Kreis Pinneberg. SPD-Kreisverband Pinneberg drängt auf bessere Förderung und bundesweit einheitliche Bildungsprogramme für künftige Altenpflegekräfte.

Immer mehr Menschen werden immer älter. Allein im Kreis Pinneberg waren es vor ein paar Jahren rund 70 000 Menschen über 65. In Kürze steigt diese Zahl dank der geburtenstarken Jahrgänge auf 85.000. Gleichzeitig wächst die Anzahl derjenigen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen und über 65 Jahre alt sind, auf mehr als 50 Prozent. Beides bedarf einer wachsenden Zahl von Pflegekräften. Wie in vielen anderen Berufsbranchen auch ist der Fachkräftemangel ein großes Problem.

Bei den Pflegewochen, die kürzlich von der Kreis Pinneberger SPD mit mehreren Veranstaltungen und Experten und Besuchen in den vielfältigen Einrichtungen im Kreis durchgeführt worden sind, hat sich deshalb auch die Frage der zukünftigen Versorgung mit fachlichem Personal als eines der großen Themen für die Zukunft herausgestellt.

Im Kreis Pinneberg ist nur jeder zweite Ausbildungsplatz in Pflegeschulen besetzt

„Die Ausbildungsplätze bei den Ausbildungsträgern in Schleswig-Holstein sind offensichtlich da. Aber es muss mit allen Beteiligten und vielen konkreten Instrumenten daran gearbeitet werden, dass sie dann auch besetzt werden“, resümiert der SPD-Kreisvorsitzende Thomas Hölck eines der Schwerpunktthemen der Pflegewochen.

In Schleswig-Holstein bleiben 40 Prozent der Ausbildungsplätze in Pflegeschulen unbesetzt.
In Schleswig-Holstein bleiben 40 Prozent der Ausbildungsplätze in Pflegeschulen unbesetzt. © IMAGO/Joerg Boethling | Joerg Boethling via www.imago-images.de

Doch statt mehr Pflegerinnen und Pfleger sinkt die Zahl der Ausbildungswilligen. Das geht aus einer Anfrage der Landtagsabgeordneten Birte Pauls, die auch zu Gast bei den SPD-Pflegewochen im Kreis Pinneberg gewesen ist, hervor. Von 2258 Plätzen in Pflegeschulen fürs erste Lehrjahr sind nur gut 60 Prozent besetzt.

Im Kreis Pinneberg fällt die Bilanz ebenfalls schlecht aus. Von den 160 Plätzen im AWO-Bildungscampus waren nach Auskunft der Kreisverwaltung im vorigen Jahr nur 99 und von den 263 Plätzen im Bildungszentrum der Regio Kliniken GmbH, waren 222 besetzt. 2022 hatte Regio sogar nur 178 Auszubildende.

SPD: Arbeitsbedingungen in der Pflege müssen besser werden

Für die Zurückhaltung beim Ausbildungsinteresse sieht die SPD dabei weniger die finanziellen, als die übrigen Arbeitsbedingungen bei der Pflege als verantwortlich an. Kreisvorsitzender Hölck: „Es ist eine außerordentlich wichtige und schöne, aber eben auch sehr personal-intensive Arbeit“. An der Unterstützung für Personal mangele es „leider vielfach dramatisch“.

Pflegeverbände warnen vor einer Verschärfung des Pflegenotstandes. Sorgen bereiten die hohen Abbrecherzahlen bei der Pflege-Ausbildung.
Pflegeverbände warnen vor einer Verschärfung des Pflegenotstandes. Sorgen bereiten die hohen Abbrecherzahlen bei der Pflege-Ausbildung. © epd | Juergen Blume

Wegen des Fachkräftemangels in der Pflege wird vor allem der Bedarf an gut qualifiziertem Pflegehilfen künftig steigen. Umso wichtiger sei der Ausbau der Pflegeassistenz. Eine Chance dafür bieten die Beruflichen Schule in Elmshorn. Dort können jedes Jahr 60 junge Menschen eine Ausbildung als Assistenzkraft beginnen.

Kreis Pinneberg finanziert Fahrtkosten zwischen Schule und Praxis

Auch hier würde der Bedarf aufgrund gesetzlicher Vorgaben steigen. Umso wichtiger sei die kleine Unterstützung, die jetzt vom Kreis als freiwillige Leistung übernommen worden ist, nämlich die Übernahme der Fahrtkosten zwischen Wohnort und wechselnden Praxisbetrieben. Hölck: „Damit setzt der Kreis Pinneberg ein Zeichen, dass unbedingt auch bei den notwendigen größeren Ausbildungszahlen beibehalten werden muss.“

Mehr zum Thema

Außerdem will sich die Kreis-SPD politisch dafür einsetzen, dass der „absolute Wildwuchs“ an verschiedenen Ausbildungskonzepten für die Pflegeassistenz in Deutschland vereinheitlicht wird. Aktuell gibt es bundesweit insgesamt 27 unterschiedliche ein-bis zweijährige Pflegeausbildungen mit vielfältigen Berufsbezeichnungen. „Das ist ein unmöglicher Zustand, der dann auch noch die berufliche Mobilität über Ländergrenzen hinweg zum Abenteuer macht“, wettert der SPD–Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Hans Peter Stahl, der auch Vorsitzender des Sozialausschusses im Pinneberger Kreistag ist.

Kreis Pinneberg: Sozialdemokraten wollen beruflichen Aufstieg bis zum Studium erleichtern

Wichtig sind der SPD geeignete Förderinstrumente, um aus den verschiedenen Stufen der beruflichen Qualifikation in einen akademischen Studiengang einsteigen zu können. Auch hier bieten die Hochschulen in Schleswig-Holstein aktuell mehr Plätze, als real belegt sind.

Der SPD-Kreisvorsitzende bilanziert: „Aufstiegsmöglichkeiten machen aber nicht nur den Gesamtbereich Pflege insgesamt attraktiver. Kräfte mit einer wissenschaftlichen Ausbildung sind auch ein Erfordernis von zunehmendem Management und Qualifizierungsaufgaben und neuen Erkenntnissen und Entwicklungen rund um Großthemen wie Demenz, Prävention und Höchstalter.“