Quickborn. Baubeginn für originelles Projekt, das fast von einer Eiche verhindert worden wäre. Warum sich nun ganz Quickborn glücklich schätzt.
Das ist ein wichtiger Tag für das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger von Quickborn: Mit dem offiziellen ersten Spatenstich hat jetzt der Bau der neuen Polizeiwache an der Marktstraße begonnen. Damit geht ein großer Wunsch der Bevölkerung etwas verspätet in Erfüllung. Schon vor knapp sieben Jahren hatten die Einwohner mit mehr als 2000 Unterschriften gefordert, dass die Polizeiwache wieder in die Innenstadt zurückkehrt.
Vor 16 Jahren sind die 20 Beamten der Quickborner Wache in ein Gebäude an der Ernst-Abbe-Straße – einer Sackgasse - im Gewerbegebiet Halenberg an der A 7 gezogen. Die alte Wache an der Pinneberger Straße musste damals wegen Schimmelpilzbefalls geräumt werden. Der Neubau in der City verzögerte sich wegen eines klagenden Anwohners, der sich aber vor Kurzem mit einem Vergleich umstimmen ließ.
Polizeiwache und 70 Wohnungen unter einem Dach: Quickborn macht‘s möglich
So freute sich Ilona Querling beim Baggeraushub an der Marktstraße nun sehr über diese Entwicklung. „Es ist gut, dass die Wache wieder zurück in die Innenstadt kommt. Alle Kollegen sind in freudiger Erwartung über die neue Wache, die bestimmt wunderschön werden wird“, sagte die stellvertretende Polizeistationsleiterin. In zwei Jahren, wenn alles nach Plan verläuft, ist der Umzug der Wache geplant.
Das Elmshorner Unternehmen Theodor Semmelhaack baut aber nicht nur die neue Polizeiwache, die an der Marktstraße 600 Quadratmeter Raumfläche erhalten und vom Land langfristig angemietet wird. Hier, einen Steinwurf von der Kieler Straße, entfernt entstehen in drei viergeschossigen Gebäuden zudem 69 Wohnungen, erklärte Projektleiter Arne Parchent. 55 Wohnungen werde das Elmshorner Wohnungsbauunternehmen in seinem Bestand behalten und vermieten. Weitere 14 Wohnungen wollen die Quickborner Stadtwerke für ihre Mitarbeitenden vorhalten. Insgesamt werden hier rund 20 Millionen Euro investiert und verbaut.
Beckmann: Die Einigung mit dem Nachbarn brachte 2023 den Durchbruch
Bürgermeister Beckmann erinnerte an die jahrelange Vorgeschichte. Zunächst hatte der damalige Marketingverein vor sieben Jahren Druck auf die Quickborner Politik ausgeübt, endlich einen geeigneten Standort in der City für die Polizeiwache auszumachen und dafür reichlich Unterschriften auf den Wochenmärkten eingeholt. Dann war es die SPD-Fraktion, die im April 2018 das unbebaute Gelände an der Marktstraße dafür vorschlug, das die Stadtwerke als Parkfläche nutzten.
Diese Idee griff die Mehrheit der Ratspolitik auf. Allerdings wehrte sich dann zunächst ein Nachbar, der unmittelbar daneben in dem ältesten Reetdachhaus Quickborns von 1788 lebt und um seine ebenso alte große Eiche fürchtete. Der Anlieger drohte, dagegen zu klagen, was das gesamte Projekt zumindest um einige Jahre weiter verzögert hätte. Schließlich zog der Nachbar seine Klage und Widersprüche gegen die Baugenehmigung im vorigen Jahr zurück, als ihm Investor Semmelhaack das Angebot machte, sein Grundstück mitsamt der Eiche abzukaufen. „Mit dieser Einigung haben wir den Durchbruch erzielt“, sagte Beckmann.
Die Zufahrt auf das Gelände und in die Tiefgarage verläuft an der Eiche vorbei
Nun werde die alte, ortsprägende Eiche auf jeden Fall stehen bleiben und ihr Wurzelwerk durch eine Brücke geschützt, erklärte Projektleiter Parchent. „Das war von Anfang in unserem Sinne.“ Denn die Zufahrt auf das 3600 Quadratmeter große Grundstück und in die Tiefgarage mit ihren 35 Stellplätzen würde direkt an der Eiche vorbeilaufen. Allerdings werde das alte Reetdachhaus daneben wohl bald abgerissen werden. Der ehemalige Bewohner ziehe demnächst aus. Und Semmelhaack plane, auch dort weitere zehn bis 15 neue Wohnungen zu errichten. „Die entsprechende Bauvoranfrage haben wir gerade beim Kreis Pinneberg eingereicht.“
Die jetzt zunächst geplanten 55 Wohneinheiten Semmelhaacks werden in zwei bis vier Zimmern zwischen 45 und 120 Quadratmeter groß sein, erklärte der Projektleiter. Allerdings würden nur noch acht davon öffentlich gefördert sein.
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Ursprünglich war ein Drittel geplant. Aber die Investitionsbank in Kiel habe ihre Förderrichtlinien ändern müssen, weil zu viele Förderanträge das Budget sprengten. Aber Bürgermeister Beckmann ist froh, dass zumindest ein Teil der Wohnungen sozial gefördert sein werden. Diese „tolle Nachricht“ erreichte das Rathaus erst vor einer Woche. Zuvor hieß es, dass gar keine Sozialwohnungen mehr möglich wären.
Nur noch acht der 69 Wohnungen werden öffentlich gefördert sein
Die öffentlich geförderten Wohnungen würden etwas über sechs Euro je Quadratmeter kosten, während die Mieter der privat finanzierten wohl etwa 13 Euro je Quadratmeter Netto-Kaltmiete im Monat aufwenden müssten. Die genaue Kalkulation stehe noch nicht fest, sagte Projektleiter Parchent. Die Wohnungen seien aber im Prinzip alle gleich, altersgerecht modern und barrierearm über einen Aufzug zu erreichen.
Beheizt werden alle 69 Wohnungen über das Fernwärmenetz der Stadtwerke, kündigte Prokuristin Ulrike Fölsch an. Auch das schnelle Internet über das Stadtwerke-eigene Glasfasernetz tel.quick würde in die Häuser verlegt. Die 14 Wohnungen in der Größe von 40 bis 80 Quadratmetern, die die Stadtwerke in einem eigenen Gebäude vom Investor Semmelhaack jetzt errichten lassen, sollen neuen wie vorhandenen Mitarbeitenden zur Miete angeboten werden, erklärte Ulrike Fölsch. „Es gibt schon eine Warteliste.“ Die Stadtwerke möchten sich auf diese Weise als attraktiver Arbeitgeber bei der Gewinnung und dem Erhalt von Fachkräften präsentieren.
Für Fahrräder werden 170 Stellplätze auf dem Gelände errichtet
Die Polizeiwache wird direkt im Erdgeschoss an der Marktstraße liegen. Daneben sind Räume für Geschäfte und Dienstleiter geplant, erläuterte Parchent. Dahinter werden die beiden anderen Gebäude errichtet sowie 27 Außenstellplätze für Fahrzeuge und 170 Fahrradabstellplätze angelegt.