Kreis Pinneberg. Die 41-Jährige soll Harald G. Schroers (65) bei der Förderungsgesellschaft des Kreises ablösen. Sie war aber nicht die erste Wahl.

Der langjährige Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs-und Entwicklungsgesellschaft WEP des Kreises Pinneberg, Harald G. Schroers, muss seine Planung für den Ruhestand noch ein gutes halbes Jahr verschieben. Eigentlich wollte Schroers schon Ende vorigen Jahres, aber spätestens zum Ende April mit 65 Jahren nach 18 Jahren an der Spitze der WEP in Rente gehen. Doch daraus wird nun nichts. Eine Nachfolgeregelung konnte erst zum Jahreswechsel 2025 geschaffen werden. Sein Vertrag lief ohnehin bis ins nächste Jahr.

„Ich werde die Gesellschaft jetzt nicht im Stich lassen und mache solange weiter, bis jemand Neues da ist“, erklärte Schroers auf Abendblatt-Nachfrage. Schließlich sei ihm die Verantwortung bewusst und die WEP liege ihm natürlich sehr am Herzen, teilt der in Hamburg lebende Schroers mit.

WEP im Kreis Pinneberg: Gebürtiger Hesse Schroers hat Geschäfte in einer Finanzkrise übernommen

Der gebürtige Hesse, der bereits dort in der Wirtschaftsförderung gearbeitet hatte, hat die WEP damals in einer großen Finanzkrise übernommen. Der Kreis musste wegen Wertberichtungen von Grundstücken eine zweistellige Millionensumme dafür aufbringen. Jetzt sei die WEP bestens aufgestellt, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Torsten Hauwetter. „Die WEP steht super da“ – auch dank der guten Arbeit von Geschäftsführer Schroers. Hauwetter ist Schroers dankbar für seine Bereitschaft, vorerst die Geschäfte weiter zu führen.

Für den Kreis Pinneberg habe sich Schroers „absolut verdient gemacht“, würdigte auch Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje als stellvertretender Vorsitzender des WEP-Aufsichtsrates dessen fast 20-jähriges Wirken.

Hauptausschuss des Kreistages hat Jennifer Schweiger zur Nachfolgerin bestellt

Der Hauptausschuss des Kreistages hat nun Jennifer Schweiger zur neuen Geschäftsführerin bestellt. Sie arbeitet seit fünf Jahren für die Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS) als Wirtschaftsförderin. Bei der WEP soll die 41-Jährige „branchenüblich“ mit rund 150.000 Euro brutto Jahresgehalt dotiert sein, erklärt Hauwetter, der dem Wirtschaftsausschuss vorsitzt.

Jennifer Schweiger soll spätestens zum Jahreswechsel die neue Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP des Kreises Pinneberg werden.
Jennifer Schweiger soll spätestens zum Jahreswechsel die neue Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP des Kreises Pinneberg werden. © Burkhard Fuchs | WEP

Die gebürtige Essenerin bringe eine fachliche Expertise aus 13 Jahren Erfahrung in der Wirtschaftsförderung im Bereich Technologieförderung und Unternehmensbetreuung mit. 2011 hat sie ihre Promotion im Fachgebiet der landwirtschaftlichen Betriebslehre und Management abgeschlossen.

Wann genau die Neue das Ruder bei der WEP übernimmt, ist noch nicht geklärt

Der Wechsel zur WEP in den Kreis Pinneberg solle nach Möglichkeit schnellstmöglich erfolgen, hofft Hauwetter. Spätestens zum Jahreswechsel soll dies wegen der einzuhaltenden Kündigungsfristen geschehen. Solange werde Schroers an Bord bleiben. Sein Arbeitsvertrag würde kurzfristig verlängert.

Hauwetter: „Ich freue mich auf die künftige Zusammenarbeit mit Frau Schweiger und wünsche ihr viel Erfolg für die bevorstehenden Aufgaben, auf die sich Jennifer Schweiger ihrerseits mit großer Freude blickt.“

Die WEP hat zwölf Beschäftigte und gehört dem Kreis Pinneberg und neun Kommunen

Die WEP-Holding mit ihren zwölf Mitarbeitenden, an der der Kreis Pinneberg zu 76,5 Prozent und neun Städte und Gemeinden aus dem Kreis Pinneberg mit 23,5 Prozent beteiligt sind, müsse sich neuen Herausforderungen stellen., kündigt Hauwetter an. So soll jetzt das geplante Gründer- und Technologiezentrum aufgebaut und realisiert werden, für das der Kreistag vor einem Jahr die Stadt Wedel in Konkurrenz zu Elmshorn und Pinneberg als Standort auserkoren hat.

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„Wir müssen die WEP auf neue und jüngere Beine stellen“, sagt Hauwetter. Dazu gehöre insbesondere auch, neue innovative und ökologisch nachhaltige Gewerbegebiete auszuweisen wie zum Beispiel den EQ Businesspark in Quickborn, der erste dieser Art, in dem sich ausschließlich Betriebe ansiedeln dürfen, die keine fossilen Brennstoffe mehr einsetzen – weder zum Heizen noch zum Produzieren von Werkstoffen.

Gründer-und Technologiezentrum aufbauen und Northvolt begleiten, sind die Aufgaben

Auch die Ansiedlung des schwedischen Batterieherstellers Northvolt bei Heide müsse wirtschaftlich eng begleitet werden, damit „auch für den Kreis Pinneberg etwas abfällt“ an Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen, hofft Hauwetter. Eine Studie im Auftrag der WEP-Tochter Norderelbe hat – wie berichtet – dazu errechnet, dass durch Northvolt 1550 neue Arbeitsplätze und 100 Millionen Euro an zusätzlicher Wertschöpfung pro Jahr für den Kreis Pinneberg herausspringen könnten.

Nach Informationen des Abendblatts ist die jetzt bestellte Jennifer Schweiger nicht die erste Wahl für die WEP-Geschäftsführung gewesen. Ein erster Kandidat, der mit Hilfe eines externen Büros gefunden und bereits den Zuschlag erhalten hatte, soll plötzlich wieder abgesagt haben. Auch der kam aus Niedersachsen. Das erinnert ein wenig an die Suche des Kreises Pinneberg, die Geschäftsführung der Abfallgesellschaft GAB neu zu besetzen. Das dauerte fast zwei Jahre und betraf ebenfalls mehrere Kandidaten.