Wedel. Nach Unruhe und Sorgen in der Elternschaft wurde nun das endgültige Aus der Wedeler Kita „Kleine Strolche“ bestätigt. Die Hintergründe.

Nachdem sowohl Wedels Bürgermeister Gernot Kaser als auch die Geschäftsführung der Regio-Kliniken am 4. Mai gegenüber dem Abendblatt angekündigt hatten, weiter über den Fortbetrieb der Kindertagesstätte „Kleine Strolche“ in Wedel verhandeln zu wollen, sind nun doch finale Tatsachen geschaffen worden.

Die Stadtverwaltung Wedel habe gegenüber den Regio Kliniken, Träger der Kita, „mündlich die baurechtliche Untersagung des Betriebs zum 31. August 2023“, angekündigt.

Wedel: Nun also doch – Stadt verbietet Regio-Kita den Betrieb

In einem Schreiben der Regio-Kliniken von Montag, 8. Mai, heißt es: „Die Regio Kliniken bedauern die angekündigte amtliche Betriebsuntersagung sehr. In allen Gesprächen zur Verlagerung des Klinikbetriebs aus Wedel war es erklärtes Ziel und Konsens mit der Stadt Wedel, dass die Kita durch einen neuen Träger weiter betrieben werden sollte.“

Wedels Bürgermeister Gernot Kaser soll gegenüber Eltern das Aus der Kita Kleine Strolche verkündet haben.
Wedels Bürgermeister Gernot Kaser soll gegenüber Eltern das Aus der Kita Kleine Strolche verkündet haben. © Frederik Büll | Frederik Büll

Der Betriebskindergarten auf dem ehemaligen Klinikgelände an der Holmer Straße war trotz des Wegzugs aller Abteilungen aus Wedel nach Elmshorn und Pinneberg im Jahr 2020 am Laufen gehalten worden. Selbst als das Gelände an die Immobilienfirma Captiva verkauft worden war.

Regio-Kliniken bedauern das Aus der Wedeler Kita

„Bei Verkauf der Klinikimmobilie haben wir es zur Voraussetzung gemacht, dass deren Fortbestand vertragsrechtlich gesichert wird. In den letzten Jahren haben wir darüber hinaus zahlreiche Gespräche mit potentiellen neuen Trägern geführt.“

Zudem sei eine umfangreiche Renovierung des Gebäudes nach einem Wasserschaden gerade erst abgeschlossen worden, so Regio-Geschäftsführerin Regina Hein. Es sei der Geschäftsführung wichtig gewesen, „die Kita gut in neue Hände zu übergeben.“

Baurechtliche Gründe: Stadt Wedel hatte Betrieb geduldet

So sei „die Nutzung der Kita-Räumlichkeiten, die im sogenannten Außenbereich liegt“ baurechtlich seit Umzug des Klinikbetriebes von der Stadt Wedel geduldet worden. „Dabei lag die Annahme zugrunde, dass eine zeitnahe Liegenschaftsentwicklung durch den heutigen Eigentümer des Geländes, das Hamburger Immobilienunternehmen Captiva, stattfindet.“

Stadt Wedel erteilt keine „Einzelfallzulassung“ für den Weiterbetrieb

Da diese jedoch bisher nicht erfolgt sei, „wäre ein Weiterbetrieb nur zum Beispiel durch eine Einzelfallzulassung möglich. Diese wird es nach Aussage der Stadt allerdings nicht geben.“ Regio-Geschäftsführer Gundolf Thurm sagt: „Gerade in Zeiten fehlender Betreuungsplätze ist es für Eltern und Kinder sehr bedauerlich, dass sich die Stadt Wedel für eine so kurzfristige Schließung entschieden hat.“

Die Regio Kliniken hätten es sich „sehr gewünscht, dass die existierenden baurechtlichen Hürden aus dem Weg geräumt und somit der Kitabetrieb weiter ermöglicht worden wäre.“Und weiter; „Unsere Mitarbeiter:innen haben dort über Jahrzehnte eine großartige Arbeit geleistet, die in der Erinnerung vieler kleiner und mittlerweile großer Wedeler Fortbestand haben wird.“

Kita war ursprünglich für Kinder von Regio-Mitarbeitern in Betrieb

Die „Kleinen Strolche“ waren ursprünglich als Betriebs-Kita auf dem früheren Wedeler Regio Klinik-Gelände gegründet worden. Schon vor der Verlagerung des Krankenhausbetriebs im Jahr 2020 wurden jedoch überwiegend Kinder betreut, deren Eltern nicht bei den Regio Kliniken beschäftigt waren.

Dem Abendblatt war schon in der vergangenen Woche ein Schreiben – anonym aus den Reihen der Elternschaft – zugespielt worden, in dem es unter anderem hieß, dass Bürgermeister Gernot Kaser Eltern über ein Aus des Kindergartens zum 1. August informiert habe. Das hatte er dementiert, Verhandlungen würden noch laufen. Nun folgt die Schließung zum 31. August.

Bürgermeister Kaser sprach rechtliche Lage an

Wedels Verwaltungschef hatte erklärt: „Ich habe es so in dieser Form nicht gesagt, dass die Kita am 1. August geschlossen wird. Ich habe immer nur gesagt, dass ich als Bürgermeister alles tun werde und mich im Rahmen meiner Möglichkeiten reinhänge, aber nichts versprechen kann.“

Seine Worte seien fehlinterpretiert worden, allerdings hatte er vor einigen Tagen auch davon gesprochen, dass alle „rechtlichen Dinge passen“ müssten, damit eine Fortführung doch noch gelingen könne. Nun sind allerdings wenige Tage später seitens der Verwaltung doch endgültige Fakten geschaffen worden.

Baurechtliche Gründe führen zum Kita-Aus

Am Montagabend erklärte das Rathaus in einer aktuellen Stellungnahme: „Die Kita „Kleine Strolche“ ist aus einer Betriebskita am Krankenhausstandort Wedel hervorgegangen. Erst die Ankündigung des bisherigen Trägers im vergangenen September, die Trägerschaft weiterzugeben, war der Anlass, dass bei der Suche eines Nachfolgeträgers die baurechtlichen Fragen in den Vordergrund traten."

Ein für ein Fortbestehen der Genehmigung erforderlicher Krankenhausbetrieb sei aktuell nicht in Sicht. „Deshalb hätte eine neue Bauleitplanung einen anderen baurechtlichen Rahmen schaffen müssen, um einen Kita-Betrieb auch ohne Krankenhausbetrieb zu ermöglichen.“

Endgültige Aus besiegelt: Stadt verbietet Regio-Kita den Betrieb

Solch eine baurechtliche Änderung im städtischen Außenbereich „wäre ohne Begleitbetrieb“ grundsätzlich nicht möglich, da dies eine „stichhaltige Begründung“ erfordert hätte.

Die Stadt sei sich der schwierigen Situation der Eltern bewusst und mache genau aus diesem Grund „dieses kurzfristige Platzangebot und wird die Kommunikation mit den Eltern aufnehmen.“ Für alle Elementarkinder könne ein Alternativplatz angeboten werden – auch für Kinder, die nicht aus Wedel kommen. Für Krippenkinder bestehe eine Kooperation mit der Tagespflege. Fachberatung der Familienbildung Wedel: kindertagespflege@familienbildung-wedel.de.