Kreis Pinneberg/Tangstedt. Entsorgerwechsel – und kein Ende des Dramas: Seit Weihnachten bittet Jörg Mainzer um den Austausch. Jetzt ist seine Geduld am Ende.
Das Dilemma mit der Neuverteilung der Gelben Tonnen an etwa 80.000 Haushalte im Kreis Pinneberg durch den neuen Entsorger RMG Rohstoffmanagement GmbH aus Hessen ist noch nicht vorbei. Eigentlich sollten bis Ostern die letzten noch fehlenden Behälter ausgeliefert sein. Doch dem ist nicht so.
Offenbar müssen weiterhin zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ihre Verpackungsabfälle in gelben Säcken oder in zu großen Tonnen entsorgen. Wie viele das sind, teilt RMG nicht mit, spricht aber von „vereinzelten“ Fällen „aufgrund von immer wieder neuen Bestellungen“.
Pinneberg: Erneut Ärger um Gelbe Tonne – Kunde wartet seit vier Monaten
Möglicherweise ist auch eine fehlerhafte Adressenliste dafür mitverantwortlich, räumt jetzt Julian Jenkel, Sprecher von GAB-Umweltservice, dem vorherigen Gelbe-Tonnen-Entsorger, ein. „Bei mehr als 80.000 Datensätzen sind vereinzelte Unstimmigkeiten nicht auszuschließen.“
RMG-Sprecherin Johanna Wolf entschuldigt diese Verteilungsverzögerung mit der Begründung, dass die Auslieferung der Gelben Tonnen anhand einer Behälterstandortliste des Altentsorgers GAB erfolgt sei. „Leider weicht diese Liste teils gravierend von den realen Gegebenheiten bei den Bürgerinnen und Bürger ab. So passiert es immer wieder, dass eine Anfallstelle, welche seit langen Jahren eine Gelbe Tonne zur Entsorgung von Verkaufsverpackungen nutzt, plötzlich nicht mehr im Kataster steht.“
RMG: Fehlerhafte Listen betreffen den ganzen Kreis Pinneberg – außer Helgoland
Diese Fehler in der übermittelten Liste beträfen den gesamten Kreis Pinneberg außer Helgoland. „Das führte zu einer exorbitant hohen Anzahl an Nachlieferungswünschen in der Bevölkerung.“
Allerdings lässt das Krisenmanagement des neuen Entsorgers in solchen Fällen sehr zu wünschen übrig, wie der rege Schriftverkehr eines Tangstedter Bürgers mit RMG zeigt, der sich bereits über vier Monate hinzieht und der dem Abendblatt vorliegt.
Kunde wartet sein Weihnachten auf die korrekte Gelbe Tonne
Demnach wartet Jörg Mainzer seit Weihnachten auf seine 120-Liter-Tonne, wie er sie vorher jahrelang von der GAB gehabt hat. Nun teilt ihm RMG ganz aktuell auf wiederholte Nachfragen mit, dass der Tonnentausch „vorerst pausiert“. Mainzer ist fassungslos. „Das ist doch alles Logistik im ersten Lehrjahr“, wundert sich der Mann über dieses Verteilungschaos, der im Berufsleben Geschäftsführer einer Reederei war.
Die Korrespondenz Mainzers mit dem neuen Entsorger begann eine Woche vor Weihnachten. Plötzlich stand bei dem Tangstedter eine nagelneue 240-Liter-Tonne vor der Haustür. Die 120-Liter-Tonne, die er vier Jahre lang von der GAB nutzte, war da noch nicht abgeholt.
Neuer Entsorger RMG: „Wir haben den Behältertausch aufgenommen.“
Mainzer teilt RMG höflich mit, dass er gerne wieder eine kleinere Tonne haben möchte, wie das auch von RMG öffentlich kundgetan wurde. „Bei mir hat das offenbar nicht geklappt. Ich möchte nach wie vor eine 120-Liter-Tonne haben und bitte Sie um zügigen Austausch.“
Der neue Entsorger antwortet auch sofort per Mail am Morgen danach: „Wir haben den Behältertausch aufgenommen.“ Da RMG aber erst zum Jahreswechsel zuständig sei, könnte der Umtausch der Tonnen erst „Ende Dezember beginnen“.
Nach weiteren Mails passiert erst mal lange – nichts
Für Mainzer ist das zunächst kein Problem. Doch als sich in der ersten Januarwoche noch „nichts getan hat in Sachen ‚Tonnentausch groß gegen klein‘“, hakt er schriftlich nach und bittet um ein konkretes Lieferdatum.
Sein Nachbar habe bereits eine kleinere Tonne erhalten, wundert er sich. Wieder antwortet RMG rasch und bittet den Tangstedter „um ein wenig Geduld“. Zwar könnte ihm RMG „kein konkretes“ Auslieferungsdatum nennen. Aber: „Sie wurden auch nicht vergessen.“
Notfalls würde er seine Tonne auch selbst bei einem Betriebshof abholen
Doch dann passiert wieder nichts im Januar. Mainzer fragt Anfang Februar erneut nach, wann denn nun die kleinere Tonne käme. Alle seine Nachbarn, die eine 120-Liter-Tonne haben wollten, hätten sie bereits. Von den Müllwerkern der RMG, die er angesprochen habe, hätte er keine Antwort erhalten. Notfalls würde er seine Tonne auch selbst bei einem Betriebshof von RMG abholen, der sich in einem Nachbarkreis von Pinneberg befinden soll.
Noch am selben Tag erhält Mainzer die Rückmeldung, er habe doch bereits am 18. Januar die kleinere Tonne geliefert bekommen. Was den Tangstedter natürlich überrascht, weil er sich ja nicht bei RMG melden würde, wenn das der Fall gewesen wäre. Sofort, 15 Minuten nach Erhalt der Mail von RMG, teilt Mainzer mit, dass da „wohl was schiefgegangen“ sein müsste. „Ich weiß nicht, wo Ihre Leute die Tonne abgestellt haben – aber bei mir nicht“, schreibt der Tangstedter.
„Hässliches Monstrum“: Große Gelbe Tonne blockiert die Hauszuwegung
Seine 240-Liter-Tonne, die er zu gerne in die halb so große tauschen würde, stehe seit Weihnachten vor seiner „Hauszuwegung und blockiert alles.“ Zum Beweis schickt er noch ein Foto mit und erneuert seine Bereitschaft, die Tonne auch selbst abzuholen.
Jetzt wird der Schriftverkehr seitens des neuen Entsorgers spärlicher. Mainzer hakt eine Woche später noch einmal nach und teilt mit, dass die „von Ihnen ‚irgendwo‘ abgestellte kleine Tonne sich bisher nicht angefunden“ habe. Nun antwortet RMG, Mainzers Hinweis sei angekommen. „Wir haben es bereits neu aufgenommen und direkt als dringend markiert“, heißt es von RMG am 14. Februar.
Kunde und Entsorger haben unterschiedliche Auffassung von „dringend“
Als sich zwei Wochen später wieder nichts getan hat, hakt der Tangstedter erneut nach. Offenbar verstünden er und RMG etwas anderes unter dem Begriff „dringend“, wundert er sich und bietet zum dritten Mal an, die Tonne „gerne persönlich“ abzuholen, damit er „das hässliche Monstrum“ der 240-Liter-Tonne endlich aus seinem Vorgarten entfernen könnte.
Nun herrscht erst einmal Funkstille. Zwei Wochen später, ohne eine Antwort erhalten zu haben, fragt Mainzer erneut nach. „Wahrscheinlich nervt es Sie nur noch – aber fragen Sie mich mal“, schreibt der Tangstedter und verweist auf die Ankündigung von RMG auf deren Internetseite, dass der Tonnentausch in Tangstedt bis zum 24. März erledigt sein soll.
Antwort des Entsorgers: Leider „pausiert“ der Tonnentausch gerade
Darauf erhält er zunächst keine Antwort und fragt in der Woche vor Ostern noch mal nach. Die von RMG öffentlich genannten Liefer- und Tauschtermine seien verstrichen, ohne dass seine dabei war. „Ich möchte von Ihnen wissen, wann nun endlich der von Ihnen zugesagte RMG-interne Tonnentausch stattfinden wird.“
Daraufhin teilte ihm RMG kurz und bündig mit: „Leider wurde der Tausch vorerst pausiert.“ Seine Mail sei aber hinterlegt und „sobald es neue Termine gibt, werden Sie unaufgefordert informiert“. Mainzer fühle sich inzwischen von dem neuen Entsorger reichlich verschaukelt, sagt er mit etwas drastischeren Worten.
Letzte Korrespondenz blieb ohne Antwort von RMG
In einer weiteren Mail macht er seinem Ärger Luft, indem er schreibt: „Es nützt mir nichts, wenn Sie zum (hoffentlichen) Ende Ihres Kontraktes im Kreis Pinneberg in drei Jahren die Tonne tauschen. Die Tonne passt jetzt nicht in meine Müllbox.“ Es könnte doch nicht so schwierig sein, ihm „ein Circa-Datum in Sachen ‚Geduld‘“ zu nennen oder auf sein Angebot einzugehen, dass er sich die kleinere Tonne selbst abhole.
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Bislang wartet Mainzer auf eine Antwort. Auch auf Nachfrage des Abendblatts gibt es keine Mitteilung zu dem konkreten Fall des Tangstedters, der sich nun über vier Monate hinzieht. Aber wegen der bereits erwähnten fehlerhaften Adressliste käme es zu dieser großen Anzahl an Nachlieferungswünschen, so Sprecherin Wolf.
Bei mehr als 80.000 Daten seien Fehler nicht auszuschließen
„Für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger mag es vielleicht so aussehen, als ob sie von RMG einfach vergessen wurden. Ich kann ihnen versichern, dass dem nicht so ist. Doch wir benötigen die Mitarbeit jener Bürgerinnen und Bürger und bitten in solchen Fällen um eine kurze Nachricht von ihnen an unseren Kundenservice, dass sie bislang noch keine neue Tonne erhalten haben.“
Genau das hat Bürger Mainzer getan mit dem beschriebenen Erfolg. Aber auch die GAB hat offenbar Fehler gemacht, wie Sprecher Jenkel einräumt. „Es scheint so zu sein, dass es bei Herrn Mainzer aus Tangstedt einen Fehler bei der übermittelten Tonnengröße gibt. Bei über 80.000 Datensätzen sind vereinzelte Unstimmigkeiten nicht auszuschließen.“
So habe die GAB, die ja 2019 auch zunächst nur 240-Liter ausgeliefert hat, um sie dann bei etwa 6000 Haushalten auf deren Wunsch nachträglich in 120-Liter-Behälter umzutauschen, mit einem externen Dienstleister zusammengearbeitet, so Jenkel. Der habe die Tonnen seinerzeit verteilt. „Nachträgliche Änderungen haben wir separat gesammelt und Ende des vergangenen Jahres der RMG direkt übermittelt.“