Wedel. Die Testphase ohne Pkw sollte vier Monate dauern. Nun ist aber alles anders. Der Versuch wird bis ins Jahr 2024 gestreckt. Die Gründe.

Scheinbar hat es zwischen Händlern, Stadt und den Mit-Organisatoren von Wedel Marketing zuletzt reichlich Diskussionsbedarf gegeben. Eigentlich sollte ein Verkehrsversuch ohne Autos in der Wedeler Bahnhofstraße von Juli bis Oktober dieses Jahres über einen Zeitraum von fast vier Monaten laufen.

Die Stadt Wedel hofft, auch durch diesen Versuch, die Innenstadt zu beleben. Nicht erst seit der Corona-Pandemie, sondern auch durch den Internethandel haben immer mehr Innenstädte mit Leerstand zu kämpfen.

Verkehr Wedel: Stadt macht Rückzieher – Autos in Bahnhofstraße doch erlaubt

Die ursprüngliche Planung für diesen Testballon ist nun allerdings noch einmal erheblich verändert worden. Der Starttermin, 7. Juli, bleibt zwar gleich. Doch der Verkehrsversuch in Wedel soll nun in „zwei ineinander übergehenden Phasen“ ablaufen. Und die zweite Phase beginnt erst in einem Jahr.

Geplant war eigentlich, Autos auf einer Strecke von gut 200 Metern ganz zu verbannen, mit wenigen Ausnahmen. Fußgänger und Radfahrer sollten mehr Raum bekommen. Auch das ist aufgeweicht worden.

Verkehrsversuch in Wedel: Nun also doch – Autos bleiben in der Bahnhofstraße erlaubt

So beginnt die neue Phase eins: „Zunächst wird die Bahnhofstraße zwischen der Straße Beim Hoophof und bei der Doppeleiche in eine Fahrradstraße umgewandelt. Das bedeutet, dass die Bahnhofstraße, nicht wie ursprünglich geplant, gleich zum Start des Versuches für den privaten motorisierten Durchgangsverkehr gesperrt wird“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Durch das Zusatzzeichen „Anlieger frei“ können alle Personen mit einem Anliegen, zum Beispiel als Anwohner, zum Einkauf oder für eine Anlieferung, die Bahnhofstraße weiterhin mit dem Auto befahren. Sie müssen sich allerdings dem Radverkehr unterordnen. Dieser hat Vorrang, so dürfen Radler beispielsweise auch nebeneinander auf der Straße fahren.

Die Bahnhofstraße in Wedel teilen sich Autos, Fahrräder und Fußgänger. Daran wird sich vorerst nichts ändern.
Die Bahnhofstraße in Wedel teilen sich Autos, Fahrräder und Fußgänger. Daran wird sich vorerst nichts ändern. © Stadt Wedel / Sven Kamin

Autos könnten den Bereich wie gewohnt passieren, allerdings gelte dann, wie von vielen Bürgerinnen und Bürgern laut Stadt gewünscht, Tempo 30. „Diese Regelung gilt dann über den ursprünglich geplanten Versuchszeitraum hinaus durchgängig bis ins 2. Quartal 2024“, so Stadtsprecher Sven Kamin.

Tempo 30 bleibt – zweite Testphase startet im Sommer 2024

Dann erst greife die zweite Phase, die Sperrung der Bahnhofstraße für den privaten Durchgangsverkehr – ausgenommen davon sind Busse, Anwohner, Lieferverkehr und Taxen. „Die genaue Ausgestaltung wird in den kommenden Monaten ergebnisoffen mit den lokalen Akteuren diskutiert. Diese zweite Phase des Feldversuches ist dann für die Sommermonate 2024 geplant“, sagt Wedels Mobilitätsmanager Veit Krasnicki.

In den vergangenen Wochen seien viele wertvolle Gespräche mit Gewerbetreibenden, Kundinnen und Kunden und Kulturschaffenden geführt worden. Die Stadt „habe zusätzliche Impulse und Hinweise erhalten, die uns helfen werden, die dann zweite Phase des Versuches noch erfolgreicher zu gestalten.“

Noch „intensiverer Austausch“ mit lokalen Kaufleuten und Anwohnern geplant

Nun wolle man „noch einmal in einen intensiveren Austausch mit den lokalen Kaufleuten und den Anwohnenden treten“. Das brauche jedoch Zeit „und die werden wir uns gemeinsam mit Wedel Marketing nehmen und das Konzept weiter verfeinern. Die erste Phase mit der Einrichtung einer Fahrradstraße wird schon jetzt, so nehmen wir das wahr, als grundsätzlich sinnvolle Lösung gesehen und kann schnell realisiert werden“, so Krasnicki.

Wedels Mobilitätsmanager: Veit Krasnicki, der seit November 2021 das Amt übernommen hatte. .
Wedels Mobilitätsmanager: Veit Krasnicki, der seit November 2021 das Amt übernommen hatte. . © Frederik Büll | Frederik Büll

Daniel Frigoni von Wedel Marketing sagt in der Mitteilung der Stadt: „Die große und starke Resonanz auf den Verkehrsversuch – zu der natürlich auch kritische Stimmen gehören – hat uns sehr gefreut. Womit wir nicht gerechnet haben: Viele Kulturschaffende sprechen uns nun aktiv an, um den Versuch zu unterstützen. Um diese Ansätze aufzunehmen, wäre nun die Vorlaufzeit zu kurz. Deshalb erscheint uns eine Ausdehnung des Gesamtversuches sinnvoll.“

Noch „intensiverer Austausch“ mit lokalen Kaufleuten und Anwohnern geplant

Am 31. Mai gibt es erneut einen Austausch zwischen Verwaltung, Wedel Marketing, Ladenbesitzern und weiteren gewerblichen Unterstützern dieses Versuchs in der Kantine des Rathauses.

Die Stadt merkt zum Versuch an: „Er soll aber auch aufzeigen, was nicht funktioniert und ist daher absichtlich ergebnisoffen angelegt. Nach den vier Monaten sollen alle Erfahrungen in die weiteren Planungen einfließen.“

Eine kostspielige und zeitintensive Umgestaltung der Bahnhofstraße, die am Ende weder von den Wedelerinnen und Wedelern noch von den Gewerbetreibenden angenommen wird, solle so vermieden werden. Jegliches Feedback ab Juli ist bei der Stadt Wedel willkommen.

Verkehrsversuch in Wedeler Bahnhofstraße: Autos bleiben erlaubt

Der Mobilitätsmanager ist zudem per E-Mail an oder unter der Telefonnummer 04103/ 707 379 zu erreichen. Weitere Informationen zum Verkehrsversuch gibt es auf der Homepage der Stadt.

Im Vorjahr hatte sich Wedel vergeblich um Fördergeld aus dem Innenstadtprogramm des Landes Schleswig-Holstein beworben. In diesem Jahr soll erneut eine Bewerbung abgegeben werden.