Kreis Pinneberg. Alles stabiler? Für die kritisierte Marschbahn von Hamburg auf die Insel wurde ein neues Abkommen geschlossen. Was die Partner hoffen.

Bahnfahrer aus dem Kreis Pinneberg, die von Hamburg oder den Bahnhöfen Pinneberg und Elmshorn mit dem Regionalexpress 6 aus auf die beliebte Nordseeinsel Sylt möchten, haben schon bald vielleicht weniger Stress. Denn: Es sind zusätzliche Lokomotiven für die Marschbahn eingeplant, die von Hamburg aus durch den Kreis entlang der Westküste Zugreisende chauffieren.

Die Verträge, die für eine Entlastung ab Dezember 2025 sorgen sollen, sind an diesem Mittwoch (17. April) unterschrieben worden. In einer Mitteilung des Nahverkehrsverbundes Schleswig-Holstein (Nah.SH) heißt es: „Zwei Zusatzloks sollen im Bahnverkehr zwischen Hamburg und Westerland (Sylt) auch künftig für mehr Betriebsstabilität sorgen.“ Vermieterin ist die Havelländische Eisenbahn AG, als Verkehrsunternehmen setzt die DB Regio die Loks ein. Generell soll in Schleswig-Holstein bis 2030 in Bahn und Schiene erheblich investiert werden.

Marschbahn nach Sylt: Neunjährige Partnerschaft ist besiegelt worden

Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide, Nah.SH-Geschäftsführer Arne Beck und Martin Wischner, Vorstand der Havelländischen Eisenbahn AG, unterzeichneten den Vertrag für die Bereitstellung der Loks und besiegelten damit eine neunjährige Partnerschaft.

Bahn-Partnerschaft besiegelt: Martin Wischner (v.l., Vorstand der Havelländischen Eisenbahn AG) sowie Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide und Nah.SH-Geschäftsführer Dr. Arne Beck haben die Verträge für die Zusatzloks auf der Marschbahn unterschrieben.
Bahn-Partnerschaft besiegelt: Martin Wischner (v.l., Vorstand der Havelländischen Eisenbahn AG) sowie Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide und Nah.SH-Geschäftsführer Dr. Arne Beck haben die Verträge für die Zusatzloks auf der Marschbahn unterschrieben. © NAH.SH GmbH | NAH.SH GmbH

Von der Heide: „Der Verkehr auf der Marschbahn ist betrieblich herausfordernd. Es war uns deshalb wichtig, an Stellschrauben zu drehen, die eine spürbare Entlastung und daher mehr Betriebsstabilität bedeuten. Die zwei zusätzlichen Loks sind eine solche Stellschraube.“ Und weiter: „Wir freuen uns, mit der Havelländischen Eisenbahn einen verlässlichen und erfahrenen Partner für die Bereitstellung gefunden zu haben.“

Mit der Bahn von Hamburg an die Nordsee: Zwei Loks der Baureihe 246 bald auf der Schiene

Die Nah.SH hatte 2023 im Auftrag des Landes ein entsprechendes Vergabeverfahren durchgeführt. Die Havelländische Eisenbahn hatte daraufhin laut Mitteilung „das wirtschaftlichste Angebot abgegeben, den Zuschlag erhalten und wird damit Vermieterin von zwei Loks der Baureihe 246.“

Der aktuelle Verkehrsvertrag mit der DB Regio AG läuft noch bis Ende 2025. Aus der mittlerweile abgeschlossenen Vergabe für die Verkehrsleistung von Dezember 2025 bis Dezember 2034 ist DB Regio erneut als Siegerin hervorgegangen.

Sie wird die zusätzlichen Loks mit Beginn des neuen Verkehrsvertrages mieten, an die Reisewaggons koppeln und sie auf der Marschbahn einsetzen. Die Loks sollen vor dem Einsatz in das Nah.SH-Design umlackiert werden.

Schiene solle für Nutzer „noch verlässlicher und damit attraktiver“ werden

Martin Wischner, Vorstand Havelländische Eisenbahn, sagt: „Wir freuen uns sehr, dass zwei unserer Lokomotiven dem Land Schleswig-Holstein an so exponierter Stelle wie der Marschbahn helfen werden, den Verkehrsträger Schiene für die Nutzer noch verlässlicher und damit attraktiver zu machen.“

Nah.SH-Geschäftsführer Arne Beck betonte, dass Land und sein Unternehmen sich über das gute Ergebnis der Ausschreibung freuten, aber mittelfristig auch für die die Marschbahn einen klimafreundlicheren und nachhaltigen Verkehr anstreben: „Wir sind froh, dass sich unsere Übergangslösung für die Stabilisierung des Betriebs und die Steigerung der Qualität aus Fahrgastsicht bewährt hat.“

Mittelfristig soll die Marschbahn-Strecke elektrifiziert werden

Die zusätzlichen Loks seien eine wichtige Überbrückungshilfe auf dem Weg zur Elektrifizierung der Strecke, „damit wir mittelfristig elektrische Fahrzeuge einsetzen und den Bahnverkehr auf der Marschbahn endlich modernisieren können.“ Auch das Schienennetz der Deutschen Bahn wurde bereits mit dem Wort „Museumsreif“ kritisiert – und zwar von Landesverkehrsminister Claus Ruhe Madsen.

Die 15 für die Marschbahn beschafften viermotorigen Dieselloks der Baureihe 245.2 sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Probleme – wegen des intensiven Betriebs auf der Strecke zwischen Hamburg-Altona und Westerland, der Loks und Wagen außergewöhnlich stark beanspruche.

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„Die Länge der Strecke, die Betriebsleistung und die Fahrzeuglängen sind für den Nahverkehr eine Besonderheit – in den meisten europäischen Ländern werden derartige Streckenlängen als Fernverkehrsleistung erbracht“, heißt es in der Mitteilung. Das Ziel war deshalb, mit zusätzlichen Lokomotiven mehr Entspannung ins System zu bringen und mehr Betriebsstabilität aus Fahrgastsicht zu erzeugen.

DB Regio setzt bereits zwei Hilfsloks auf der Strecke ein

Das Land hat in Kooperation mit der DB Regio bereits zwei Hilfsloks im Einsatz. Diese seit 2020 laufende Maßnahme habe sich laut Nah.SH in der Praxis bewährt. „Die im Vertrag vorgesehenen Lokomotiven der Baureihe 246 gehören zur Traxx-Familie von Alstom (ehemals Bombardier) und sind im Einsatz erprobt, unter anderem beim Metronom.“

Schwesterloks seien zum Beispiel im Regionalexpressverkehr zwischen Hamburg und Cuxhaven unterwegs. Ersatzteile sind Serienprodukte, sodass laut Nah.SH von einer hohen Zuverlässigkeit der Lokomotiven auszugehen ist.

Dieselmotor: Betreiber setzt auf geringen Instandsetzungsaufwand

Im Gegensatz zu den 15 bisher eingesetzten Marschbahn-Lokomotiven haben die Zusatzlokomotiven nur einen bahnerprobten Dieselmotor, der auch in anderen Lokomotivbaureihen eingesetzt wird. Jener erzeuge keinen so hohen Instandsetzungsaufwand, wie die Motoren in den Marschbahnloks.

„Es ist deshalb zu erwarten, dass die angemieteten Diesellokomotiven betrieblich stabiler laufen. Bei den positiven Eigenschaften ähneln die Zusatzloks den Marschbahnloks und können deshalb gut von den Triebfahrzeugführer*innen bedient werden“, so das Unternehmen.