Wedel. Erzieher erfuhren von Eltern vom Aus im August. Der Bürgermeister habe sie informiert. Doch Gernot Kaser dementiert. Was stimmt?

Noch turnen 31 Kinder im Alter zwischen einem und sechs Jahren fröhlich Tag für Tag durch die Kita „Kleine Strolche“ an der Holmer Landstraße in Wedel. Noch werden sie auf ihren ersten bewussten Schritten vor der Schullaufbahn von sechs Erziehern begleitet. Noch können die ersten Kinder bereits ab 6 Uhr kommen – für berufstätige Eltern ein seltenes Angebot im Kreis Pinneberg. Doch damit soll nun Schluss sein.

Zum 1. August 2023 werde der Kindergarten völlig überraschend aufgegeben, heißt es aus der empörten Elternschaft. Zumindest habe Wedels Bürgermeister Gernot Kaser „zwei Familien angerufen und diese informiert, dass die Kita zum 1. 8. 2023 geschlossen werde“, heißt es in einem anonymen Schreiben, das dem Abendblatt übermittelt wurde.

Zoff in Wedel: Schließt die Kita „Kleine Strolche“ im Sommer?

Und weiter: „Eine offizielle Mitteilung der Stadt Wedel oder von den Regio Kliniken, dem Träger, ist bisher nicht erfolgt. Die Erzieherinnen wussten bis zu diesem Zeitpunkt nichts von einer Schließung.“

Wedels Bürgermeister Gernot Kaser sagt, die finale Entscheidung stehe noch aus.
Wedels Bürgermeister Gernot Kaser sagt, die finale Entscheidung stehe noch aus. © Frederik Büll | Frederik Büll

Kaser sagt zu diesem Vorwurf: „Ich habe es so in dieser Form nicht gesagt, dass die Kita am 1. August geschlossen wird. Ich habe immer nur gesagt, dass ich als Bürgermeister alles tun werde und mich im Rahmen meiner Möglichkeiten reinhänge, aber nichts versprechen kann.“

Seine Worte seien fehlinterpretiert worden. Schließlich seien alle Parteien schon länger in einem Dialog und alle „rechtlichen Dinge müssten passen“, damit eine Fortführung möglicherweise doch gelingen kann.

Kita steht auf ehemaligem Krankenhausgelände

Kaser habe bereits einige Monate mit Eltern in Kontakt gestanden, auch mit der Bitte, das Thema nicht öffentlich zu behandeln. „Ich halte diesen Schritt, dass es nun in dieser Form verbreitet wurde, für destruktiv. Die weiteren Verhandlungen müssen erst noch abgewartet werden“, so der Chef der Wedeler Verwaltung. Am Donnerstag, 4. Mai, habe es eine weitere Sitzung mit den Beteiligten gegeben.

Die Kita steht auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses in Wedel, das Regio-Klinikum in Wedel war im August 2020 endgültig aufgegeben worden. Die letzten Abteilungen zogen nach Elmshorn und Pinneberg um.

Kindergarten blieb auch nach dem Umzug der Regio Kliniken

Die Kindertagesstätte blieb, auch als die Regio-Kliniken das Gelände an die Kölner Immobilien-Investment-Firma Captiva verkauft hatten. Angeblicher Bestandteil des Kaufvertrags: Die Kita muss bestehen bleiben. Diese explizite Frage blieb von der Geschäftsführung der Regio Kliniken jedoch unbeantwortet.

Kita-Leiterin Manuela Werther möchte sich gegenüber dem Abendblatt nicht äußern und verweist an die Regio Kliniken. „Im Zusammenhang mit der Verlagerung des Klinikbetriebs aus Wedel an die Regio Standorte Pinneberg und Elmshorn im Jahr 2020 haben die Regio Kliniken mit der Stadt Wedel den Willen bekundet, den bisherigen Kindergarten Kleine Strolche zu erhalten“, sagt Geschäftsführerin Regina Hein.

Regio Kliniken helfen bei Trägersuche mit

Sie führt aus: „Da die Regio Kliniken in Wedel keine Klinik-Betriebsstätte mehr betreiben, herrschte Einigkeit darüber, dass perspektivisch ein neuer Träger für den Kindergarten gefunden werden soll. Die Regio Kliniken haben seither die Suche nach einem neuen Träger aktiv betrieben und unterstützt.“

Kurzfristig sei die Stadt Wedel auf die Geschäftsführung zugekommen, „um Gespräche zu den Rahmenbedingungen der Fortführung des Kindergartenbetriebs zu führen. Diese Gespräche dauern an, ein Ergebnis liegt noch nicht vor.“

Auch ohne Ergebnis sei Weiterbetrieb vertraglich wohl gesichert

„Als Zeitrahmen wurde ein Abschluss des Trägerwechsels spätestens zum Ende 2023 geplant. Regio hat versichert, dass bis zum 31.12.2023 der Kita-Betrieb gesichert ist“, schildert es die anonyme Quelle.

Aus der Geschäftsführung der Regio Kliniken liegen dem Abendblatt-Informanten eine E-Mail vom 30. Januar vor, „dass der Kita-Betrieb unabhängig von den aktuellen Gesprächen auch über den Jahreswechsel hinaus vertraglich gesichert ist und in jedem Fall weitergehen wird“.

Die Stadt habe vermittelt „man solle sich keine Sorgen machen.“

Es sollen zudem Gespräche mit potenziellen, unterschiedlichen Kita-Trägern geführt worden sein, mutmaßlich seien jedoch alle abgesprungen. Auch die Firma Medac soll mit Captiva, die ihr Engagement in Wedel, etwa bei der Gartenarbeit, merklich zurückgefahren habe, schon gesprochen haben.

Die Kita-Leitung habe die Geschäftsführung der Regio Kliniken mehrfach darauf hingewiesen, „dass man eine Kita nicht mitten im Jahr schließen könne.“ Es sei – allerdings nie in offizieller Aussage – die Bereitschaft signalisiert worden, „dann den Betrieb bis zum Ende des Kitajahres 2023/24 unter Regio-Trägerschaft zu verlängern.“

Von Kaser selbst „gab es stets Vertröstungen und keine belastbaren Aussagen. Seitens der Stadt sind die Gespräche immer über eine andere Person erfolgt, jedoch wurde stets vermittelt, man solle sich keine Sorgen machen.“

Möglicher Paukenschlag in Wedel: Kita „Kleine Strolche“ soll im August schließen

In den vergangenen Monaten soll die Stadt dann verkündet haben, „dass die Genehmigung für den Betrieb der Kita an bestimmte Vorgaben gebunden sei.“ Möglicherweise müsse „auf dem Gelände Gesundheitsversorgung angesiedelt sein.“ Solche Bedingungen werden nun wohl seitens der Stadt angeführt als Begründung für die Schließung.

In einem Telefonat mit Gernot Kaser habe „dieser dann einen Elternbrief angekündigt sowie angegeben, dass für alle Kinder des Elementarbereichs alternative Plätze gefunden worden seien.“ Unklar sei dabei, ob „das nur die Kinder im Wedeler Einzugsgebiet betrifft oder ob auch Kinder anderer Gemeinden wie Tornesch, Uetersen, Holm und Pinneberg Angebote erhalten.“