Wedel. Verzicht auf 100 dringend nötige Wohnungen. Beschwerde über langes Zaudern von Politik und Verwaltung. Darum folgt nun der Stopp.
Weil es seit Jahren an Unterstützung aus Verwaltung und Politik mangelt, verzichtet der Wedeler Bauherr Thomas Volk nun endgültig auf sein geplantes Bauprojekt an der Holmer Straße. Auf dem Gelände einer ehemaligen Industrie- und Gewerbebrache wollte er auf seinem gut zwei Hektar großen Grundstück etwa 100 Wohnungen bauen – circa 40 davon als sozialen Wohnungsbau.
Dafür wäre als größte Hürde ohnehin noch die Verschiebung der sogenannten Regionallinie nötig gewesen, um den Bereich am Geestrand außerhalb des Ortsschildes tatsächlich bebauen zu dürfen. Nachdem die Neugestaltung der Planungsräume durch das Land Schleswig-Holstein in der Vergangenheit immer wieder verschoben worden war, sollte diese im Laufe dieses Jahres endgültig feststehen. Volk habe dabei stets Signale erhalten, dass diese Linie tatsächlich zu seinen Gunsten verschoben werde.
Sozialer Wohnungsbau in Wedel: Bauherr zieht sein Angebot zurück
Von der Verwaltung und Politik sieht er sich nach fast zwei Jahrzehnten in dieser Angelegenheit dagegen ziemlich im Stich gelassen. 2005 gab es den Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans. In zwei Sitzungen des Planungsausschusses seit Jahresbeginn war der Bebauungsplan 27d wortreich behandelt worden, die Mitglieder sprachen sich jedoch mehrheitlich gegen eine Fortführung aus.
„Der Planungsausschuss hat beschlossen, wissend als Vertreter für alle Bevölkerungsschichten, keine Sozialwohnungen am Geestrand haben zu wollen“, sagt er. Daher würden nun „alle Planungsbegünstigten, auch ich, keine neuen Verpflichtungserklärungen unterzeichnen.“
An der Holmer Straße: Es bleibt somit bei einer „villenartigen Bebauung“
Bislang wohnen in dieser Gegend einkommensstärkere Bewohner in Einzelhäusern. An einer „villenartigen Bebauung“ werde sich laut Volk in Zukunft durch diese politische Entscheidung nichts ändern. Der Bauherr ist enttäuscht: „Meine weitere Vorhaltung der Flächen für eine soziale Bebauung ist nicht erforderlich. Die Politik hat diese Chance verspielt.“ Menschen, die sozialen Wohnraum zum Leben benötigten, seien in Wedel offenbar nicht erwünscht.
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Dass Wedel dringend mehr Wohnraum braucht, bleibt unbestritten: Schon 2016 hatte eine Studie ergeben, dass zusätzliche 2600 Wohnungen bis 2030 benötigt werden – durch die weltweiten Krisen hat sich die Lage noch dramatisch verschärft. Allerdings bedeutet ein Wachstum auch immer, dass die Infrastruktur, auch Schulen, Sportstätten und mehr, damit perspektivisch Schritt hält.
Wohnungen Wedel: Zu große Fokussierung auf Baugebiet Nord
In der Vergangenheit hatte Thomas Volk stets eine zu starke Fokussierung der Verwaltung auf das Baugebiet Wedel Nord angemahnt. Einen Planungsstopp für dieses Projekt mit seinen bis zu 1000 Wohnungen möchte eine Initiative über ein Bürgerbegehren erwirken. Weitere geplante Bauprojekte in Wedel befinden sich etwa am Wedeler Tor, Ansgariusweg, Voßhagen, Im Winkel und Strandbaddamm.