Rellingen. Auf dem Areal an der Tangstedter Chaussee sollen sich örtliche Handwerker ansiedeln. Was dort für die Rellinger Bürger geplant ist.
Noch wächst weit und breit Mais. Doch bald schon entsteht hier ein Gewerbegebiet. Auf einer Fläche von rund 8,5 Hektar plant die Gemeinde Rellingen aktuell ein grünes Gewerbegebiet an der Tangstedter Chaussee. Rund vier Hektar der Fläche werden aktuell an ortsansässige Handwerksbetriebe vermarktet. Die Hälfte der etwa 21 Grundstücke ist bereits reserviert.
Neben der gewerblichen Entwicklung soll das Gebiet auch zu einer verkehrlichen Entlastung im Rellinger Ortskern beitragen. Geplant ist eine Verbindungsstraße zwischen der Tangstedter Chaussee und dem Ellerbeker Weg. „Auch dadurch haben wir eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für dieses Projekt“, sagt Bürgermeister Marc Trampe. Es sei eine der größten gewerblichen Entwicklungen der Gemeinde, und es gab nur eine private Einwendung. Das sei bemerkenswert wenig für derartige Vorhaben. Die Bürger waren frühzeitig in Öffentlichkeitsbeteiligungen informiert worden.
Rellingens neues Gewerbegebiet soll grün werden
Die Flächen sind seit 2008 im Besitz der Gemeinde. „Wir haben sie für zwei Jahre an einen Landwirt verpachtet, der hier Mais anbaut“, sagt Marc Trampe. Es soll ein grünes Gewerbegebiet werden. Zum einen erzeugen die ortsansässigen Handwerker keinen zusätzlichen Verkehr. Zum anderen sollen Grünflächen erhalten werden.
Im öffentlichen Bereich ist ein großes Regenrückhaltebecken geplant, dass erlebbar gemacht werden soll. Um das Becken wird ein Fußweg angelegt, der mit Bäumen begrünt wird. „Mit dem Gebiet verbinden wir Gewerbe und Nachhaltigkeit. Wir schaffen notwendige Gewerbeflächen, gleichzeitig wird das Gebiet aber auch eine hohe Aufenthaltsqualität bieten und sich grün präsentieren“, sagt Trampe.
Gewerbegebiet Rellingen: Nur 70 Prozent darf versiegelt werden
Auch für die Gewerbegrundstücke gibt es entsprechende Vorgaben. „Nur 70 Prozent der Grundstücksflächen dürfen bebaut werden, und die Bauten müssen mit einem Gründach versehen werden“, sagt Tom Rasmussen (Fachbereichsleiter Planen und Bauen), der operativ für die Planung verantwortlich ist. Bäume und gärtnerische Anlagen sind ein Muss. Solardächer sind möglich. Fugen müssen entsprechend wasser- und luftdurchlässig sein. Es wird zwei zentrale Parkplätze geben. Besehende Hecken bleiben erhalten. „Im gesamten Planungsprozess haben wir mit dem Planungsteam einen hohen Wert auf die nachhaltigen Elemente gelegt.“
Der Ausschuss für Bauwesen und Umwelt hat in seiner Sitzung am 14. September den Planungen bereits zugestimmt. „Es freut mich, dass wir politisch das Projekt auf den Weg bringen können. Mit dem Gebiet schaffen wir für unsere örtlichen Handwerksbetriebe dringend benötigte Flächen“, so Dr. Steffen Böhm-Rupprecht als Vorsitzender des Ausschusses für Bauwesen und Umwelt. Es sei auch eine Daseinsvorsorge für die Bürger vor Ort. „Mit dem Gebiet sichern wir langfristig auch die Versorgung von Handwerksdienstleistungen für die Rellinger Bürger.“
Gewerbegebiet Rellingen: Baustart ist 2024
Die Gemeindevertretung wird final am 29. September über den Bebauungsplan beraten. Auch der Flächennutzungsplan wird angepasst und muss nach Beschluss vom Land Schleswig-Holstein genehmigt werden. Aktuell wird die europaweite Ausschreibung vorbereitet. Baustart wird im Jahr 2024 sein. Die Gemeinde Rellingen investiert einen zweistelligen Millionenbetrag.
Die Vermarktungsgespräche mit den Unternehmen laufen bereits. Die ersten Verträge sollen im Oktober geschlossen werden. Dabei werden auch die Wünsche der Unternehmen hinsichtlich der Größe und Verortung im Gebiet berücksichtigt.
IHK-Chef lobt Gewerbegebiet als ökologisch, ökonomisch und sozial
Lob kommt von Dr. Paul Raab von der IHK zu Kiel und Geschäftsstellenleiter in Elmshorn. Er hat für die Regionale Kooperation Westküste den Leitfaden „Gewerbegebiete der Zukunft“ initiiert. „Ich freue mich, dass hier in Rellingen ein besonderes Gewerbegebiet entstehen wird“, sagt er. Ökologische, ökonomische und soziale Gesichtspunkte würden hier berücksichtigt.
Drei Punkte stechen aus seiner Sicht besonders hervor. „Ersten der naturnah gestaltete Grünraum mit Regenrückhaltung, der gleichzeitig als Kleinpark die Aufenthaltsqualität erhöht. Zweitens hat sich die Gemeinde im Vorfeld Gedanken gemacht, welche Ziel- und Nutzungsgruppen hier angesiedelt werden sollen“, sagt er.
Neue Verbindungsstraße wird mit Fuß- und Radweg gebaut
„Drittens wird zwischen der Tangstedter Chaussee und dem Ellerbeker Weg nicht nur eine neue Straße entstehen, sondern auch ein Wanderweg. Entlang einer vorhandenen Hecke führt der Weg in das Gebiet hinein und ermöglicht so neue Begegnungen zwischen Bewohnern und regionalen Betrieben“, sagt Paul Raab, der anderen Gemeinden empfiehlt, dem Beispiel Rellingens zu folgen.
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Neben dem Gewerbegebiet wird auch eine Straßenverbindung zwischen der Tangstedter Chaussee und dem Ellerbeker Weg gebaut. Mit der neuen Straße wird das Gewerbegebiet angebunden, der Ortskern entlastet, aber auch in kleineren Straßen wie dem Lee-Dieks-Weg verringert. Außerdem wird die Verbindungsstraße einseitig auch mit einem Rad- und Fußweg ausgestattet.