Hamburg. Codierung gegen Diebstahl, Schläuche aus dem Automaten oder Selbsthilfe-Werkstätte für Tüftler: Tipps für Fahrradfahrer in Hamburg.

Das Fahrrad wurde gestohlen, eine Scherbe steckt im Reifen, oder alle Stellplätze sind besetzt – Fahrrad fahren im Großstadtdschungel kostet Nerven. Das Abendblatt erklärt, wie Hamburger ihr Fahrrad vor Diebstahl schützen, welche Zigarettenautomaten nach Reifenpannen nützlich und wo Stellplätze frei sind – oder sein sollten.

Außerdem: Wer kein Fahrrad besitzt, kann eines leihen. StadtRad, Swapfiet, Klara und andere Leihsysteme bieten neben herkömmlichen Fahrrädern auch Lasten- und Liegeräder, Cruiser und Tandems an. Ein Anbieter ist kostenfrei.


Mehr Stellplätze mit Bike+Rid
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Mit dem Ziel, Fahrradstadt zu werden, baut Hamburg mehr Parkplätze für das Rad. Bis 2025 soll es 28.000 Stellplätze geben. Das hat die Stadt im Entwicklungskonzept „Bike+Ride“ (B+R) bekannt gegeben. Aktuell können Radler ihre Fahrräder an mehr als 150 Standorten abschließen. 2020 sollen sieben weitere Anlagen gebaut werden, darunter auch das Fahrradparkhaus an der Kellinghusenstraße mit Platz für 600 Fahrräder. An B+R-Anlagen können Räder kostenlos im Freien und überdacht abgeschlossen werden. Abschließbare Plätze mit Aufladestation für E-Fahrräder, sogenannte Pedelecs, bietet die Stadt auch an. Sie kosten 24 Euro pro Quartal, mit Gepäckschließfach sind es 90 Euro.

B+R-Stellplätze liegen üblicherweise an Hochbahnstationen, das Rad kann kostenlos in Bussen, S- und U-Bahnen sowie auf Schiffen transportiert werden. Ausgenommen sind die Sperrzeiten an Wochentagen von 6 bis 9 Uhr und 16 bis 18 Uhr. In Regionalbahnen kostet eine Tageskarte für das Rad 3,50 Euro.

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Die Serie:

  • 22. Juli: Interview mit Stadtentwicklungsforscher Prof. Jörg Knieling
  • 24. Juli: Werkstatt für historische Fahrräder
  • 25. Juli: Die schönsten Radtouren in und um Hamburg
  • 28. Juli: Vorkämpfer für Radverkehr: Die Critical-Mass-Bewegung
  • 30. Juli: Die Fibel der Verkehrsregeln für Radfahrer
  • 31. Juli: Wie ein besseres Miteinander auf der Straße gelingt
  • 1. August: Vom Glück und Unglück, in Hamburg Rad zu fahren


Diebstahlsschutz durch Codierun
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Kurz abgeschlossen, schon gestohlen? Dieses Schicksal ereilt zu viele Fahrräder. Im Stadtgebiet wurden 2019 mehr als 12.000 Fahrraddiebstähle polizeilich erfasst. Weniger als 500 wurden aufgeklärt, wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht. Eine Codierung kann vor Diebstahl schützen. Der eingravierte oder aufgeklebte Code ist dem Besitzer zugeordnet, weshalb gestohlene Fahrräder schlechter verkauft und Diebe schon vor der Tat abgeschreckt werden. Die Codierung kostet 4 bis 30 Euro und wird vom ADFC oder Anbietern wie der Fahrradcodierung Heilmann und Safe-Bike durchgeführt.

Besitzerlose Fahrräder können im Zentralen Fundbüro des Bezirksamts Altona an der Bahrenfelder Straße 254–260 abgegeben werden.

Im Hamburg stehen mehr als 200 StadtRad-Stationen. Mittlerweile bietet die Stadt auch 20 Lastenpedelecs an.
Im Hamburg stehen mehr als 200 StadtRad-Stationen. Mittlerweile bietet die Stadt auch 20 Lastenpedelecs an. © Unbekannt | Roland Magunia


Kostenlose oder besondere Fahrrad­leihe
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Wer kein eigenes Fahrrad besitzt oder probeweise ein extravagantes Modell testen möchte, findet online viele Verleiher. StadtRad ist das bekannteste Leihfahrradangebot – mit mehr als 200 Stationen. Nutzer benötigen die StadtRad-App und müssen bei der Registrierung Tarif und Zahlweise auswählen. Wer ein freies StadtRad gefunden hat, gibt die Fahrradnummer in der App ein, drückt den roten Knopf am Schloss und zieht das Stationsseil heraus. Los geht’s.

Zusätzlich zum normalen Fahrrad verleiht StadtRad 20 elektrisch unterstützte Lastenräder, sogenannte Lastenpedelecs. Bis zu zwei Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren dürfen in der Ladebox sitzen. Das Lastenrad kann ab einer Stunde vor Fahrtantritt reserviert werden. Beide Varianten sind in den ersten 30 Minuten kostenlos. Jede weitere Minute kostet 10 Cent, mit HVV-Ticket 8 Cent. Pro Tag kostet das StadtRad 15 Euro, das Lastenpedelec kommt auf 24 Euro.

Auf Muskelkraft setzt die kostenlose Lastenradinitiative Klara, ein Projekt des ADFC. Als Alternative zum Auto können Hamburger die sechs Räder ausleihen, um große Einkäufe oder Umzugskartons zu transportieren, aber auch für Ausflüge und Kindergeburtstage. Wer sich online registriert, kann ein Lastenrad für bis zu drei Tage buchen. Die Ausleihe erfolgt gegen Vorlage des Personalausweises an der zuvor festgelegten Station.

Swapfiets verleiht Fahrräder mit blauem Vorderrad. Hollandräder, Damenräder und E-Fahrräder kosten monatlich 16 bis 73 Euro. Eine Einmalgebühr von 15 Euro fällt an. Die Leihe geht entweder über einen festen Zeitraum oder kann mit einmonatiger Frist gekündigt werden. Andere Anbieter verleihen Fahrräder auch wöchentlich, zum Beispiel die Fahrradstation Dammtor/Ro­therbaum, Hamburg City Cycles oder Zweiradperle. Sie verleihen neben herkömmlichen Modellen auch Cruiser, Dreiräder, Klappräder, Liegeräder, Lastenräder, Pedelecs, Tandems, Rikschas.


Selbsthilfe-Werkstatt oder Hausbesuch vom Fahrraddoktor?
Fahrrad kaputt? In Hamburg kommt der Fahrraddoktor bis nach Hause und geht erst, wenn das Rad wieder fahrtauglich ist. Mit mobilen Reparaturservices werben unter anderem die Anbieter Rad Retter, Reckrad und Fahrradtechnik Mobil. Wer sein Fahrrad selbst reparieren möchte, aber nicht weiß, wie, fährt in die Selbsthilfe-Werkstatt. Die Nutzung der Werkzeuge muss teils bezahlt werden, ebenso die Hilfe vom Personal und Ersatzteile. Selbsthilfe-Werkstätten finden sich bei der Fahrradstation Dammtor, an der Roten Flora oder monatlich mit Girls on Tools an unterschiedlichen Orten.

Radretter Melchior Schubert repariert kaputte Fahrräder im Montagewagen (Archivfoto).
Radretter Melchior Schubert repariert kaputte Fahrräder im Montagewagen (Archivfoto). © Unbekannt | Roland Magunia


Schlauch aus altem Zigarettenautomaten bei Reifenpann
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Gegen den Bürgersteig geprallt oder über einen Nagel gefahren, und der Fahrradreifen ist platt. Wer keinen Reserveschlauch parat hat, kann das Fahrrad zum nächsten Schlauchautomaten schieben. In Hamburg stehen 26 Automaten der Firmen Continental und Schwalbe – frei zugänglich und meistens vor Fahrradwerkstätten, zum Beispiel vor dem Eimsbütteler Fahrradladen an der Osterstraße oder Cycles an der Dockenhudener Straße.

Deren Inhaber betreiben die Automaten, die früher als Zigarettenautomaten gedient haben. Kunden können Münzen in den Schlitz einwerfen und erhalten ihr Päckchen aus der breiten Bodenöffnung. Ein Schlauch kostet circa 8 Euro. Wechselgeld werfen die Automaten nicht aus.


Städtische Luftstationen gegen platte Reife
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Im Hamburger Stadtgebiet stehen 25 öffentliche Luftstationen, zum Beispiel unweit der U-Bahn-Stationen Landungsbrücken, Rathaus, Steindamm und Sternschanze. Die Pumpköpfe sind mit jeweils einem Dunlop- und Sclaverand-Ventil ausgestattet. Nachdem der Kopf auf das Fahrradventil geklemmt wurde, kann Luft über das Fußpedal in den Reifen gepumpt werden.

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Das Hamburger Abendblatt hat ein eigenes Magazin zum Thema „Hamburg mit dem Rad“ herausgebracht: 108 Seiten, 9 Euro (Treuepreis 7 Euro). Erhältlich in der Abendblatt-Geschäftsstelle am Großen Burstah 18–32 unter Telefon 040/333 66 999, unter abendblatt.de/magazine und bei Amazon.