Pinneberg. Dauernd muss die Feuerwehr auf dem verlassenen Areal löschen. Wehrführer kritisiert die Zustände dort. Jetzt will die Stadt handeln.
Immer wieder muss die Pinneberger Feuerwehr anrücken, um nach Brandstiftungen in den Wupperman‘schen Hallen zu löschen. Die verlassene Industriebrache scheint Zündler anzuziehen, obwohl das Gelände der ehemaligen Gießerei an der Hermanstraße eingezäunt ist. In den vergangenen Tagen brannte es erneut auf dem Privatgelände. Damit soll nun Schluss sein.
Denn nun will die Stadt Pinneberg ein besonderes Augenmerk auf die historischen Backsteingebäude legen. Denn viele Pinneberger würden in den Wupperman‘schen Hallen einen wichtigen Teil der Stadtgeschichte sehen. Jahrzehntelang produzierte die gleichnamige Firma Emailleprodukte für den Weltmarkt, das Unternehmen war lange der größte Betrieb in Pinneberg. Einen Teil der Zeugnisse dieser Zeit bilden die Backsteingebäude, die seit fast 40 Jahren verfallen.
Wupperman‘sche Hallen: Feuerwehr Pinneberg muss an einem Tag zweimal löschen
Zuletzt hatte es am 8. Juni auf dem verlassenen Fabrikgelände zweimal gebrannt. Die Pinneberger Feuerwehr muss am Vormittag in einer der Hallen eine Filteranlage und einen Stapel Holzpaletten löschen und dann am Abend erneut auf dem Areal anrücken. Auf zwei Vordächern brannten Holzreste und Bücher. Im ersten Obergeschoss fand die Pinneberger Feuerwehr ein weiteres kleines Feuer, entzündet aus Unrat.
Nur wenige Tage später, am 12. Juni, musste die Einsatzkräfte erneut in die Hermanstraße ausrücken, weil Unbekannte in einer der Hallen Papier aufgehäuft und angezündet hatten. Wehrführer Claus Köster macht seiner Wut in einem Brief an die Stadt und die Eigentümer Luft: „Das Grundstück und die vorhandene Bebauung befinden sich in einem katastrophalen Zustand. Die Hallen können zum größten Teil nicht mehr betreten werden, da sie zum Teil einsturzgefährdet sind und zum Teil Decken und Fußböden durchgebrannt und erheblich beschädigt sind.“ Wildwuchs und tiefe Löcher im Boden würden der Feuerwehr das Leben schwer machen.
Feuerwehr muss an Wupperman‘sche Hallen in Pinneberg löschen
Nun reagierte die Stadtverwaltung mit einem Schreiben. Leider würden sich immer wieder Unbekannte illegal Zugang zu dem in Privatbesitz befindlichen Gelände verschaffen, um dort Feuer zu legen, heißt es darin. „Wir blicken als Verwaltung mit großer Sorge auf die Vorgänge“, sagt Bürgermeister Thomas Voerste. „Es kann nicht sein, dass sich Rettungs- und Einsatzkräfte, darunter viele Ehrenamtler, in Gefahr begeben müssen, weil sich einige Menschen nicht an Recht und Gesetz halten.“
Die Verwaltung stehe mit dem Grundstücksbesitzer in regelmäßigem Kontakt, unter anderem, was die Grundstücksabsicherung betrifft. „Wir werden dies nun noch einmal intensivieren und gemeinsam mit allen Beteiligten prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, die Situation zu verbessern“, sagt Bürgermeister Voerste.
Fabrikant Herman Wupperman prägte Pinneberg
Nachdem 1878 die Union-Eisenwerk AG Konkurs anmeldete, kaufte der Amerikaner Herman Wupperman das Werk in Pinneberg. Er modernisierte es und machte es zu einem der größten Emaillierwerke Europas. Die Arbeiter fertigten bis zu 30.000 Geschirrteile pro Tag. Herman Wupperman galt als besonders sozial. Er richtete eine Familienkasse, eine Betriebskrankenkasse sowie eine Betriebssparkasse und Mietersparkasse für seine Arbeiter ein. Er ließ an der Herman- und an der Ottostraße günstige Arbeiterwohnungen errichten.
- Pinneberg: Wie die IG Wupperman für Erhalt der historischen Hallen kämpft
- Hitlergruß beim CSD in Pinneberg: Staatsschutz ermittelt, Appell des Bürgermeisters
- HVV: Kürzung bei S-Bahn - Proteste im Kreis Pinneberg gewinnen an Vehemenz
Im Juni 2021 wurde durch einen Beschluss des Stadtentwicklungsausschusses der Weg geebnet, um die alten Wupperman-Hallen abreißen zu lassen und durch Reihenhäuser zu ersetzen. Eine Interessengemeinschaft hofft hingegen, die Hallen erhalten zu können und in einen Campus beispielsweise mit Kaffeerösterei, Brauerei, einem Mix aus Wohnen und Gewerbe, Handwerk, Kino und Gedenkstätte umwandeln zu können.