Wedel. Wenn es brenzlig wird, fängt der Griff an zu vibrieren. So kamen ein Student der FH Wedel und zwei Hamburgerinnen auf die Idee.

Ein Fahrradlenker, der vor Unfällen schützen kann? Klingt interessant. Mit dieser Idee versuchen drei Studenten, Radfahren zukünftig sicherer zu machen. Seit August 2019 arbeiten Daniel Tamm (26), Yaro Lange (30) und Nicola Voß (24) an ihrem Projekt. Aber was ist Safrl, wie er heißt, überhaupt, und wie sind die Studenten auf die Idee zu diesem Projekt gekommen?

„Saflr ist ein Fahrradgriff, der anfängt zu vibrieren, sobald man sich einer Gefahrenzone nähert, in der schon mehrere Unfälle passiert sind“, sagt Daniel Tamm, der Smart Technologie, eine Verknüpfung aus Technik und Informatik, an der Fachhochschule Wedel studiert. Zusammen mit Yaro Lange und Nicola Voß hat er den smarten Fahrradgriff entwickelt. Die beiden Hamburgerinnen studieren dabei, anders als der 26-Jährige, Raumkonzept und Design an der Akademie für Mode und Design in Hamburg. Während Tamm für den technischen Teil und damit vor allem für die Entwicklung zuständig ist, kümmern sich Lange und Voß um das Design.

Außer dem Fahrradgriff ist auch eine App Teil von Saflr. Der Griff funktioniere nur mit der App, während diese wiederum auch für sich allein genutzt werden könne, so Daniel Tamm. Der Fahrradriff kommuniziere dabei während der Fahrt via Bluetooth mit der App. „Die App dient der Navigation, indem sie die schnellste und sicherste Route vorschlägt. Gleichzeitig warnt sie den Radler durch Hinweise, wenn er sich einer Gefahrenzone nähert“, erklärt Tamm. Um die Gefahrenzonen zu identifizieren, habe sich das Team an mehreren Statistiken orientiert, beispielsweise an denen des ADAC. „Wir haben vor allem die Zahlen des Unfallatlas’ des Statistischen Bundesamts beachtet“, so der 26-Jährige weiter.

Interdisziplinäres Projekt im fünften Semester ist Pflicht

Sicherheit steht bei Saflr im Vordergrund, was auch schon der Name des Projekts zeigt: „Saflr kommt von safe, was so viel bedeutet wie in Sicherheit. Wir haben daraus dann alles im Griff gemacht. Deshalb auch Saflr - Alles im Griff“, sagt Nicola Voß. Der Name zeigt gleichzeitig auch das große Ziel des Projekts: die Sicherheit mit dem Griff zu vereinen und diese so zu gewährleisten. „Wir hoffen, dass wir mit Saflr Unfälle in Zukunft vermeiden können, auch wenn uns natürlich bewusst ist, dass dazu mehr als die Aufmerksamkeit nur eines Verkehrsteilnehmers nötig ist“, so Voß.

Und wie kamen die Studierenden zu dem Projekt? Während ihres Studiums ist sowohl für Lange und Voß als auch für Tamm ein interdisziplinäres Studienprojekt im fünften Semester Pflicht. Beide Hochschulen arbeiten dafür mit der Kreativ Gesellschaft Hamburg zusammen. Diese hat die sogenannte Cross Innovation Class eingerichtet. Dort kommen Studenten aus unterschiedlichsten Fachrichten der Kreativwirtschaft zusammen, um dann in Kleingruppen gemeinsam mit verschiedensten Firmen an verschiedensten Projekten zu arbeiten.

„Tatsächlich ist die Cross Innovation Class auf Initiative von Professor Ulrich Hoffmann entstanden, der hier in Wedel an der Fachhochschule lehrt“, sagt Pressesprecherin Nelly Tekhaus. „Er hat nach Partnern für interdisziplinäre Studienprojekte gesucht und ist so auf die Hamburg Kreativ Gesellschaft gestoßen.“

IT-Dienstleister Dataport stellte die Aufgabe

„Im Wintersemester 2019/2020 war das Thema Smart City Solutions“, sagt Nicola Voß. „Da wir uns alle drei für eine Zusammenarbeit mit der Firma Dataport entschieden hatten, schlossen wir uns als Team zusammen“. Dataport ist als IT-Dienstleister für die öffentliche Verwaltung bekannt. Das Unternehmen gab den Dreien im August 2019 eine Aufgabe: Sie sollten die Verkehrssicherheit durch ein Produkt oder ein Konzept erhöhen. Bis November mussten sich die Studierenden ein Projekt überlegen. „Das war relativ wenig Zeit“, sagt Daniel Tamm.

„Wir haben uns lange überlegt, wo wir im Straßenverkehr eingreifen können, um die Sicherheit zu erhöhen“, sagt Yaro Lange. „Dabei ist uns sehr aufgefallen, dass Unachtsamkeit oftmals zu Unfällen führt. Vor allem Radfahrer sind dabei gefährdet, weil sie nicht so gut geschützt sind wie zum Beispiel ein Autofahrer.“ Nicola Voß ergänzt: „Außerdem bot sich das Fahrrad an, weil man es leicht umbauen kann.“

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Ende Januar dieses Jahres stellten die Drei ihr Projekt dann bei einer öffentlichen Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Hamburg Kreativ Gesellschaft vor. Bis zu 100 Gäste hätten sich für Saflr interessiert. „Wir waren echt überrascht, wie positiv die Rückmeldungen waren. Die Besucher waren begeistert“, berichtet Nicola Voß. Mitte dieses Jahres sei das Projekt aus universitärer Sicht eigentlich abgeschlossen gewesen. Doch die positiven Rückmeldungen motivierten die Studenten, weiter daran zu arbeiten. Sie sind sich einig: Saflr soll weiter ausgebaut werden. „Wir haben uns dann auf einen Platz im Förderprogramm Call for Transfer von Hamburg Innovation beworben“ sagt Lange. Und prompt wurde Saflr angenommen. „Das hat uns nochmal einen richtigen Schub gegeben“, sagt die 30-Jährige.

Großes Zie, Abnahmekunden für das Produkt zu finden

Mit der Förderung im Gepäck würden sie den Griff und die App nochmals überarbeiten und perfektionieren wollen. „Wir wollen das Design noch einmal überdenken und in der App auch eine Community-Funktion einrichten. Dort könnten sich die Nutzer dann über gefährliche Stellen austauschen. Außerdem wollen wir Unfallstatistiken in die App einbetten“, berichtet Nicola Voß.

Und weiter: „Letztlich ist unser großes Ziel, einen Abnahmekunden für unser Produkt zu finden. Nächstes Jahr sind wir alle mit dem Studium fertig. Wir hoffen, dass wir Saflr dann auf den Markt bringen können.“