouhlen gelehrt werden – doch nun geht es erst im Sommer 2024 mit der Alternativschule los.
Zeitdruck für Renovierung: Yola-Schule verschiebt den Start ins Jahr 2024
Und das, obwohl die Gründungsmitglieder zuversichtlich waren, innerhalb von zwei Monaten die Räume doch noch rechtzeitig auf Vordermann bringen zu können. Zuletzt war der Kindergarten allerdings mehr als zwei Jahre nicht genutzt worden und stand leer.
Wegen der teilweise stark renovierungsbedürftigen Räume und einer Finanzierungslücke von 60.000 Euro ist diese „Entscheidung der Vernunft und für die Möglichkeiten, die sich daraus jetzt ergeben, getroffen worden“, sagt die Vorsitzende Nina Adebahr.
„Jetzt haben wir für die Renovierung mehr Zeit und Ruhe. Und wir können auch schauen, was im Bereich der energetischen Sanierung noch möglich ist“, sagt sie.
Adebahr betont, dass die Verschiebung eine bewusste Entscheidung des Vorstands gewesen sei – und es nicht vom Land vorgegeben wurde.
Yola-Schule: Das Stresslevel für alle Beteiligten sei enorm hoch
Am vergangenen Wochenende tagte das Gründungsteam, dem neben ihrem Mann Tom auch Charlotte Raven und Carmen Mrozek angehören. Einen Austausch mit dem Bildungsministerium des Landes Schleswig-Holstein hatte es zuvor am Freitag ebenfalls gegeben.
„Die Mitarbeiter hatten ihre Sorgen geäußert, ob bis zum Startzeitpunkt wirklich alles fertig werden würde und uns gleichzeitig angeboten, das Verfahren ruhen zu lassen. Dann haben wir uns über das Wochenende Gedanken gemacht“, erzählt die Rissenerin. Letztlich sei die Entscheidung von ihr und Mrozek als zweiköpfigem Vorstand getroffen worden.
Und das sei richtig gewesen. „Wir mussten auch an die Gesundheit unseres gemeinnützigen Vereins denken und dafür die Verantwortung übernehmen. Und auch an unsere persönliche Gesundheit mussten wir denken. Die Zeitspanne war doch einfach zu knapp“, gibt Adebahr zu. Auch das Stresslevel für alle Beteiligten sei enorm hoch gewesen, auch wegen der Ungewissheit, ob der Termin eingehalten werden könne oder nicht.
Enormer Zeitdruck: Konzept ist vom Bildungsministerium genehmigt worden
Die Schulaufsicht wollte sich zudem vor dem ursprünglichen Starttermin in diesem Jahr den gut 900 Quadratmeter großen Gebäudekomplex noch zur Abnahme anschauen. Etwaige Verzögerungen bei den Arbeiten der Handwerker oder auch in Hinblick auf Lieferengpässe bei den benötigten Materialien seien unkalkulierbar gewesen. „Wir hatten zwar die Zusagen aller Beteiligten, aber niemand kann sich darauf komplett verlassen“, meint sie.
Und Adebahr fügt an: „Wir möchten dem Projekt noch ein Jahr Zeit geben. Das Konzept ist vom Bildungsministerium genehmigt worden, wir müssen dann für das nächste Jahr nur noch das Gebäude selbst und die Lehrkräfte dort nachreichen. Und die Lehrkräfte bleiben, so wie es momentan aussieht, bestehen“, sagt die 40 Jahre alte Vorsitzende.
Familien, die einen Umzug aus beispielsweise Nordrhein-Westfalen oder dem norddeutschen Raum geplant hätten, stünden nun auch nicht mehr so sehr unter Zeitdruck. Auch die Eltern der Schulkinder könnten nun – auch in die Renovierungsarbeiten – besser eingebunden werden.
Förderung der Yola-Schule: Vorstand ist in Gesprächen mit Firmen
Nachdem die Yola-Schule ihr Vorhaben öffentlich gemacht hatte, habe es „viel positive Resonanz gegeben“, um das Projekt nun auf noch „sicherere Beine“ zu stellen. Mit potenziellen Förderern, Firmen aus der Region, befinde sie sich in Gesprächen.
„So haben wir auch generell mehr Zeit, Gelder bis zum Start einzusammeln“, so die Vorsitzende. Spenden sind willkommen, es können auch Spendenbescheinigungen ausgestellt werden. Zudem gibt es eine Crowdfunding-Aktion auf der Homepage yola.schule. Bis jetzt sind dort (Stand: 19. Juli) 540 Euro zusammengekommen.
Schulen in freier Trägerschaft erhalten vom Land kein Geld
In den ersten beiden Jahren erhalten Alternativschulen in Schleswig-Holstein – anders als staatliche Schulen – keine Fördermitteln vom Land. Erst im dritten Jahr können Schulen unter freier Trägerschaft diese erhalten.
- Kreis Pinneberg: 1,3 Millionen Kilometer – neuer Rekord beim Stadtradeln
- LGBTQ: Supermodel plant Christopher Street Day in Elmshorn
- Wedeler Holocaust-Überlebende: Zeitzeugin Marianne Wilke verstorben
Diese Überbrückungsphase muss anderweitig gelingen. Die Startfinanzierung der Yola-Schule ist über einen Kredit der GLS Bank grundsätzlich abgesichert. Der Kredit gilt nur für den Betrieb, nicht für die Sanierung.
Yola-Schule soll besondere Lernatmosphäre schaffen
Wenn dann 2024 die ersten Kinder die Yola-Schule in Appen besuchen – zuletzt hatte es 20 Anmeldungen gegeben –, bestimmen sie das Tempo und die inhaltliche Ausrichtung selbst. Jeder Schüler soll individuell in seinen Stärken gefördert werden. Die Lehrer werden als „Lernbegleiter“ fungieren. Es gibt keine Noten, keinen Druck. Frontal-Unterricht ist in dieser besonderen Lernatmosphäre ebenfalls nicht vorgesehen.
Das monatliche Schulgeld beträgt generell 210 Euro, Lösungen für Eltern, die sich den Betrag in voller Höhe nicht leisten können, werden angeboten.
Kinder strengen sich an – „angetrieben von angeborener Neugier“
Auf der Schul-Homepage wird Daniel Greenberg von der demokratischen Bildungseinrichtung Sudbury Valley School im US-Bundesstaat Massachusetts zitiert: „Angetrieben von angeborener Neugier werden Kinder enorme Anstrengungen unternehmen, um die Welt um sich herum zu verstehen und zu meistern.“
Die Yola-Gründer und ihre Unterstützer sowie die Handwerker müssen nun in einem Jahr die fälligen Renovierungsarbeiten erledigen, damit die Schüler für ihre Wissensreise von Appen ausgehend dann 2024 endlich in See stechen können.