Rellingen. Zwei trostlose Immobilien in guter Lage bereiten Kummer, beliebte Geschäfte mussten schließen. Wie Rellingen das Problem angeht.

Es sind Häuser in exzellenter Lage, doch in den Geisterimmobilien bewegt sich nichts: Zu den problematischen Leerständen in Rellingen hat sich nun Bürgermeister Marc Trampe geäußert. Ihm wäre besser heute als morgen eine Lösung lieb, sagte er gegenüber dem Abendblatt bei einem Rundgang. Doch sein Einfluss sei begrenzt.

Da wäre zum einen die alte Post in Rellingen, die seit 15 Jahren leer steht. „Es ist ein großes Ärgernis“, sagt Bürgermeister Marc Trampe. „Wir würden uns über eine Nachfolge freuen, können aber keine Entwicklung erkennen.“ Die Gemeinde sei im regelmäßigen Gespräch mit dem Eigentümer. Getan hat sich aber nichts.

Rellingen: Die alte Post im Zentrum der Gemeinde steht seit 15 Jahren leer

Das Objekt werde über einen Makler angeboten – zu einem zu hohen Preis, findet Trampe. So hätte auch die Gemeinde in den vergangenen Jahren keinen passenden Mieter für die ehemalige Postfiliale finden können. „Das muss natürlich auch von der Nutzung her passen. Das sind ja keine reinen Büroflächen“, sagt Trampe. Zwischenzeitlich war das leerstehende Gebäude als Spendenlager für Geflüchtete genutzt worden.

Hier war einst die Post in Rellingen. Seit 15 Jahren steht die Immobilie leer.
Hier war einst die Post in Rellingen. Seit 15 Jahren steht die Immobilie leer. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Dennoch ist das Quartier, das bei den Rellingern auch als Böge-Areal bekannt ist, kein Notstandsquartier. Ärzte, Apotheke, Tanzschule und der Edeka-Markt sind in unmittelbarer Nachbarschaft ansässig. Ein guter Mix, wie Trampe findet. Zudem belebe der Markt am Freitag das Quartier. Würden die Eigentümer aber neu planen wollen, würden Gemeinde und Politik die Überplanung gern begleiten. „Der Impuls muss aber von den Eigentümern ausgehen.“

Leerstand: Auch das Turmhaus fristet als Schrottimmobilie ihr Dasein

Beim Gang durch Rellingen fällt ein anderer Leerstand ins Auge. Das als Turmhaus bekannte Gebäude an der Kreuzung Hauptstraße und Pinneberger Straße ist nur noch eine Schrottimmobilie, der bröckelnde Turm längst abgenommen. Die Gemeinde hatte schon vor Jahren eine Abrissgenehmigung erteilt.

Doch die Ruine in exponierter Lage, die im Besitz des Rellinger Reeders Thomas Pötzsch ist, steht noch. 2018 nutzen Künstler die Räume im Erdgeschoss noch für eine Ausstellung in den ehemaligen Räumen der LBS Immobilien GmbH an der Hauptstraße 46. Heute passiert dort nichts mehr.

Lichtblick gegen den Verfall: Gemeinde Rellingen kauft Tritschoks-Areal

„Es ist Privateigentum. Aber wir als Gemeinde würden uns auch dort eine Entwicklung wünschen“, sagt Trampe. An anderer Stelle gibt es sie. Die Gemeinde hat das Tritschoks-Areal an der Hauptstraße/Tangestedter Straße gekauft, um künftig wieder mehr Einfluss auf Gestaltungsmöglichkeiten in Rellingen zu haben. Anfang des Jahres wurde der Kaufvertrag unterschrieben.

Das Eckhaus an der Kreuzung Hauptstraße/Hamburger Straße in Rellingen steht seit Jahren leer und verfällt immer mehr.
Das Eckhaus an der Kreuzung Hauptstraße/Hamburger Straße in Rellingen steht seit Jahren leer und verfällt immer mehr. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

In dem Komplex an der Kreuzung ansässig ist das Schuhaus Tritschoks. Darüber nutzt die Diakonie die Räume für die Beratung von Geflüchteten. Daneben gibt es noch eine Privatwohnung. Außerdem ist das Barossa Eiscafé seit März letzten Jahren neuer Treffpunkt in Rellingen.

Seminarhaus in Rellingen: Mehrwert für Gastro und Einzelhandel

„Es geht darum, als Gemeinde städtebaulich Einfluss nehmen zu können, denn oft haben private Eigentümer und die Gemeinde unterschiedliche Auffassungen“, so der Bürgermeister. Kurzfristig habe man aber nicht vor, an dieser Stelle ein Projekt zu realisieren.

Allerdings werde zurzeit überlegt, ein öffentlich nutzbares Seminarhaus einzurichten, „um Menschen in den Ort“ zu locken. Wechselnde Gruppen im Ort hätten durchaus einen Mehrwert für die Gastronomie und den Einzelhandel in Rellingen. Doch die Pläne stehen ganz am Anfang. „Wir müssen dazu noch mit der Politik ins Gespräch gehen.“

Parfümerie Schuback ist aus Rellingen verschwunden

Insbesondere der stationäre Handel könne einen neuen Schub gebrauchen. Die Parfümerie Schuback ist gerade aus den Arkadenhöfen ausgezogen. Damit ist auch das letzte Einkaufsgeschäft im Arkadenhof geschlossen. Das Areal ist nun eine reine Gesundheitsmeile, wie vom Eigentümer forciert.

Parfümerie Schuback in Rellingen ist Geschichte.
Parfümerie Schuback in Rellingen ist Geschichte. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

„Viele Dinge des täglichen Bedarfs haben wir noch“, sagt Trampe. Buchhandel, Reinigung, Drogeriemarkt, Friseur, Reiseagentur ist alles da. Das Rellinger Traditionsunternehmen Schröders Einrichtungshaus hat sich gehalten. Drei Bankfilialen erweisen sich als echte Frequenzbringer, nachdem im Umland viele Filialen schließen mussten. „Wer Geld holt, erledigt gleich noch ein paar Einkäufe im Ort“, so Trampe.

Rellingens Bürgermeister: Leerstand ist dennoch die Ausnahme

„Leerstand ist weiterhin die Ausnahme. Aber wir als Gemeinde haben auf den Branchenmix wenig Einfluss“, sagt Trampe. Die Gemeinde setzt zunehmend auf Events nach Feierabend in den Arkadenhöfen, um das Areal mitten im Ortskern zu beleben. „Die Feste funktionieren sehr gut“, sagt Trampe. Die Wirtschaftsgemeinschaft mache viel, damit der Ortskern attraktiv bleibe.

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Auch baulich wurde mit Mitteln aus dem Innenstadtprogramm des Landes einiges getan, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. 360.000 Euro gab es vom Land plus die 90.000 Euro Eigenanteil der Gemeinde. „Ein tolles, unbürokratisches Programm des Landes, das auch den regelmäßigen Austausch mit anderen teilnehmenden Kommunen fördert“, lobt Trampe.

Rellingen investiert in den Ortskern

Neue Sitzmöglichkeiten wurden geschaffen, eine Tisch-Bank-Kombination aufgestellt, Laternen gestrichen, je nach Saison dekoriert und neue Blumenampeln aufgehängt. An der Hauptstraße direkt vor dem Rathaus steht eine Bude mit Mandeln und Schmalzkuchen. Alles ist willkommen, was Menschen in den Ortskern bringen könnte.

Der Lieblingsladen in Rellingen hat schon Ende 2023 geschlossen.
Der Lieblingsladen in Rellingen hat schon Ende 2023 geschlossen. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Der Lieblingsladen an der Hauptstraße mit seinem Mix aus Mode und Accessoires hat bereits Ende letzten Jahres geschlossen. „Hier gibt es aber schon eine Nachnutzung“, sagt Trampe. Zu den Details kann er noch nichts sagen. Und einen Erfolg kann die Gemeinde auch für den Pop-up-Store vermelden. Die Inhaberin des Lädchens „Die kleine Träumerei“, die dort zuletzt eingezogen ist, möchte gern in Rellingen bleiben.