Wedel. Frigoni-Brüder verkaufen Anteile am beliebten Wedeler Restaurant. Welche Rolle brisanter Beschwerdebrief an Bürgermeister Kaser spielt.
Das Restaurant Elbe1 erwacht bald aus einer Winterpause, die in diesem Jahr deutlich länger ausfiel als üblich. Erst an den Ostertagen ist nach einer gut dreimonatigen Schaffenspause wieder geöffnet. Und es gibt erhebliche Veränderungen in der Führung des bekannten Gastronomie-Betriebs in Wedel.
Denn: Vom 1. April an ziehen sich die Brüder Daniel (39) und Julian Frigoni (36) zurück, ihre Anteile am Elbe1 sind verkauft. Christoph Karrasch, der bereits von Anfang an dabei ist, bleibt. Zwar berät die Frigoni-Agentur Elbmenschen aus Hamburg auch weiterhin diese Location, allerdings sind die beiden Gründungsmitglieder endgültig von Bord gegangen.
Restaurant Elbe1: Neueröffnung an den Ostertagen
„Seit der Eröffnung am 11. März 2011 haben Daniel und Julian Frigoni zusammen mit Christoph Karrasch und Freunden das Elbe1 mit viel Herzblut geführt. Nach 13 wundervollen Jahren übergeben Daniel und Julian Frigoni nun das Zepter an Christoph Karrasch“, heißt es in einer Mitteilung auf der Restaurant-Homepage. Geöffnet ist am Karfreitag, 29. März, von 12 bis 22 Uhr. Am Ostersonnabend folgt das Osterfeuer am Strandbaddamm, das Restaurant bleibt jedoch geschlossen. Ostersonntag und Ostermontag öffnet das Elbe1 zwischen 12 und 22 Uhr.
Daniel und Julian Frigoni möchten sich künftig auf ihre Agentur Elbmenschen, die Event-Kultur-Location ,Karoline‘ in Hamburg und das 45Hertz-Festival im Karoviertel konzentrieren. „Doch keine Sorge, das Elbe1 wird ab dem 29. März unter der Leitung von Christoph Karrasch wieder seine Türen öffnen und euch mit einem neuen Konzept Willkommen heißen!“
Elbe1-Gründer Daniel Frigoni gibt Bürgermeister Kaser eine Teilschuld
Die angespannte Gesamtsituation in der Gastronomie, etwa durch gestiegene Lebensmittelpreise und die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent, sei dabei laut Frigoni nicht in die Überlegungen eingeflossen. Über die Gründe für den Rückzug aus Wedel sagt er: „Die Entscheidung, sich zurückzuziehen, fiel einfacher, weil ich in den letzten beiden Jahren einfach sehr viel Kraft gelassen habe.“
Wedels Bürgermeister Gernot Kaser, der seit Mai 2022 im Amt ist, sei zwar nicht der Hauptgrund dafür, die angespannte Gesamtsituation im Dauerstreit habe jedoch seinen Teil dazu beigetragen. Denn: Frigoni ist auch Vorsitzender von Wedel Marketing, dem Stadtmarketing.
Bereits seit Ende 2022 schwelt ein Streit um die künftige Ausrichtung – mit gegenseitigen Vorwürfen und Behauptungen. Und gerade eine aus dem Berater-Umfeld des Bürgermeisters vorgetragene, bis heute unbewiesene Aussage, schmerzt Frigoni.
Wedel Marketing: Daniel Frigoni spricht von „Schlag ins Gesicht“
„Es ist ein Schlag ins Gesicht, dass erzählt wird, wir Vorstandsmitglieder von Wedel Marketing würden uns bei der Durchführung von öffentlichen Veranstaltungen bereichern“, sagt der 39-Jährige. Dies sei absoluter Humbug. Jeder wisse, dass bei solch einem Konstrukt eher draufgezahlt werde.
Paradoxerweise möchte Frigoni dennoch als Stadtmarketingvorstand weitermachen, weil er unter anderem an dieses Team glaube und die Wichtigkeit des Ehrenamts unterstreichen möchte. Auch habe er sein Versprechen an die Wedeler Kaufleute gegeben, dass die einstige Fusion mit dem parallel bestehenden Verein, der ebenfalls Wedel Marketing hieß, richtig gewesen sei. Das will er beweisen.
Laut Frigoni habe es unter anderem auch eine lange E-Mail an Gernot Kaser gegeben, um die Differenzen zwischen Verwaltungsspitze und „seinem“ Stadtmarketing endlich auszuräumen – eine Antwort auf die emotionale Mail habe es nie gegeben.
Beschwerdeschreiben an Bürgermeister: Wedel Marketing fordert Beweise
Dem Abendblatt liegt zudem ein von den Stadtmarketingvorständen unterzeichnetes Schreiben vor, das an den Bürgermeister adressiert ist. Das Schreiben ging auch an den Stadtpräsidenten Julian Fresch, die Fraktionsvorsitzenden der Wedeler Ratsparteien und den Beirat von Wedel Marketing.
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kaser, mit sehr großem Befremden müssen wir feststellen, dass Sie wiederholt in der Öffentlichkeit Äußerungen treffen, die wir als ehrenamtlicher Vorstand des Vereins nur als Verleumdung und Geringschätzung empfinden können“, heißt es in dem Brief vom 7. März.
Kaser mit „Falschbehauptungen“ bezüglich der Auftragsvergabe
Der Bürgermeister habe in der Neujahrsansprache von „Vereinsmeierei“ gesprochen und würde dies ausweislich des Ratsprotokolls der Sitzung vom 25. Januar noch weiter auf die Spitze treiben, „indem Sie fälschlicherweise behaupten: ,Und letzten Endes könne es nicht angehen, dass Aufträge an Menschen vergeben würden, die auch im Vorstand von WM sind‘.“ Kaser unterstelle mit dieser Äußerung, dass sich Mitglieder des Vorstands über die ehrenamtliche Mitarbeit im Verein Vorteile verschaffen würden und der Bürgermeister erwecke so den Eindruck, es gäbe ein Fehlverhalten bei der Auftragsvergabe.
Rechnungsprüfungsamt hatte nie Beanstandungen
Weiter heißt es: „Wie sie wissen, obliegt die gesamte Kassenführung, die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung des Vereins einer jährlichen Überprüfung durch das Rechnungsprüfungsamt, hier durch Herrn Jagemann. In diesen jährlichen Berichten gab es seitens des Rechnungsprüfers keinerlei Beanstandungen bezüglich der Auftragsvergabe.“ Dies sei dem Vorstand von Wedel Marketing Anfang März noch einmal telefonisch bestätigt worden.
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„Zudem war es Herrn Jagemann wichtig klarzustellen, dass von ihm in dieser Sache keine Aussagen bezüglich des Vorgangs an Sie erfolgten. Da fragen wir uns als Vorstand natürlich, woher Sie Ihre Erkenntnisse nehmen? Da im Vorstand und im erweiterten Vorstand Personen arbeiten, die in ihrer täglichen Praxis und mit ihren Unternehmen in der öffentlichen Wahrnehmung stehen, kann und wird ein solcher Vorwurf nicht unbeantwortet bleiben.“
Wedel Marketing wartet auf Antwort von Bürgermeister Gernot Kaser
Bis „spätestens 19.03.2024“ erwartet der Vorstand von Bürgermeister Gernot Kaser eine schriftliche Angabe, „auf welchen konkreten Sachverhalt Sie sich mit den o.g. Aussagen beziehen“. Laut Abendblatt-Informationen steht die Antwort nach wie vor aus.
Zudem wird im Schreiben ein weiterer, schwerwiegenden Vorwurf erhoben – laut Protokoll der Sitzung gab es von Kaser die Behauptung, er habe bereits Vertragsinhalte aufgeschrieben, „aber das wurde nicht wahrgenommen“.
„Bisher liegt uns dort nichts vor“
Der Stadtmarketingvorstand: „Auch hier erwecken Sie fälschlicherweise den Eindruck, uns läge eine veränderte Leistungsvereinbarung Ihrerseits vor.“ Und weiter: „Wie Sie wissen, haben wir Sie in jeder der wenigen Vorstandssitzungen, an denen Sie teilgenommen haben, gebeten, nun konkrete Änderungswünsche, sei es hinsichtlich der Arbeit des Vereins oder auch zur Leistungsvereinbarung, zu benennen. Bisher liegt uns dort nichts vor.“ Sollte es dazu etwas geben, freue sich der Vorstand auf den sachlichen Diskurs dazu.
Eine schriftliche Abendblatt-Anfrage liegt Bürgermeister Gernot Kaser vor.