Halstenbek. Direkt am Ortseingang, in unmittelbarer Nähe zur A23, sind jetzt die Abrissbagger angerückt. Das sind die Pläne der neuen Eigentümer.

Es tut sich was am Ortseingang von Halstenbek. Unaufhaltsam macht der Abrissbagger an der Ecke Friedenstraße/Hartkirchener Chaussee der ehemaligen Schlachterei Gahde den Garaus. In unmittelbarer Nähe zur A23-Abfahrt Halstenbek/Rellingen soll ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstehen.

Klaus und Rosi Gahde hatten bis April 2015 dort die Produktion ihrer Schlachterei betrieben, die Waren wurden an der Dockenhudener Chaussee verkauft. Auch an der Friedenstraße wurden früher die Fleisch- und Wurstwaren der Familie angeboten. Das Geschäft an dieser Stelle schloss wegen Personalmangels bereits 1992.

Halstenbek: Abriss – alte Schlachterei weicht Wohn- und Geschäftshaus

Seitdem waren auf dem Gelände lediglich die Produktion und der Partyservice der Gahdes angesiedelt. Als das Ehepaar im April 2015 sein Geschäft an der Dockenhudener Chaussee mangels Nachfolger aus Altersgründen zusperrte, wurde auch das Gelände am Ortseingang nicht mehr benötigt.

Während an der Dockenhudener Chaussee bereits ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstanden ist, lag das Areal an der Ecke Friedenstraße/Hartkirchener Chaussee jahrelang brach. Das wird sich nun ändern, jedoch nicht unter der Regie der Gahdes.

Halstenbek: Leerstehendes Areal hat neuen Eigentümer

„Wir haben verkauft, sind raus“, sagt Klaus Gahde auf Abendblatt-Anfrage. Die Neubebauung des Geländes obliege dem neuen Eigentümer. Federführend bei der Planung sei die Firma ARCPRO aus Preetz.

Die ehemalige Schlachterei Gahde am Ortseingang von Halstenbek wird derzeit abgerissen. Der rechte Teil, in dem sich Produktion und Partyservice befanden, ist schon eingerissen. Auch ein kleines Einfamilienhaus rechts davon ist bereits Geschichte. Die Grünfläche im Vordergrund wird mit überbaut.
Die ehemalige Schlachterei Gahde am Ortseingang von Halstenbek wird derzeit abgerissen. Der rechte Teil, in dem sich Produktion und Partyservice befanden, ist schon eingerissen. Auch ein kleines Einfamilienhaus rechts davon ist bereits Geschichte. Die Grünfläche im Vordergrund wird mit überbaut. © Arne Kolarczyk

Die hatte bereits im Namen von Klaus Gahde eine Bauvoranfrage bei Gemeinde und Kreis gestellt, die jedoch wieder zurückgezogen wurde. Die Pläne waren nicht mit dem für das Gelände gültigen Bebauungsplan konform, die notwendigen Befreiungen waren offenbar nicht mit der Gemeinde machbar.

Neuer Bauantrag soll den Vorgaben des Bebauungsplans entsprechen

Jetzt erarbeiten die Architekten einen Bauantrag, der sich strikt an die Bedingungen des Bebauungsplans halten soll. Das Areal ist als Mischgebiet ausgewiesen, sodass ein neues Gebäude Wohnen und Gewerbe vereinbaren muss.

Geplant ist ein Gebäude, das sich von der Kreuzung entlang der Friedenstraße hinziehen und auch die jetzige Grünfläche, auf der jahrelang Rinder der Gahdes grasten, einnehmen wird. Das Erdgeschoss wird Gewerbe vorbehalten sein, darüber ist auch ein Anteil ein Büros und Praxen geplant. Der Rest wird für Wohnungen genutzt.

Im hinteren Teil des Areals entsteht ein reines Wohngebäude

Im hinteren Teil des Areals ganz in der Nähe der A23-Auffahrt, wo ein älteres, mittlerweile abgerissenes Einfamilienhaus stand, soll ein zweites Satellitengebäude entstehen. Es würde sich in der Gestaltung an das größere Hauptgebäude anpassen, jedoch nur dem Wohnen vorbehalten sein.

Die Zahl der Wohneinheiten hängt von der Größe der Wohnungen ab, darüber ist noch keine Entscheidung gefallen. Im positivsten Fall will der neue Eigentümer, die Firma Steinbau, im Juni den Bauantrag stellen.

Bauarbeiten für den Neubau könnten frühestens im Herbst beginnen

Sollte er in absehbarer Zeit positiv beschieden werden, könnte noch vor dem Winter die Baugrube ausgehoben werden und die Kellerräume entstehen. Der eigentliche Hochbau wäre dann im Frühjahr 2024 an der Reihe.

Das Bild zeigt mehrere Generationen der Familie Gahde sowie Mitarbeiter vor dem Gebäude an der Friedenstraße 16, das jetzt dem Abriss zum Opfer fällt.
Das Bild zeigt mehrere Generationen der Familie Gahde sowie Mitarbeiter vor dem Gebäude an der Friedenstraße 16, das jetzt dem Abriss zum Opfer fällt. © privat | Arne Kolarczyk

Der Abriss der alten Schlachterei markiert endgültig das Ende einer langen Familientradition. 1907 eröffnete Johannes Rüpcke, der Urgroßvater von Klaus Gahde, eine Schlachterei an der Friedenstraße 16.

„Mein Großvater Jonny Gahde kam als Geselle aus dem Alten Land und hat in die Familie eingeheiratet“, erzählt Gahde.

Am 1. April 1939 machte Jonny Gahde an der Dockenhudener Chaussee einen Betrieb auf – die eigentliche Geburtsstunde der Schlachterei Gahde. „Früher gab es an jeder Ecke einen Schlachter“, erzählt Gahde. 1970 übernahm Vater Hans Gahde die Regie, der 1989 den Stab an Rosi und Klaus weiterreichte.

Gemeinsam schmissen beide den Betrieb, der zu Hochzeiten 25 bis 30 Mitarbeiter beschäftigte. Trotz zweier Kinder blieb die Nachfolgesuche erfolglos. Tochter Sandra, die selbst in das Gewerbe eingestiegen war, zog der Liebe wegen nach Frankfurt. Sohn Jan ist Produktmanager, hat kein Interesse an dem Beruf.