Halstenbek. Der Start der Solarinitiative Halstenbek war ernüchternd. Doch jetzt geht es voran: Die erste Solaranlage steht vor der Abnahme.
Mit 17 Gründungsmitgliedern startete die Solarinitiative Halstenbek im Februar 2022. Mittlerweile verfügt die Genossenschaft über mehr als 200 Mitglieder. Die erste Photovoltaikanlage geht in Kürze in Betrieb – und der Bau der zweiten könnte im November beginnen.
„Das Interesse ist riesengroß“, sagt Stephan Philipps, Vorstand der Solarinitiative. Das war nicht immer so. Mit großem Elan waren die Gründungsmitglieder an den Start gegangen.
Solarinitiative Halstenbek: Die Energiewende unterstützen und Geld verdienen
Doch die Ernüchterung kam schnell. Denn das Ziel der Genossenschaft, die Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden bauen und betreiben will, ließ sich zunächst nicht realisieren. Der Grund: Die Halstenbeker Verwaltung kam nicht in die Puschen.
So war es ausgerechnet die Nachbargemeinde Rellingen, die den Aktiven den Zuschlag gab. Knapp 200.000 Euro kostet die Anlage auf 800 Quadratmetern Fläche, die 90.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen soll.
Erstes Solar-Projekt wird nun in Rellingen verwirklicht
Die Module haben auf dem Dach der Sporthalle Platz gefunden – ideal nach Süden ausgerichtet. „Die Anlage läuft, es fließt schon Strom“, berichtet Philipps. Allerdings müsse noch die Abnahme durch die Firma Rellingen Solar erfolgen, die Erbauer der Anlage ist.
Sie umfasst eine Leistung 100 kw/p und wird etwa 20 Prozent des Strombedarfs der Schule decken. „Wir mussten kein Darlehen aufnehmen, sondern konnten die Anlage komplett aus Eigenmitteln finanzieren“, so das Vorstandsmitglied weiter.
Die Mittel kommen von den Mitgliedern, die Anteile an der Genossenschaft zeichnen konnten. Ein Anteil ist ab 200 Euro zu haben, Interessierte können maximal 50 Anteile zeichnen – also bis maximal 10.000 Euro investieren.
Solarinitiative Halstenbek: Dividende für Anteilseigner eventuell ab 2026
„Wir haben Personen, die nur einen Anteil gezeichnet haben, andere wiederum bis zu 50“, berichtet Philipps. Geplant ist, den Anteilseignern irgendwann eine Dividende zu zahlen. Frühestens 2026 könnte das der Fall sein.
„Jetzt müssen wir erst einmal Geld verdienen“, so das Vorstandsmitglied. Der durch die jeweilige Solaranlage erzeugte Strom soll an die Nutzer des Gebäudes verkauft werden – bei kommunalen Gebäuden also an Stadt oder Gemeinde.
Auch Firmen, deren Gebäude über große Dächer verfügen, sind später als Vertragspartner vorstellbar. Privatnutzer dagegen weniger, ihre Dächer sind zu klein für die Anlagen der Solarinitiative.
Jetzt folgt als nächstes Projekt das Halstenbeker Gymnasium
Die kann jetzt endlich auch in ihrer Heimatgemeinde an den Start gehen. Mitte September haben Halstenbeks Bürgermeister Jan Krohn und Mitglieder der Initiative die ersten drei Dachnutzungsverträge unterzeichnet.
„Wir als Gemeinde Halstenbek freuen uns sehr, dass nach langem Hin und Her nun endlich Fakten geschaffen werden konnten. Die Gespräche waren absolut auf Augenhöhe und von beiden Seiten sehr fair. Wir sind sicher, dass die Zusammenarbeit erfolgreich wird“, so der Bürgermeister.
Für das Projekt in Halstenbek gibt es mit Nordic Solar bereits einen Vertragspartner
Beim Bau des 2015 eröffneten Gymnasiums waren bereits alle Voraussetzungen für eine großflächige Solaranlage geschaffen worden, realisiert wurde diese jedoch bis heute nicht.
Das soll sich nun in Kürze ändern. „Wir haben mit Nordic Solar bereits einen Vertragspartner, der im November loslegen könnte“, sagt Philipps. Allerdings müsse zunächst noch ein Bauantrag gestellt werden, weil die bisherige Baugenehmigung ausgelaufen sei.
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Dennoch geht das Vorstandsmitglied davon aus, dass die Arbeiten für die Anlage – sie wird ähnliche Dimensionen wie die in Rellingen haben – noch dieses Jahr beginnen werden. „Wir hoffen, dass wir im März fertig sind“, so Philipps. Dann könnte die Anlage in dem Jahr an den Start gehen, in dem die Schule 50 Jahre alt wird.
„Auch für diese Anlage ist die Finanzierung fast komplett“, berichtet Philipps. Sie ist mit 130.000 Euro kalkuliert. Für die beiden anderen Anlagen auf dem Rathaus und der Kita Holzhüpfer, die mit 24,7 beziehungsweise 29,7 kWp deutlich kleiner ausfallen als die auf den Schulen, werden noch Geldgeber gesucht. Derzeit werden die Grundlagen für den Bau ermittelt.
Solarinitiative Halstenbek wird als Genossenschaft ehrenamtlich geführt
„Wir machen das alles ehrenamtlich, sind aktuell mit drei Anlagen arbeitstechnisch ausgelastet“, sagt Philipps. Dennoch geht der Blick natürlich in die Zukunft. Denn die Solarinitiative hat große Pläne.
Dabei spielen auch Halstenbek und Rellingen eine Rolle. Das Wolfgang-Borchert-Gymnasium soll bis 2026 einen Erweiterungsbau erhalten und eine Sechs-Feld-Sporthalle. „Da wird es große Dächer geben, auf die wir raufwollen“, sagt das Vorstandsmitglied.
Riesengroße Anlage auf der neuen Sporthalle soll Grundschule und Kita mitversorgen
Dank der Größe dieser Anlage könnten auch die Grundschule Bickbargen sowie die Kita Bickbargen mitversorgt werden. Zudem habe Rellingen weitere Dächer angeboten, im Blick habe man auch die beiden Kreisberufsschulen. „Wir haben auch Anfragen aus dem Amt Pinnau, auch aus Quickborn gibt es Interesse“, sagt Philipps.
Von den bisherigen 200 Mitgliedern der Genossenschaft kommen 60 Prozent aus Halstenbek, 30 Prozent aus Rellingen und zehn Prozent aus anderen Kommunen. Um weitere Projekte stemmen zu können, müsste die Solarinitiative weiter wachsen.
Wer sich für die Solarinitiative Halstenbek interessiert, kommt zum Solar-Café
Wer die Energiewende finanziell unterstützten und dabei langfristig auch etwas Geld verdienen will, kann beispielsweise im Rahmen der Solar-Cafés Kontakt zu den Mitgliedern der Initiative aufnehmen. Das nächste Treffen findet am Sonntag, 29. Oktober, von 15 bis 17 Uhr in der Mensa des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums, Bickbargen 111, statt.