Wedel. Es sollte eine 1200 Kilometer lange Spendentour für das DRK werden. Warum die Senioren die Fahrt kurz vor dem Ziel abbrechen mussten.

Das Ende kam dann doch etwas plötzlich: Denn nach 1175 Kilometern – inklusive nicht geplanter Umwege – endete die irre Radtour zweier Senioren aus dem Kreis Pinneberg vorzeitig. Nicht weniger als eine Tour quer durch Deutschland hatten sie sich vorgenommen – von Nord nach Süd.

Nachdem es in Wedel für Thomas Rauch und seinen Schwager Karsten Warncke aus Appen vor knapp einem Monat losgegangen war, endete ihre Tour ein paar Kilometer vor dem eigentlichen Ziel in Simbach am Inn. Aber es war trotzdem ein krönender Abschluss, wie die beiden jetzt sagen.

DRK-Spendentour: Nach Stopp durch US-Army geht es ins „Gefängnis“

Zurück in Wedel haben die beiden nun von ihren Abenteuern berichtet. Unter anderem von der 82 Jahre alte Wirtin im Gasthof Wimmer. Sie kümmerte sich erst rührend um die wenigen Gäste. Und dann brachte sie mit ihrer stimmgewaltigen Show an der Hammond-Orgel den Laden noch so richtig in Schwung. Ein glanzvoller Abschluss der Tour.

Mehr als 1000 Kilometer hatten die Radler Rauch und Warncke da schon in den Beinen. Eigentlich wollten sie gut 1200 Kilometer in 19 Tagen fahren, um Spenden für den DRK-Ortsverein Wedel zu sammeln. Stationen ihrer Reise waren für die fitten Senioren, nachdem sie das Elbufer verlassen hatten, Rothenburg, Jena, Regensburg, Straubing und Passau.

„Es wurmt mich schon ein wenig, dass wir es nicht komplett geschafft haben.“

Doch gut 50 Kilometer Luftlinie vor Traunstein am Chiemsee brachen sie vorsichtshalber ab – ein Unwetter drohte. „Es wurmt mich schon ein wenig, dass wir es nicht komplett geschafft haben. Das ist schon schade. Aber ich konnte trotzdem gut schlafen“, sagte Rauch nach der Rückkehr in der Wedeler DRK-Zentrale.

Und das, obwohl sie auf der österreichischen Seite des Flusses am Tag der letzten Etappe noch einen kurzen Abstecher nach Braunau am Inn – Geburtsort Adolf Hitlers – gemacht hatten.

DRK Wedel: Radtour für den guten Zweck – Thomas Rauch (r.) und sein Schwager Karsten Warncke starteten in Wedel und durchquerten Deutschland.
DRK Wedel: Radtour für den guten Zweck – Thomas Rauch (r.) und sein Schwager Karsten Warncke starteten in Wedel und durchquerten Deutschland. © DRK Wedel

Mit ihrer Tour wollten die beiden leidenschaftlichen Radfahrer auf die gesellschaftlich wichtige Arbeit des Ortsvereins hinweisen – und Spenden sammeln. Mit gut 500 Mitgliedern zählt der Wedeler DRK-Ortsverein sogar zu den größten in Schleswig-Holstein.

Wedeler Spendenaktion: 4300 Euro kamen bisher zusammen

Mehr als 60,000 Euro sollten zusammenkommen, damit das DRK einen neuen großen Transporter mit Hebebühne anschaffen kann – bisher liegt die Spendensumme bei 4300 Euro. Weitere 700 Euro sollen laut Rauch in den kommenden Tagen eintrudeln. Die Zusage sei da.

Weitere potenzielle Spender wollten möglicherweise erst abwarten, ob die beiden Zweirad-Artisten wirklich bis zum Ziel kämen. „Ich hoffe, dass bald noch eine 6 davor steht“, so der DRK-Ortsvereinvorsitzende Thomas Kolodziej.

Spenden für DRK Wedel: „An allen Ecken und Enden“ einsetzbar

Enttäuscht über die bislang eingesammelte Summe ist aber niemand, denn: Jeder Euro könne beim DRK in Wedel „an allen Ecken und Enden“ genutzt werden – und mit einem Sponsor, der 75 Prozent der Transporterkosten übernehmen möchte, befände er sich gerade in Gesprächen.

Ließen es sich nach den Etappen auch gut gehen: Karsten Warncke und Thomas Rauch bei einer zünftigen Brotzeit in Bayern.
Ließen es sich nach den Etappen auch gut gehen: Karsten Warncke und Thomas Rauch bei einer zünftigen Brotzeit in Bayern. © Privat

Die Tour hatten sich der 67 Jahre alte Wedeler Rauch, der mit einem Gravel-Bike – geeignet für Asphalt und Off-Road – unterwegs war, und sein Schwager – der im Oktober 64 Jahre alt wird und E-Bike-Fahrer ist – vorab auf Google Maps ausgearbeitet.

Google Maps: US-Truppenübungsplatz Grafenwöhr nicht eingezeichnet

Glatt lief es trotzdem nicht immer: In der Oberpfalz war etwa der Truppenübungsplatz Grafenwöhr der US-Amerikaner plötzlich im Weg. Der war nicht eingezeichnet. Eigentlich wollten sie geradeaus durch.

„Wir sind einen Schotterweg gefahren, auf einmal stand da ein Schlagbaum und uns wurde von einem Soldaten mitgeteilt, dass wir nur die Möglichkeit hätten, links oder rechts herum einen Umweg von gut 15 Kilometern zu fahren“, berichtet Warncke.

An einem Militärübungsplatz in der Oberpfalz mussten die beiden Radfahrer einen ordentlichen Umweg in Kauf nehmen.
An einem Militärübungsplatz in der Oberpfalz mussten die beiden Radfahrer einen ordentlichen Umweg in Kauf nehmen. © Privat | Privat

Die zweite Idee, das Sperrgebiet vielleicht doch heimlich an anderer Stelle flott zu durchqueren, sei durch Explosionen – die Radler vermuten Artillerie – verworfen worden. Immerhin durften sie anschließend mit der Erlaubnis eines Baggerfahrers auf einer neu-asphaltierten, aber eigentlich noch gesperrten Landstraße wieder auf Kurs kommen.

DRK-Spendentour: Radler aus Wedel und Appen landen im „Knast“

„Dann sind wir im Knast gelandet“, erzählte Thomas Rauch mit einem Augenzwinkern. Das Hotel Fronfeste in Amberg (Bayern) bietet seinen Übernachtungsgästen schöne enge Gefängniszellen mit Pritschen an. „Uns wurde eine Zelle gezeigt, wie es früher aussah. Unsere war dann einen Hauch besser“, sagte er.

DRK-Spendentour : Es gab eine Übernachtung im Hotel Fronfeste
DRK-Spendentour : Es gab eine Übernachtung im Hotel Fronfeste "Rast im Knast". © Privat.

Echte Dramen habe es auf der gesamten Tour kaum gegeben. Kein Reifenplatzer, nicht einmal Luft musste nachgepumpt werden. Es gab zum Glück auch keine Unfälle – und keine Tierangriffe.

Weder Rauch noch Warncke wurden von Schlangen gebissen. Auf Schildern sei stets nur andersherum gewarnt worden – die Radfahrer sollten auf die Reptilien achten.

Spenden-Radler streckten die Strapazen gut weg

Salben und Schmerzmittel blieben von Rauch und Warncke ungenutzt – lediglich das Gesäß schmerze auf solchen Touren enorm. Ganz egal wie qualitativ hochwertig auch der Fahrradsattel sei.

Selbstverständlich sei bei Regenwetter oder Anstiegen in bergigeren Gefilden auch geflucht – und geschoben – worden. Oder wenn wegen Bauarbeiten und damit verbundenen Umwegen der Blick auf die Donau doch nicht durchgängig war.

In Passau: Hamburger Paar kannte die Radler aus dem Abendblatt

Beim Bier- und Schnapstrinken in einem Gasthaus in Passau kurz vor dem Ziel seien die Spendensammler dann zufällig in ein Gespräch mit einem Paar aus Hamburg-Rahlstedt gekommen. „Ach, ihr seid das? Wir haben den Artikel im Abendblatt gelesen“, zählt Rauch eine weitere Anekdote auf.

Und auf einer Elbquerung mit der Fähre zu Beginn der Tour habe ein Fremder spontan den beiden eine Fünf Euro-Spende in die Hand gedrückt. Auch das sei ein schönes Erlebnis gewesen.

Wedels DRK-Ortsvereinsvorsitzender Thomas Kolodziej (l.) und Stadtpräsident Julian Fresch heißen Thomas Rauch (l.) und Karsten Warncke in Wedel willkommen.
Wedels DRK-Ortsvereinsvorsitzender Thomas Kolodziej (l.) und Stadtpräsident Julian Fresch heißen Thomas Rauch (l.) und Karsten Warncke in Wedel willkommen. © Frederik Büll | Frederik Büll

Der „Service-Wagen“ mit den Ehefrauen an Bord kam lediglich für die gemeinsame Rücktour zum Einsatz. Anerkennung für die Langstreckenstrampler gab es nach der Rückkehr auch in Wedel: „Ich finde das großartig. Wir sind hier oben ja mehr so die Flachland-Radler. Gestern bin ich 60 Kilometer Rad gefahren, mir tut alles weh. Insofern große Hochachtung vor dieser Leistung“, sagte der 27 Jahre alte Stadtpräsident Julian Fresch.

Spendentour für das DRK Wedel: Radfahrer überlegen sich schon nächste Aktion

Die beiden Radfahrer waren nicht zum ersten Mal gemeinsam auf einer längeren Radtour, es war jedoch die Benefiz-Premiere. „Die Arbeit hier vom DRK Wedel imponiert mir sehr. Ich hatte im erweiterten Familienumfeld leider zuletzt auch krankheitsbedingte Fälle, die nicht gut ausgegangen sind. Insofern weiß ich, wie wichtig das Thema häusliche Pflege ist“, sagte Rauch.

Und gerade auch die DRK-Begegnungsstätten seien von enormer Bedeutung, weil Einsamkeit im Alter ein riesiges Problem sei. Rauch hofft, dass auch die Wedeler Politik den DRK-Einrichtungen in der Zukunft stets wohlgesonnen bleibe. Für das kommende Jahr hat Rauch eine neue Aktion für den guten Zweck ausgeheckt – diesmal wohl ohne Rad. Was genau es sein wird – das bleibt noch geheim.

Das Spendenkonto:

Deutsches Rotes Kreuz Ortsverein Wedel e.V.

Stadtsparkasse Wedel

IBAN: DE88 2215 1730 0000 0020 54

BIC: NOLADE 21 WED

Verwendungszweck: DRK Radtour