Heidgraben. Gemeinde und Familie Langer konnten sich nicht über die Pacht für einzigen Einkaufsmarkt im Dorf und die Zahlung von Altlasten einigen.
Neun Jahre haben Britta und Manfred Langer oft von frühmorgens bis spätabends mit ihrem Team gerackert. Jetzt ist Schluss im Markttreff, der als Leuchtturmprojekt in der Aktivregion mit vielen Hunderttausend Euro gefördert wurde. Sonnabendmittag, 30. Dezember, wird endgültig abgerechnet. Die Zeit bis dahin nutzen viele Stammkundinnen und -kunden, um ganz persönlich Abschied zu nehmen.
„Du kamst rein und wurdest immer freundlich aufgenommen“, sagt Stammkundin Uta Slomma. Es sei viel mehr gewesen als nur ein Markt. Es habe immer viel Spaß gemacht, in den Markt zu kommen und in der Kaffee- und Klönecke zu veweilen. Sogar ihre Mutter, die nur zu Besuch nach Heidgraben komme, sei immer gern mit zu Manni und Britta gekommen.
„Die beiden haben das aufgebaut wie eine große Familie“
Die beiden Hauptpersonen, er vorneweg, sie lieber im Hintergrund, seien Herz und Seele des Markttreffs gewesen. „Die beiden haben das hier aufgebaut wie eine Familie“, erzählt Holger Schulz (55). Seine Lebensgefährtin gehörte mit zum Team, dessen „Zusammenhalt immer zu spüren“ sei. „Manni und Britta haben jeden Kunden sehr persönlich behandelt, fast wie einen König“, sagt Holger Schulz.
„Manni hat genau das gekocht, was wir gern mochten“, erinnert sich Stammkundin Heide (76) auch gern an die Zeit, als sie noch mit ihrem Mann den Mittagstisch genießen durfte. Auch nach dem Tod ihres Partners ist die Rentnerin gern in den Markttreff gegangen. „In der Spitze war ich drei Mal am Tag hier“, erzählt die Frau, die „gleich um die Ecke wohnt“ und so gern auch später mit „ihrem Rollator zum Einkauf bei Manni“ gekommen wäre.
Im Januar gibt es Gespräche mit neuen Interessenten
Doch daraus wird nichts. Einen neuen Vertrag hat das Pächterpaar nicht von der Gemeinde bekommen. Beide Parteien konnten sich nicht auf einen neuen Pachtzins einigen. Juristen müssen wahrscheinlich jetzt klären, wie mit den Altlasten aus der ersten, sehr energieintensiven Phase des Markttreffs umgegangen werden kann.
„Ich wünsche Herrn Langer und seiner Frau beruflich alles Gute“, sagt Bürgermeister Julian Kabel (CDU). „Wir gehen nicht im Streit auseinander“, betont der ehrenamtliche Bürgermeister. Und wie sieht es mit einem Nachfolger für den Markttreff aus? „Ich habe im Januar Termine mit mehreren Interessenten vereinbart“, sagt Julian Kabel.
„Demo war vermutlich zu spät, um etwas zu bewegen“
Bis zuletzt hatten Unterstützer des Markttreffs noch auf eine Einigung mit dem alten Pächter gehofft. Sogar eine Demonstration mit gut 200 Beteiligten hatten einige Aktive organisiert. „Das war vermutlich zu spät, um noch etwas zu bewegen“, bedauert Uta Slomma.
Zu spät für einen beruflichen Neuanfang ist es für den 63 Jahre alten Manfred Langer jedoch nicht. Auf vier Bewerbungen erhielt er drei Jobzusagen. Der Heidgrabener aus Leidenschaft – Langer war viele Jahre Vorsitzendes des Sportvereins – entschied sich für eine Arbeitsstelle im Seniorenheim Gut Thesdorf in Pinneberg.
Manni Langer kehrt zurück in seinen Beruf als Koch
Dort wird der gebürtige Hamburger wieder in seinem erlernten Beruf als Koch arbeiten. Manni freut sich darauf. „Das ist eine tolle Aufgabe.“ Und auch die Senioren dürfen sich auf den „Neuen“ freuen, denn der spricht gern mit jedermann, organisiert wunderbare Feste wie den bis zum vorigen Jahr etablierten Weihnachtsmarkt oder die Live-Musikveranstaltungen rund um den Markttreff.
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„Du bist bekannt wie ein bunter Hund“, so hatte der damalige Bürgermeister Udo Tesch (SPD) schon frühzeitig die Weichen für seinen Lieblings-Marktleiter gestellt. Jetzt hat Teschs Nachfolger Julian Kabel die große Aufgabe, auch im Markttreff für einen Chef oder eine Chefin zu sorgen, der oder die ebenfalls weit in die Bevölkerung hineinstrahlt – kein leichter Job.