Wedel. Ein Förderverein soll das jahrzehntealte Theaterschiff unterstützen. Auch mit einem großen Sommerfest. Das ist geplant.
Das Theaterschiff „Batavia“ ist fester Bestandteil der regionalen Kulturlandschaft – und seit seinem Bestehen im mittlerweile 51. Jahr auch weit über Wedels Stadtgrenzen bekannt. Doch einen Förderverein für die nicht wegzudenkende Institution in Wedel am Brooksdamm, um die kulturellen Inhalte des Traditionsbetriebs auch finanziell zu unterfüttern, gibt es erst ein gutes Jahr.
„Die Idee dazu gab es bestimmt auch schon 50 Jahre, aber es hat sich nie einer ernsthaft darum gekümmert“, sagt Tom Schmitt, erster Vorsitzender des Fördervereins und Gastronomie-Leiter auf der „Batavia“.
„Batavia“ in Wedel: So möchte das Theaterschiff auf Kurs bleiben
Einer der Stammgäste habe die Umsetzung in den vergangenen Jahren endlich mit Nachdruck in konkretere Bahnen gelenkt. Gut eineinhalb Jahre musste an der Satzung gefeilt werden, um als eingetragener Verein den Aspekt der Gemeinnützigkeit zu erhalten.
Der Vorstand ist fünfköpfig, 30 Mitglieder gibt es bisher – und nun heißt es sinngemäß „Leinen los“, auch wenn das Schiff seit fast fünfzig Jahren seinen Liegeplatz nicht mehr verlassen hat. Zweck des Vereins ist die Förderung von Kunst und Kultur – „Mittel des Vereins dürfen ausschließlich dafür verwendet werden, die Kultur auf dem Theaterschiff ,Batavia’ zu erhalten und weiterhin zugänglich zu machen“, heißt es in der Satzung.
Wedel: Förderverein lädt zum Sommerfest an der „Batavia“ ein
Der Förderverein lädt nun zum Sommerfest am Sonnabend und Sonntag, 5. und 6. August, ein. Im Vordergrund steht natürlich der Spaß an der Kultur, doch es soll auch Ausschau nach neuen Vereinsmitgliedern gehalten werden.
Möglicherweise landet auch der eine oder andere Euro im bereitgestellten Spendentopf. Zumindest werden definitiv die Erlöse von Grill- und Kuchenverkauf der gesellschaftlich wichtigen Arbeit der „Batavia“-Crew zugutekommen.
Wedeler Sommerfest: Auch die Samba-Gruppe Elbatucada heizt ein
Los geht es am Sonnabend um 17 Uhr, eine halbe Stunde später trommelt die Wedeler Samba-Gruppe Elbatucada unter dem Motto „Wedel wecken“ los. Um 19.30 Uhr treten dann die Racy Rocker auf, bekannt für schmissige Oldies.
„Die Band ist schon seit Jahrzehnten bei ,Batavia’-Veranstaltungen dabei“, sagt Schmitt, der als 34 Jahre alter Sohn von Kapitän Hannes Grabau auch schon mehr als drei Jahrzehnte – durchweg positiv gemeint – Theater erlebt hat.
Theaterschiff „Batavia“: Manche Schauspieler waren schon als Kinder dabei
Auch ein Elbatucada-Mitglied zähle zum Schauspieler-Ensemble, das inklusive der jugendlichen Darsteller mehr als 40 Anhänger der darstellenden Kunst umfasst. Manche Schauspieler des Theaterschiff-Ensembles hätten schon im Kindesalter auf der „Batavia“-Bühne gestanden – und seien bis jetzt dort geblieben.
Am Sonntag können Besucher auf einem Flohmarkt nach Schnäppchen schnappen – zwischen 8 und 17 Uhr. „Wir haben schon mehr als 30 Anmeldungen. Es ist ein klassischer Flohmarkt ohne gewerbliche Händler“, erzählt Schmitt, der in Wedel aufgewachsen ist, aber mittlerweile in Hamburg wohnt. Die Anmeldung ist vorab per E-Mail aninfo@batavia-wedel.de möglich.
Open-Air in Wedel: Sommerfest am Theaterschiff „Batavia“
Um 11 Uhr sorgt dann das Uwe Becker Swing Quartett für Schwung bei der Open-Air-Veranstaltung. Zwei Bühnen gibt es. Um 14 und 16 Uhr werden die „Batavia“-Chefs selbst überrascht – das Ensemble bittet zu einem kreativen Theaterstück, das heimlich geprobt wurde.
Zudem ist der Hamburger Lotsenchor erstmals Gast auf der „Batavia“ (14.30 Uhr). Es ist eine Shanty-Gruppe, die für maritimen Flair an der Elbe sorgen soll.
„Batavia“-Sommerfest: Weit über 1000 Besucher kamen zur Premiere
Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. Gehofft wird noch auf vernünftiges, wärmeres Wetter bei der zweiten Veranstaltung dieser Art. Im Vorjahr gab es die Premiere des Sommerfests. Zuvor habe es allerdings schon regelmäßig kombinierte Jazz- und Flohmarkt-Events gegeben, wirft Grabau ein.
Es kamen weit über 1000 Besucher an den drei Sommerfest-Tagen 2022. Auch der kleine und große Durst können diesmal problemlos gestillt werden. Und Hunger muss ebenfalls niemand leiden: Neben Grillwurst, die von der Firma Roland Würstchen aus Tornesch stammt, wird die Kombüsen-Crew auch für Fisch- und Käsestullen oder Brezeln sorgen.
Große Sorgen auf dem Theaterschiff in der Corona-Zeit
Sorgen machte sich Grabau zuletzt in der für die Kultur sehr herausfordernde Corona-Zeit. Viel sei gerade in den Wintermonaten dort nicht möglich gewesen, Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit gehen. „Die zwei Jahre waren wegen der Maßnahmen schon schwierig für uns“, sagt er.
Es habe Hilfe vom Staat gegeben, es konnte etwa ein Zelt gekauft werden, um im Freien Veranstaltungen durchführen zu können. „Dann konnten zunächst immerhin 45 Zuschauer statt 120 im Zelt dabei sein“, sagt Grabau.
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Eines sei aus jener Zeit bis heute geblieben. „Die Tickets werden vorher reserviert und im Internet gebucht. Die Spontanität, einfach herzukommen, ist nicht mehr so da“, sagt der 83 Jahre „junge“ (O-Ton Tom Schmitt) Käpt’n.
Große Sorgen auf dem Theaterschiff in der Corona-Zeit
Grabaus Lebenswerk, um das er sich trotz seines Alters weiterhin mit ungebremster Leidenschaft kümmert, bleibt auf Kurs. Im Herbst gibt es seine Neuproduktion des 30 Jahre alten Stücks „Bella Italia“ auf der Bühne zu sehen. Ans Aufhören denkt er nicht. Im vergangenen Jahr, zum 50-jährigen Bestehen des Theaterschiffes, hatte er im Abendblatt gesagt: „Solange ich lebe, bleibe ich Kapitän der ,Batavia’.“
Gewissermaßen ist die traditionsreiche Veranstaltungsstätte ein echter Familienbetrieb, der Zusammenhalt ist groß: Grabaus Frau Angelika Strub ist künstlerische Leiterin, neben Tom sind auch dessen Bruder Thomas (Stellvertretender Vorsitzender im Förderverein) und Schwester Anne (Gastronomie und Schatzmeisterin) im Förderverein involviert.
Wedel: Förderverein möchte Kultur-Betrieb auf der „Batavia“ sichern
Vieles kann auch in handwerklicher Eigenregie oder mit Hilfe eines großen Unterstützerkreises erledigt werden. Schmitt, der während der Corona-Zeit die Gastronomie übernommen hatte, ist etwa gelernter Tischler – auf einem Schiff mit Theatersaal und Kneipe ist das sicherlich kein Nachteil.
Mittelfristig soll der Betrieb auch durch Fördergeld gesichert werden können – der Erhalt von finanzieller Unterstützung ist über einen Förderverein deutlich einfacher. Auch Firmen und Privatpersonen, die sich engagieren, können nun Spendenbescheinigungen erhalten – damit die „Batavia“ ihren Besuchern noch mindestens 50 weitere Jahre erhalten bleibt.