Elmshorn. Seit 28 Jahren führt Torsten Fock in dritter Generation den Betrieb an der Ollnsstraße. Was ihn nun zum Aufhören treibt.

An seiner Entscheidung lässt Torsten Fock keinen Zweifel aufkommen. „Es ist genug jetzt“, sagt der Elmshorner Fleischermeister. „Der Zeitpunkt, um aufzuhören, ist jetzt einfach perfekt für uns.“ Mit der Konsequenz aus dieser Weichenstellung für das Leben von Fock und seiner Ehefrau müssen sich in naher Zukunft aber besonders die Elmshorner arrangieren. Denn mit der seit 1955 in dritter Generation von einem Meister der Familie Fock geführten Firma schließt der letzte Fleischereifachbetrieb von Elmshorn.

Opa Emil hatte in dem Gebäude an der Ollnsstraße den Anfang gemacht, Torsten Focks Vater Alfred setzte die Tradition fort, um dann 1984 Torsten als Lehrling aufzunehmen. Zwölf Jahre später erfolgte die Geschäftsübergabe an den Sohn, der nun die Fleischerdynastie Fock (zumindest als selbstständiger Betrieb) zu einem geordneten Ende bringen wird - wie zuletzt schon etliche Fleischer im Kreis Pinneberg vor ihm. Aber warum?

Letzter Fleischer in Elmshorn schließt: Viele Gründe haben Fock zur Geschäftsaufgabe getrieben

Anders, als es in heutiger Zeit oft der Fall ist, zeichnet nicht die wirtschaftliche Lage für den weitreichenden Entschluss verantwortlich. Es ist ein ganzer Kessel Buntes an Gründen, die Torsten Fock in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu dieser Entscheidung getrieben haben.

Im Gebäude aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts haben schon Focks Großvater und Vater die Elmshorner mit Fleischprodukten versorgt.
Im Gebäude aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts haben schon Focks Großvater und Vater die Elmshorner mit Fleischprodukten versorgt. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

„Es gibt zwar einen aktuellen Auslöser, der mich nun zu diesem Schritt bewogen hat, aber davor sind schon einige andere Sachen zusammengekommen“, sagt der 57 Jahre alte Vater von zwei Söhnen. „Die akute Personalnot macht das Leben in diesem Geschäftszweig einfach immer schwerer. Zu Spitzenzeiten hatte ich 20 Angestellte, jetzt habe ich sechs, mit mir sieben. Dabei hätten es schon zumindest acht bis zehn Vollzeitkräfte sein müssen.“

Über die Jahre wird es immer schwieriger, Fachpersonal zu bekommen

Und das Personalproblem hat strukturelle Ursachen. Fleischereifachverkäufer/-in lockt kaum noch junge Menschen ins Berufsleben. „Ich bin ja selbst im Prüfungsausschuss“, sagt Fock, „wenn es hochkommt, haben wir zurzeit pro Jahrgang zwei oder drei Verkäuferinnen für die Kreise Steinburg und Pinneberg zusammen.“

Familiensache: Torsten Fock vor den Meisterbriefen seines Großvaters Emil (r.) und von Vater Alfred (M.). Sein eigener Brief hängt über dem Schreibtisch, dem Ort von viel Schreibarbeit und Bürokratie, die auch ein Faktor für die anstehende Geschäftsaufgabe ist.
Familiensache: Torsten Fock vor den Meisterbriefen seines Großvaters Emil (r.) und von Vater Alfred (M.). Sein eigener Brief hängt über dem Schreibtisch, dem Ort von viel Schreibarbeit und Bürokratie, die auch ein Faktor für die anstehende Geschäftsaufgabe ist. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Bei den Fleischern selbst sehe es mit Nachwuchs zwar zumindest noch ein wenig besser aus, aber eine externe Nachfolgeregelung habe sich dennoch nicht ergeben. „Und meine Söhne haben sich halt anderweitig orientiert“, sagt Torsten Fock, hat sich aber mit der anstehenden Entwicklung arrangiert. „Denn die zunehmende Bürokratisierung und immer neue Regelungen und Auflagen gehen mehr und mehr in die Zeit und lassen einen halt allmählich die Lust verlieren.“

90 Stunden Arbeit pro Woche fordern mit den Jahren ihren Tribut

Aber auch die größte Lust am Job könnte nicht überspielen, was sich für Torsten Fock über die letzten Jahre hinweg herauskristallisiert hat. 28 Jahre als selbstständiger Fleischer fordern ihren Tribut. „Ich habe eine 80- bis 90-Stunden-Woche, aber in den letzten 30 Jahren gerade zweimal wirklich Urlaub gemacht“, berichtet der Fleischermeister dem staunenden Zuhörer. „Mit der dem neuen Lebensabschnitt habe ich nun auch wieder Aussichten auf ein wenig mehr an Quality Time.“

Dabei hätte sich Torsten Fock vielleicht auch trotz dieser Erschwernisse noch einige Jahre weiter durchgeboxt, wenn ihm nicht nun das passende Angebot auf den Tisch geflattert wäre. „Ein Investor will das angrenzende Gewerbeobjekt zwischen Ollnsstraße und Meteorstraße erweitern und modernisieren“, sagt Fock, „besonders der Edekamarkt soll vergrößert werden. Und für den Verkauf haben wir uns auf Bedingungen geeinigt, die mir und meiner Familie gefallen.“

Die Geschäftsaufgabe bringt auch den Verkauf des Familienhauses mit sich

Doch der Schritt hat auch zur Folge, das seit 124 Jahren in Familienbesitz befindliche Haus aufzugeben, in dem sich Wohnung, Geschäft und Arbeitsräume befinden. „Ich hab das immer gern gemacht, es gehörte zu meinem Leben, aber das ist alles gut so, wie es nun sein wird“, beschwichtigt Fock. „Wir haben uns schon etwas in einer Nachbargemeinde ausgesucht.“

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Aber auch, wenn die neu gewonnene Ruhe verlockend erscheint und sich Fock nun auch mit mehr Zeit dem Musikverein widmen kann, in dem er Mitglied ist: ganz untätig werden, das will er nun doch nicht. „Ich werde weiterarbeiten, dann aber wohl als angestellter Fleischer.“

Am letzten Sonnabend im Juli öffnet die Schlachterei Fock ein letztes Mal ihre Türen

Doch bis es so weit ist, die Fock die Pforten schließen und die Ollnsstraße verlassen, wird die Fleischerei noch ganz normalen Betrieb machen. „Aber nicht bis zum 31. Juli, welches vertraglich unser letzter Arbeitstag sein dürfte“, sagt Torsten Fock. „Ich denke, dass der letzte Sonnabend im Juli unser letzter Verkaufstag sein wird; das wäre dann irgendwie doch Unsinn, Montag bis Mittwoch noch einmal zu öffnen.“