Heidgraben. Der neue „hurtig.“-Markt öffnet heute. Das große Einweihungsfest folgt Pfingstsonnabend. Wie das Konzept den Handel revolutioniert.
- 24 Stunden geöffnet: Neues Konzept geht im Kreis Pinneberg an den Start.
- In Heidgraben öffnet der „hurtig.“-Markt mit dem Motto: Norddeutsch, freundlich, greifbar.
- Das 24/7-Pilotprojekt soll landesweit Vorbildcharakter haben.
Was wäre passiert, wenn der junge Fin Niklas Schmidt aus einem kleinen Laden im Dorf seiner Großmutter die Kaffeesahne hätte mitbringen können? Vielleicht wäre Norddeutschlands Einzelhandel dann um einen kreativen Kopf ärmer. Tatsächlich bekam der junge Mensch keine Kaffeesahne für Oma, weil der Laden längst für immer geschlossen war.
Für den gelernten Bürokaufmann war diese Enttäuschung eine Schlüsselszene, die ihn ermunterte, ganz neue Einkaufsmodelle fürs Land, aber auch die Stadt zu entwickeln. Mit einem Pilotprojekt will er jetzt die Herzen der Kunden im Kreis Pinneberg erobern.
Späti auf dem Dorf: Aus Markttreff in Heidgraben wird 24/7-Shopping-Revolution
Im Mittelpunkt der Strategie des noch jungen Unternehmens steht die 2500-Einwohner-Gemeinde Heidgraben. Dort war vor etwa zehn Jahren ein vom Land und der Europäischen Union geförderter „Markttreff“ entstanden. Da mit dem ersten Betreiber, Manfred Langer, keine Einigung über die Zukunft erzielt werden konnte, suchte der Gemeinderat unter Führung des neuen Bürgermeisters Julian Kabel um die Jahreswende nach einer neuen Lösung.
Die „hurtig.“-Märkte, entwickelt von Fin Niklas Schmidt und dem IT-Experten Tim Andersen, bekamen vor einigen Monaten den Zuschlag. Seitdem wird am Konzept gefeilt und nun eingeräumt.
Ein Bürokaufmann und ein IT-Experte entwickeln Konzept für „Späti“ auf dem Land
Am 16. Mai geht es los. Und zwei Tage später, am Pfingstsonnabend, soll die Wiedereröffnung ab 11 Uhr groß gefeiert werden, und zwar mit Kinderspielen, Grillstand, Ausschank und der Chance, den neu eingerichteten Laden einmal in Ruhe kennenzulernen.
Das Interesse ist riesig groß. Etwa 1000 Frauen und Männer haben sich schon per App und über einen schriftlichen, kleinen Antrag registrieren lassen. Sie kommen nicht nur aus Heidgraben und Umgebung, bis weit nach Elmshorn reicht die Liste der potenziellen Einkäufer. Denn sie alle haben künftig die Chance, auch außerhalb der Öffnungszeiten und an allen Tagen im Jahr einzukaufen. Das Prinzip funktioniert wie ein großer begehbarer Automat.
Großes Interesse: Jeden Tag kommen schon neugierige Menschen
Die Neugierde auf die neuen Betreiber und ihr Team steigt. „Jeden Tag kommen hier schon Menschen, auch viele Kinder, und wollen einkaufen. Das geht leider noch nicht“, bittet Geschäftsführer Schmidt um Geduld.
Theoretisch würde das Geschäft vollautomatisch funktionieren. Da Schmidt und sein Mitstreiter Andersen aber wissen, dass vor allem ältere Menschen sehr gern noch Verkäufer um sich haben, wird sich in der Woche ein bislang zwölfköpfiges Team, darunter sechs festangestellte Kräfte, um die Kunden kümmern. Geöffnet ist montags bis sonnabends jeweils von 8 bis 18 Uhr. Die Bäckerei, die von Bäcker Schlüter beliefert wird, ist bereits ab 7 Uhr geöffnet und schließt um 16 Uhr. Sonntags gibt es hier frische Brötchen von 7 bis 11 Uhr.
Der famila-Mutterkonzern liefert Waren für das Sortiment
Das Sortiment mit etwa 8000 Artikeln, frischem Obst und Gemüse wird über die Einzelhandelskette Bartels & Langness (Nah&Frisch, Ihr Kaufmann, famila) abgedeckt. Auch individuelle Wünsche der Kunden sollen berücksichtigt werden.
Heidgraben ist für das Duo aus Owschlag bei Schleswig der zweite 24/7-Markt. In Sauensiek im südlichen Landkreis Stade startete im Sommer 2023 der Prototyp. „Die Bilanz dort ist sehr gut. Wir haben die Erfahrungen aus dem Laden, zum Beispiel mit unserem Kassensystem, auch in Heidgraben umgesetzt“, erzählt Fin Niklas Schmidt.
Norddeutsch, freundlich und greifbar: die Marke „hurtig.“
Warum „hurtig.“-Märkte? „Wir haben uns für diesen Begriff entschieden, weil er norddeutsch, freundlich und persönlich greifbar ist“, sagt Geschäftsführer Schmidt.
Heidgrabens Bürgermeister Julian Kabel äußert sich begeistert über die Entscheidung für „das innovative Konzept“ der beiden Jungunternehmer. „Ich freue mich, dass wir so schnell so hoch motivierte Nachfolger gefunden haben“, sagt der ehrenamtliche Kopf der Gemeinde. Julian Kabel hofft, dass der „gute Spirit“ der Marke „hurtig.“ für eine lange Kooperation mit Heidgraben trägt.
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Daran arbeitet auch das neue Team für den Heidgrabener Markt. Trotz alledem knüpfen Fin Niklas Schmidt und Tim Andersen bereits die Fäden für einen dritten Markt. Das könnte mit der 800-Einwohner-Gemeinde Steinfeld mal ganz in der Nähe der bei Schleswig lebenden Jungunternehmer klappen.