Barmstedt. Der siebte Standort des Unternehmens in der Region werde ökologisch – und helfe einer Stadt bei der Entwicklung. Anwohner skeptisch.

In Barmstedt soll im nächsten Jahr der erste Famila-Markt der Stadt gebaut werden. Es wäre der insgesamt 92. Lebensmittelmarkt des Kieler Familienunternehmens in Norddeutschland, sagt der geschäftsführende Inhaber Christian Lahrtz, bei der Vorstellung der Pläne.

Nach zwei Standorten in Pinneberg sowie den Märkten in Elmshorn, Wedel, Quickborn und Uetersen wäre es der siebte Famila-Markt im Kreis Pinneberg. „Wir schaffen dort etwa 60 neue Arbeitsplätze und investieren zwölf Millionen Euro. Wir haben uns schon länger für den Standort Barmstedt interessiert. Das Famila-Konzept passt hier perfekt her“, schwärmt der Famila-Chef.

Famila kommt nach Barmstedt: Konkrete Baupläne erstmals öffentlich vorgestellt

Jetzt stellten die beauftragte Stadtplanerin Anne Nachtmann und der hauseigene Entwickler Hauke Witt vom Bartels-Langness-Konzern erstmals öffentlich im Rathaus ihre konkreten Pläne für den sogenannten Bebauungsplan 81 vor. Demnach wird es der mit Abstand größte Lebensmittelmarkt in Barmstedt werden.

Famila-Chef Christian Lahrtz (links) und Unternehmensentwickler Boris Göttsche an der Lutzhorner Landstraße, wo nächstes Jahr  ein neuer Famila-Markt entstehen soll.
Famila-Chef Christian Lahrtz (links) und Unternehmensentwickler Boris Göttsche an der Lutzhorner Landstraße, wo nächstes Jahr  ein neuer Famila-Markt entstehen soll. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die Stadt Barmstedt würde so nach dem Rewe-Markt in der Innenstadt erst den zweiten Supermarkt mit einem Vollsortiment erhalten. Der nun geplante Famila-Markt soll an der Lutzhorner Landstraße auf einer heute noch landwirtschaftlich genutzten Fläche gegenüber vom Friedhof und südlich des Knüppeldamms mit einer Verkaufsfläche von 3000 Quadratmetern errichtet werden.

2600 Quadratmeter davon würde der eigentliche Famila-Markt groß sein. Weitere 400 Quadratmeter gehörten zur sogenannten Vorkaufsfläche, in der Platz für einen Bäcker und ein Café sein sollen, erläuterte Stadtplanerin Anne Nachtmann den etwa 20 Kommunalpolitikern und Anwohnerinnen.

Neuer Famila-Markt: 132 Parkplätze für Pkw und 28 Abstellplätze für Fahrräder soll es geben

Der Anlieferverkehr würde über den Knüppeldamm erfolgen. Die künftigen Kunden erreichen den Markt über die Lutzhorner Straße, die an der Einfahrt eine zusätzliche Abbiegespur erhalten soll. Eine Ampel sei nicht geplant. 132 Stellplätze werden für Fahrzeuge sowie 28 Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen. Das in offener Bauweise errichtete Gebäude werde maximal zehn Meter hoch und etwa 50 Meter lang errichtet werden.

Famila-Planer Hauke Witt: Sogar das Regenwassre wird unterirdisch aufgegangen und erst nach und nach in die Kanalisation weitergeleitet. Foto: Fuchs
Famila-Planer Hauke Witt: Sogar das Regenwassre wird unterirdisch aufgegangen und erst nach und nach in die Kanalisation weitergeleitet. Foto: Fuchs © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Auch für den Natur-und Klimaschutz werde etwas getan, erläuterte die Planerin des Famila-Marktes. So sollen 15 Laubbäume neu angepflanzt werden, das Dach des Marktes begrünt und Fotovoltaikanlagen zur klimafreundlichen Stromerzeugung auf dem Flachdach des Gebäudes installiert werden. Es würden vier Nistkästen zum Brüten für Vögel angelegt und die Beleuchtung werde „insektenfreundlich“ sein.

Neuer Famila-Markt: Das Regenwasser wird unterirdisch gesammelt

Auch das Wassermanagement sei auf dem neuesten Stand, wie Entwicklungschef Witt erläuterte. So würde das Regenwasser in einem unterirdischen Sammelsystem unterhalb der Parklätze zunächst aufgefangen und dann nach und nach in die Kanalisation abgeleitet werden. „Damit drosseln wir den Zulauf des Regenwassers ganz erheblich.“

Die Grenzwerte der Schallemissionen würden allesamt eingehalten, betonte Planerin Anne Nachtmann. Das belege ein Lärmgutachten, das der Investor in Auftrag gegeben habe. Weder die Gaststätte nebenan noch die wenigen Wohnhäuser in der Nähe würden davon beeinträchtigt werden. Selbst auf dem Friedhof gegenüber würde der Schallwert nicht die vorgeschriebenen 55 Dezibel überschreiten. „Die Störung für die Anwohner dürfte relativ überschaubar sein.“

Barmstedt: Anwohner fordern wie bei Meierei keine Anlieferung in der Nacht

Einige Anwohner in der Kommunalen Halle des Rathauses bezweifelten das und forderten, dass der Lkw-Anlieferverkehr wie zur Meierei zwischen 22 und 6 Uhr ausgeschlossen werden soll. Das wurde in die weitere Planung mit aufgenommen. Famila-Planer Witt versprach: „Die Beleuchtung wird sofort nach Ladenschluss ausgeschaltet.“

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CDU-Stadtvertreter Ortwin Schmidt regte an, eine Bushaltestelle in der Nähe des Famila-Marktes einzurichten, damit ihn auch die Bürgerinnen und Bürger ohne eigens Fahrzeug gut erreichen könnten.

Supermarkt: Politik ist sich einig, dass der Norden der Stadt einen Nahversorger braucht

Auch der Untergrund des Baugrundstücks sei in keiner Weise vorbelastet, betonte Witt. „Da gibt es keine Probleme. Wir bauen aber auch kein Kellergeschoss oder eine Tiefgarage.“ Nur für das Fundament des Gebäudes werde in den Erdboden eingegriffen. Das knapp 13.000 Quadratmeter umfassende Areal sei groß genug. „Alles, was Famila braucht, passt darauf“, sagte Planerin Nachtmann.

Bauamtsleiterin Jennifer Behrendt: Die Planungshoheit hat die Stadt Barmstedt.
Bauamtsleiterin Jennifer Behrendt: Die Planungshoheit hat die Stadt Barmstedt. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Eine Anliegerin überzeugte das alles noch nicht. „Wir haben in Barmstedt doch genug Lebensmittelversorger“, sagte sie. Warum müsste es mit Famila denn nun einen weiteren geben. Dazu erklärte Stadtvertreter Peter Gottschalk (FWB), dass so gut wie alle Parteien in Barmstedt in ihren Wahlprogrammen seit Jahren forderten, dass sich die etwas mehr als 10.000 Einwohner zählende Stadt möglichst in Richtung Norden ausbreiten solle. „Dafür brauchen wir dort auch einen Nahversorger. Das ist politisch so gewollt.“

Neueröffnung Famila: Bauamtsleiterin Behrendt sagt, Planungshoheit hat die Stadt

Die Planungshoheit liege bei der Stadt, versuchte Bauamtsleiterin Jennifer Behrendt zu beruhigen. Alle betroffenen Behörden und Anlieger würden weiterhin beteiligt und informiert werden. Deren Anregungen und Kritik würden dann von der Stadtvertretung beraten, abgewogen und beschieden. Auch die Gewerbesteuer für diesen Verbrauchermarkt des Familienunternehmens bliebe in der Stadt.