Kreis Pinneberg. Die Opferhilfsorganisation spürt deutlich das Ende der Corona-Beschränkungen im Kreis Pinneberg. Fallzahlen haben sich erhöht.

Nach dem Ende der Corona-Pandemie ist 2022 die Zahl der Kriminalitätsopfer, die im Kreis Pinneberg vom Weißen Ring betreut wurden, leicht gestiegen. Die ehrenamtlichen Opferhelfer konnten zudem die Zahl ihrer Arbeitsstunden deutlich ausweiten, weil wieder persönliche Treffen in höherem Maße wahrgenommen wurden.

„Die Mitarbeiter der Außenstelle sind wieder fast 2000 Stunden im Einsatz gewesen, um einerseits die notwendige Kriminalitätsopferhilfe zu leisten und andererseits sich selbst auch fortzubilden“, zieht Uwe Kleinig, der Leiter der Außenstelle der Opferhilfsorganisation im Kreis Pinneberg, Bilanz.

Kreis Pinneberg: Weißer Ring – Zahl der Kriminalitätsopfer steigt

Im vorigen Jahr betreuten die Opferhelfer 155 Fälle, das sind fünf mehr als 2021. Diese Gesamtzahl setzt sich zusammen aus den 122 neuen Fällen und 33 Fällen aus den Vorjahren, die noch weiter betreut werden müssen.

HA Grafik, HA Infografik
HA Grafik, HA Infografik © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

Die Zahl der neuen Fälle entspricht exakt der aus dem Vorjahr, die Anzahl der zu bearbeitenden Altfälle hat sich um fünf erhöht. Die höchste Fallzahl der vergangenen Jahre verzeichnete der Weiße Ring im Vor-Corona-Jahr 2019, damals befanden sich 183 Opfer in der Betreuung.

Opferhelfer erhöhen Zahl der Arbeitsstunden deutlich

Nach zwei Jahren, die geprägt waren durch Corona-Einschränkungen, habe in 2022 die eigentlich normale Arbeit mit den Menschen wieder Fahrt aufgenommen, so Kleinig weiter. Seine unentgeltlich tätigen Kräfte hätten die Zahl ihrer Arbeitsstunden im Vergleich zu 2021 deutlich erhöht – von 1619 auf fast 2000 Stunden.

48 Opfer von Körperverletzungen baten 2022 beim Weißen Ring um Hilfe, gefolgt von 20 Opfern von Sexualstraftaten. Damit ist, was diese Straftaten betrifft, in etwa das Niveau von 2021 gehalten worden.

Zahl der Fälle häuslicher Gewalt nehmen ab

Das Thema häusliche Gewalt, was in beiden Bereichen noch 2021 eine dominierende Rolle gespielt hat, ist dagegen im vorigen Jahr rückläufig. „Entgegen dem Landestrend“, wie Kleinig betont.

Auch Stalkingdelikte, die zuletzt beim Weißen Ring eine große Rolle spielten, sind 2022 stark zurückgegangen. Dagegen haben sich deutlich mehr Opfer von Bedrohungen bei den Opferhelfern gemeldet als im Vorjahr.

Zahl aller Delikte auf niedrigem Niveau konstant

„Mit Ausnahme dieser beiden Deliktsfelder, die ihre statistische Bedeutung getauscht haben, ist die Gesamtzahl aller Delikte im Vergleich zu den Jahren vor Corona auf niedrigem Niveau relativ konstant“, sagt der Chef der Außenstelle.

Uwe Kleinig ist Leiter der Außenstelle Pinneberg der Opferhilfsorganisation Weißer Ring.
Uwe Kleinig ist Leiter der Außenstelle Pinneberg der Opferhilfsorganisation Weißer Ring. © Weißer Ring | Weißer Ring

Laut der Statistik waren 90 Hilfesuchende Frauen, 32 Männer. 90 Personen gehören der Altersgruppe 18 bis 64 Jahre an, 15 sind älter als 65 Jahre. 17 Minderjährige waren Klienten der Opferhilfsorganisation, darunter zehn Heranwachsende im Alter zwischen 14 und 18 Jahren und sieben Kinder.

Ein Drittel der Hilfesuchenden kommt auf Empfehlung der Polizei

32 Prozent der Hilfesuchenden wandten sich auf Empfehlung der Polizei an den Weißen Ring. 55 Mal blieb es bei Beratung und Begleitung, in 67 Fällen leistete der Weiße Ring auch finanzielle Hilfe.

Unverändert hoch sind die finanziellen Hilfeleistungen, die der Weiße Ring den Opfern zukommen lässt. 9690 Euro stellte die Organisation für anwaltliche Erstberatungen zur Verfügung, 6460 Euro für psychotraumatische Erstberatungen.

Weißer Ring wendet fast 24.000 Euro für Opferhilfe auf

Zusammen mit den gewährten Sofort- und Opferhilfen sind damit 23.755 Euro für materielle Opferhilfe aufgewendet worden. Dieser Wert liegt etwas über dem des Vorjahres.

13 ehrenamtliche Teammitglieder waren 2022 im Kreis Pinneberg für den Verein aktiv, es handelt sich um sieben Männer und sechs Frauen. Viele sind wie auch Kleinig pensionierte Polizisten oder Kripo-Mitarbeiter. Zum Ende des Jahres sind zwei Opferhelfer ausgeschieden, sodass aktuell elf Ehrenamtliche für die Organisation arbeiten.

Kreis Pinneberg: Weißer Ring sucht dringend weitere Opferhelfer

Daher sucht der Weiße Ring im Kreis noch weitere Opferhelfer, die für ihre Arbeit intensiv ausgebildet werden, sowie Mitglieder und Spender. Interessierte können sich an die Außenstelle Pinneberg des Weißen Rings unter der Handynummer 0151/55 16 46 37 wenden.

Eine Kontaktaufnahme ist auch unter möglich. Weitere Informationen zu einer Mitgliedschaft in der Organisation gibt es unter https://weisser-ring.de/ im Internet.