Wedel. Das Rathaus muss sparen und schlägt eine Streichliste bei Spielplätzen vor. Dagegen regt sich nun Widerstand – auch von Familien.

Diese Streichliste birgt Zündstoff: Wedel muss wegen einer sehr angespannten Haushaltslage sparen – möglicherweise soll das aus Sicht der Politik aber auch am komplett falschen Ende geschehen. Eine von vielen Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung ist nämlich die Reduzierung von Spielplätzen in der Rolandstadt.

Von 45 Spielplätzen im Stadtgebiet sollen mittelfristig nur noch 30 übrig bleiben. In einem ersten Schritt sollen nach Wunsch der Verwaltung fünf Spielplätze zurückgebaut werden. Solche Maßnahmen seien aus Sicht der Grünen allerdings nur schwer mit dem bisherigen Ziel Wedels zu vereinbaren. Es heißt: „Die Stadt sorgt für eine soziale Infrastruktur zur gesellschaftlichen Teilhabe möglichst aller Einwohner.“

Wortbruch? Weniger Spielplätze in Wedel – Politik ist erbost

Petra Kärgel, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, startete mit ihrer Fraktion kürzlich eine Recherche vor Ort, verteilte Flyer über das Vorhaben – und erhielt unter anderem diese Rückmeldung eines Elternteils: „Diese geplante Maßnahme gibt mir wieder einmal das Gefühl, dass eine Investition in die Zukunft in Wedel offenbar vernachlässigbar ist.“

Zunächst sollen die Spielplätze Rebhuhnweg, Hellgrund, Rotdornweg, Vogt-Körner-Straße und Reepschlägerstraße zurückgebaut werden. Neben Teilen der Politik sind auch viele Wedeler damit nicht einverstanden: Eltern und Kinder machten ihrem Ärger in der Einwohnerfragestunde zu Beginn der vergangenen Sitzung des Umwelt-,Bau- und Feuerwehrausschusses Luft.

Reduzierung von Spielplätzen – Grünen stellen Antrag

Die Grünen-Fraktion, die übrigens nur 44 Spielplätze zählt, hatte in der Sitzung einen Antrag gestellt, in der die Verwaltung aufgefordert wird, das Thema noch einmal gründlich zu überdenken. Vier der fünf Spielflächen müssten bleiben.

Petra Kärgel ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Wedeler Grünen.
Petra Kärgel ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Wedeler Grünen. © Bündnis 90/Die Grünen

Unter Punkt 1 des Antrags heißt es: „Die vier Spielplätze Rebhuhnweg, Hellgrund, Rotdornweg, Vogt-Körner-Straße bleiben erhalten und werden nicht rückgebaut“.

Zudem sollen auch auf dem Spielgelände in der Reepschlägerstraße mindestens die Tischtennis-Platte und die Bänke bleiben.

Die Nachbarschaft solle beispielsweise über einen am Spielplatz veröffentlichen QR-Code die Möglichkeit erhalten, an einer Befragung teilzunehmen.

Wedeler Grüne: Verwaltung hat niemanden befragt

Eine fehlende Befragung der anliegenden Nachbarn ist aus Sicht der Grünen ohnehin das größte Problem. „Entgegen des Ratsbeschlusses vom 11.5.23 wurden keine Gespräche mit den Betroffenen (Nachbarschaft Spielplätze, Kitas, Schulen) geführt.

„Das Kinderparlament wurde nicht eingeschaltet. Das ist ein Verstoß gegen die Kinderrechte auf deren Einhaltung Politik und Verwaltung Wert legen sollte“, heißt es inklusive eines gewissen Schärfegrades gegenüber der Verwaltung.

Grünen-Fraktion beantragt Spielplatz-Konzept für Wedel

Gefordert wird nun die Erstellung eines Spielplatz-Konzeptes sowie eine Spielleitplanung für Wedel seitens der Verwaltung. Dabei sollen das Kinderparlament, Schulen und Kitas in den Einzugsgebieten der Spielplätze einbezogen werden.

Ebenfalls fordern die Grünen ein „Kosten-Controlling“ im Bauhof, das „Aussage über die laufenden Kosten jedes der 44 Spielplätze in Wedel geben kann“.

Denn: Das bisherige Controlling sei mangelhaft. Die Beschlussvorlage der Verwaltung basiere auf Kostenschätzungen. So sei zum Beispiel das Einsparungspotenzial von 38.500 Euro nicht faktenbasiert. Ohnehin fehlen Daten und Details über die genaue Nutzung der Spiellandschaften.

Spielplätze in Wedel: Keine „fundierte Kostenrechnung“

Wie schon 2017 könne keine „fundierte Kostenrechnung“ von der Verwaltung vorgelegt werden. Damals sollten sieben Spielplätze geschlossen werden – ein Beschluss folgte jedoch nicht. Auch weil Anwohner protestierend von einer Nutzung berichtet hätten.

„Anders als die Verwaltung in der Verwaltungsempfehlung behauptet, werden die Spielplätze Rebhuhnweg, Hellgrund, Rotdornweg und Vogt-Körner-Straße definitiv genutzt. Wir sind die Spielplätze abgefahren und haben Flyer zur geplanten Beschlussfassung aufgehängt. Bei den Spielplätzen haben wir deutliche Gebrauchsspuren vorgefunden“, so die Grünen.

Mit Ausnahme des Spielplatzes in der Reepschlägerstraße, der „stark vernachlässigt wirkt“, auch weil „seit Monaten kein Gras gemäht worden zu sein scheint.“

Rebhuhnweg in Wedel: Spielplatz werde auch viel von Schulkindern genutzt

Aus der Nachbarschaft des Spielplatzes Rebhuhnweg habe es enormen Zuspruch gegeben, den Spielplatz zu erhalten: „Der Spielplatz wird u.a. von Familien aus der Nachbarschaft sowie von Schulkindern der Moorwegschule genutzt und verfügt über einen Spielplatzpaten“, so die Grünen.

Solche Paten waren vor sechs Jahren nach einer Entscheidung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport eingeführt worden. Sie engagieren sich für „ihren“ öffentlichen Spielraum. Eine weitere Forderung der Grünen: Die Stadt- und Jugendpflege solle um einen Paten für den Spielplatz Vogt-Körner-Straße werben.

Umbau der Sporthalle: Schüler der Albert-Schweitzer-Schule weichen aus

Auch der Spielplatz Hellgrund werde häufig besucht, auch von Schülerinnen und Schülern der Albert-Schweitzer-Schule. Gerade wegen der Umbauten in der Schulsporthalle. Die Kinder der AWO-Kita „Hanna Lucas“ in der Pulverstraße nutzten jenen für ihre Ausflüge ebenfalls.

Am Spielplatz Rotdornweg gebe es als Highlight unter anderem eine gemauerte „Wasserschnecke“ mit Pumpe, die diesen Spielplatz sehr attraktiv macht. Der Spielplatz Vogt-Körner-Straße liege zwischen Wohnblöcken und dient ganz offensichtlich als Treffpunkt und Spielmöglichkeit für die Nachbarschaft, zählen die Grünen auf. Im Straßenzug wohnten laut Grünen viele Familien, die „auf ein fußläufiges, kostenfreies Angebot angewiesen sind.“

Weniger Spielplätze – „Schlecht ausgearbeitete Maßnahme zur Haushaltskonsolidierung“

Die Grünen nennen den Vorgang eine „schlecht ausgearbeitete Maßnahme zur Haushaltskonsolidierung, die in dieser vorgelegten Form sicher nicht dem Ratsbeschluss aus Mai 2023 folgt.“

Zum Abschuss der Antragsbegründung heißt es: „Wir wünschen uns, dass die Kleinsten in unserer Gesellschaft sowie unsere Familien stärkere Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten, insbesondere nach der Pandemie.“

In der Sitzung meldete die CDU-Fraktion nun offiziell Beratungsbedarf an, daher gibt es noch keine finale Entscheidung über den Antrag der Grünen, der im Falle eines positiven Votums auch noch in Haupt- und Finanzausschuss sowie im Rat abgehandelt werden muss. Am 9. November tagt der UBF-Ausschuss wieder.