Rellingen. Auch die Pinnau-Gemeinden von Tangstedt bis Prisdorf und Kummerfeld wachsen, entwickeln Wohngebiete und neue Gewerbeflächen.
Der Haushalt in Rellingen ist defizitär. Darum wird die Gemeinde die Hebesätze für alle Steuern erhöhen müssen. Es ist die erste Anhebung seit 2015. „Wir bleiben aber unter den Nivilierungssätzen, die das Land fordert“, sagt Bürgermeister Marc Trampe.
Zwar gebe es Rücklagen aus den vergangenen Jahren, aber die wären sonst schnell aufgebraucht. „Die Anhebung der Steuer ist alternativlos.“ Trotz der angespannten Haushaltslage hat die Gemeinde Rellingen wieder viele Projekte im neuen Jahr auf der Agenda.
1. Rechenzentrum: Schon im Januar erfolgt der erste Spatenstich für das neue Rechenzentrum DataR Rellingen, das bereits baugenehmigt ist. Die ersten Bauzäune stehen. Aktuell werden noch Bodenproben genommen. Der private Investor DataR GmbH mit Sitz in Hamburg verspricht nicht weniger als Deutschlands nachhaltigstes Rechenzentrum in Rellingen zu bauen. Das Unternehmen bietet unter anderem private Cloud-Lösungen an. TÜV Süd hat es bereits zertifiziert.
„Wir wollen die Abwärme des Rechenzentrums nutzen und planen in 2024 das Wärmenetz“, sagt Bürgermeister Trampe. „In welchem Umfang, sind wir gerade dabei herauszufinden. Wir haben dazu eine Potenzialanalyse in Auftrag gegeben und sind dabei eine Machbarkeitstudie zu erstellen, die festlegt, wie groß kann das Netz sein, wo führt es hin, was kostet das Ganze und welchen Wärmepreis würden wir erzielen.“ Einrichtungen wie Schulen, eine Mehrzweckhalle und Büros könnten künftig günstig mit Wärme versorgt werden.
2. Bücherei: Die Gemeindebücherei ist Ende 2023 von der Hohlen Straße in die neuen Räumlichkeiten am Appelkamp 8 gezogen, wo zuvor die DRK-Begegnungsstätte ihren Sitz hatte. Ende Januar wird sie wieder eröffnen. Die Bücherei ist auch ohne Personal vor Ort von 8 bis 20 Uhr zugänglich. Die Öffnungszeiten könnten noch ausgeweitet werden. Das 1,1 Millionen teure und innovative Projekt nach skandinavischem Vorbild ist aber noch nicht ganz abgeschlossen. Über der Bücherei, die im Erdgeschoss untergebracht ist, entsteht ein Bildungstreff, der von Vereinen und Verbänden genutzt werden soll, auch für Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. „Die Familienbildungsstätte will dort zum Beispiel Angebote machen“, sagt Marc Trampe. Ein Drei-D-Drucker zum Experimentieren wird angeschafft und der Außenbereich neu gestaltet.
3. Erich Kästner Schule: Ein Planer für den Schulneubau und die Sporthalle ist gefunden. Der Neubau soll etwa drei Millionen Euro kosten, die Sporthalle zwei Millionen Euro. Bis zum Baubeginn in 2025 sind weitere Planungen notwendig. Der Bauantrag soll 2024 gestellt werden. Auch die Außenanlage wird überplant. So sollen im Ortsteil Krupunder auch öffentliche Flächen geschaffen und die Parkplatzsituation im Quartier ein Stück weit entschärft werden. Die neue Schule soll im Sommer 2026 bezugsfertig sein, so der Plan.
4. Caspar-Voght-Schule: Baubeginn des Erweiterungsbaus an der Caspar-Voght-Schule war wie geplant im Frühjahr. Die Maßnahme soll im Herbst 2024 fertiggestellt werden. „Alles läuft nach Plan“, so Trampe. Dort soll die Oberstufe und das Förderzentrum einziehen. Die sind noch in einem gemieteten Objekt in der Heidestraße untergebracht.
5. Gewerbegebiet an der Tangstedter Chaussee: Der Bebauungsplan ist beschlossen und planmäßig rechtskräftig. Aktuell führt die Gemeinde Gespäche mit den Handwerksbetrieben. Im Frühling beginnt die Erschließung. Die Straße, die durch das Areal führen soll, hat auch schon einen Namen: Handwerkerpark. Es entsteht unter anderem eine Querverbindung zum Ellerbeker Weg. Diese neue Straße soll nach Käthe Schaller benannt werden, einer ehemaligen Schulleiterin der Gemeinde. „Wir investieren einen zweistelligen Millionenbetrag in die Erschließung“, sagt Marc Trampe. Die Ausschreibung geht Anfang des Jahres raus.
6. Gewerbegebiet Auf dem Hall: Ein sechs Hektar großes Areal an der Straße Auf dem Hall direkt an der A23 soll ebenfalls erschlossen werden. Die Gemeinde geht 2024 in die Vermarktung der Gewerbeflächen, auf der sich noch eine Baumschule befindet. Die Fläche hat die Gemeinde schon vor ein paar Jahren erworben und sie steht im neuen Jahr zur Verfügung.
7. Radweg: Von der Pinneberger Klinik am Oberen Ehmschen führt ein Radweg Richtung Rellingen bis nach Hamburg-Schnelsen und soll von zwei auf zweieinhalb Meter verbreitert werden. Der Radweg, den auch viele Schüler der Caspar-Voght-Schule nutzen, soll schon länger ausgebaut werden. Dazu muss auch das Stück an der Kreuzung Hamburger Straße umgebaut und mit einem Radschutzstreifen versehen werden. Einen Teil der Sanierung bezahlt das Land. „Das Projekt erfordert viel Abstimmung mit den Fachbehörden“, sagt Marc Trampe. „Ich hoffe, wir kommen im nächsten Jahr in die Umsetzung.“
8. Container für Geflüchtete: Derzeit sind in Rellingen mehr als 300 Geflüchtete untergebracht, mehr als jemals zuvor. Das stellt die Gemeinde vor große Herausforderungen. Die Gefüchteten sind in angemieteten Wohnungen untergebracht, aber auch in Containern. Die Container an der Tangstedter Chaussee waren zwischenzeitlich schon leer und sollten abgebaut werden, mussten aber wieder reaktiviert werden. Sie sollen an die Ahornstraße umgesetzt werden. Es bleibt nicht bei der Unterbringung: die minderjährigen Geflüchteten müssen vernünftig in den Schulen untergebracht und die Menschen in die Gemeinde integriert werden.
9. Feuerwehr: Eine große Anschaffung betrifft die Rellinger Feuerwehr. Sie bekommt im Mai eine Drehleiter für 900.000 Euro. Zudem ensteht auf der Gemeindefläche eine neue Fahrzeughalle für 550.000 Euro.
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Agenda 2024: Die Dörfer im Amt Pinnau wachsen
In allen Gemeinden des Amtes Pinnau wurden Zuschüsse für die kommunale Wärmeplanung beantragt. Eigentlich sollte mit dieser Maßnahme in 2024 begonnen werden. Doch aufgrund der aktuellen Finanzlage des Bundes wurden bisher noch keine Zuschüsse bewilligt. In allen Gemeinden laufen Umbauten von Wohnraum, Beschaffung von Containern und Anmietung von Wohnraum, um die vielen Geflüchteten auch in 2024 weiter unterbringen und versorgen zu können. Die enorme Zuwanderung belastet den Amtshaushalt beziehungsweise die Gemeinden alle sehr, heißt es aus dem Amt. Und noch eine Änderung betrifft das Amt Pinnau selbst: Amtschef Detlev Brüggemann (65) verabschiedet sich in den Ruhestand.
10. Tangstedt: In der Gemeinde Tangstedt steht die Erweiterung des Gewerbegebiets zwischen Heidehofweg und Battelsweg (B-Plan 15) für heimische Betriebe als großes Projekt auf der Agenda. Die Träger öffentlicher Belange, Nachbargemeinden und die Öffentlichkeit wurde beteiligt und die Stellungnahmen werden derzeit geprüft. Außerdem gibt es für das Wohnprojekt Kornhöfe an der Dorfstraße 85 (B-Plan 17) einen Aufstellungsbeschluss. Der Markuskindergarten soll im Frühjahr 2024 fertiggestellt und eröffnet werden. Die Planungen eines neuen naturnahen Außengeländes für die Kita laufen gerade an. Weitere Planungen des Kinder- und Jugendhauses laufen in 2024 weiter. Fördermittel zu bekommen wird ein schwieriges Unterfangen aufgrund der aktuellen Misere beim Bund. Das Feuerwehrhaus muss nachgerüstet werden.
11. Prisdorf: Prisdorf überplant sein Gewerbegebiet an der Werkstraße (B-Plan 11). Derzeit gibt es einen Aufstellungsbeschluss. Aufstellung Sondergebiet Peiner Hag (B-Plan 12): Hier sollen ein großflächiger Einzelhandel und Einzelhandel sowie eine Fläche für eine Tankstelle ausgewiesen werden. Mit der Ausarbeitung des Planentwurfs sowie mit der Beteiligung der Öffentlichkeit, der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange wurde das Stadtplanungsbüro dn.stadtplanung in Rellingen beauftragt. In der Gemeinde werden außerdem in einigen Liegenschaften energetische Sanierungsmaßnahmen durchgeführt.
12. Kummerfeld: Kummerfeld bekommt ein neues Wohngebiet südlich der Straße Stadesch, westlich der Bundesstraße (B-Plan 19). Investor Senectus aus Hamburg plant 136 Wohnungen, darunter Eigentums- und Mietwohnungen in Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern. Die Gemeinden Kummerfeld und Prisdorf (Schulverband Bilsbek) haben jeweils 1,8 Millionen Euro in den Haushalt 2024 gestellt für den Neubau einer Mensa an der Bilsbekschule. Mensabau wurde in 2023 aufgrund der hohen Kosten geschoben und wird nun in 2024 realisiert.
13. Ellerbek: Auch in Ellerbek entsteht ein neues Wohngebiet nördlich der Hasenheide (B-Plan 31). Derzeit gibt es einen Aufstellungsbeschluss und einen ersten groben Entwurf. Der zweite Bauabschnitt des Radwegs entlang des Ihlwegs einschließlich des Brückenbauwerks des THW soll im neuen Jahr abgeschlossen werden. Mit dem Ausbau des Radweges im Rellinger Weg wurde Ende 2023 begonnen. Er soll im Frühjahr 2024 je nach Witterung bereits fertiggestellt werden. Ellerbek ist mit Hasloh und Bönningstedt im Schulverband Rugenbergen: Die Schule wird erweitert und die Maßnahme, die schon einge Jahre läuft, soll in 2024 endgültig fertig gestellt werden. Kostenvolumen: circa zwölf Millionen Euro.
14. Borstel-Hohenraden: Auch hier entsteht ein neues Wohnbaugebiet südlich der Dorfstraße und westlich des Nedderhulden (B-Plan 12). Behörden und Bürger wurden frühzeitig beteiligt. Der rechtskräftige Beschluss ist in 2024 geplant. Im Frühjahr soll außerdem die Sporthalle fertiggestellt werden. Der Neubau wird vom Bund mit 1.929.200 Euro gefördert. Der Eigenanteil liegt bei 2.358.000 Euro. Auch das Heizhaus/Technikgebäude im Rahmen eines energetischen Quartierskonzeptes wird fertig.
Agenda 2023: Das wurde aus dem Projekten in Rellingen
Das wurde aus den Projekten in Rellingen aus 2023: Photovoltaikanlage auf dem Dach der Caspar-Voght-Schule ist installiert und die Gemeinde Rellingen mittlerweile Mitglied der Solarinitiative Halstenbek. Der Bikepark wurde im April eingeweiht und zieht Menschen aus ganz Norddeutschland an. „In 2024 planen wir eine Befragung der Nutzer, wie zufrieden sie mit der Anlage sind oder was verbessert werden könnte“, sagt Marc Trampe. Bislang sind vor Ort Dixi-Toiletten aufgestellt. Langfristig könnten sie durch ein festes Häuschen ersetzt werden. Der Büchereibus an der Erich-Kästner-Schule wurde nach den Sommerferien in Betrieb genommen.
Die Johanniter-Kita wurde im Oktober in Betrieb genommen, Bauverzögerung durch Corona und Lieferschwierigkeiten. Auf einer Grundstücksfläche von 5000 Quadratmetern ist der neue Kindergarten mit 120 Plätzen (80 Elementar- und 40 Krippenplätze) für Rellinger Familien gebaut worden. Im Jahr 2018 hatte die Gemeinde Rellingen die ehemalige Baumschulfläche erworben, um auch langfristig ein bedarfsgerechtes Kitaplatzangebot in der Gemeinde zu sichern. „Die Rückmeldungen der Eltern sind positiv“, so der Bürgermeister.