Elmshorn. Konzept beschlossen. Politik legt Grundstein für Nutzung der alten Industriehallen. Was dort möglich ist und was der Eigentümer plant.

Eine Kulturetage in den Knechtschen Hallen rückt in greifbare Nähe. Auch wenn die Sanierungsarbeiten an dem historischen Ensemble in Elmshorn noch gar nicht begonnen haben: Den Grundstein für die Einrichtung einer Kulturetage hat die Elmshorner Politik nun gelegt.

Die Mitglieder des Ausschusses für Stadtumbau beschlossen das Konzept für die Kulturetage in ihrer vergangenen Sitzung. Das Konzept war der Politik vor den Herbstferien vorgelegt worden, zuvor waren unter anderem die Ergebnisse eines Runden Tischs Kultur in das Konzept eingeflossen.

Kulturetage Elmshorn: Planung für Millionen-Projekt nimmt Fahrt auf

Mit dem Beschluss wird nun vorerst die Verwaltung beauftragt, einen Mietvertrag über ein Nutzungskontingent von 20 Wochen pro Kalenderjahr und eine Laufzeit bis zu 20 Jahren mit dem Eigentümer, der Firma Semmelhaack, zu verhandeln.

Dabei geht es um einen Kulturraum als kulturelle Veranstaltungsfläche im Erdgeschoss der Knechtschen Hallen. Diese hatte Semmelhaack 2022 von Kibek-Chef Frank Sachau gekauft. 2024 will der Eigentümer mit den Arbeiten an den Hallen beginnen. Rund 120 Millionen Euro will Semmelhaack in Elmshorn investieren. Neben den Knechtschen Hallen auch auf dem ehemaligen Sky-Areal.

Elmshorn: Eigentümer Semmelhaack soll Kulturraum betreiben

Semmelhaack soll und will die Räumlichkeiten der Kulturetage betreiben und der Stadt diese für Nutzungen gegen Entgelt zur Mitnutzung zur Verfügung stellen. Auch das soll Teil des Mietvertrags werden. Außerdem sollen auch Kosten für Betrieb, die Weitergabe von Nutzungszeiten an Dritte, die Qualität der Ausstattung sowie Zeitraum und Art der möglichen Nutzung geregelt werden.

Voraussetzung sind Nutzungen kultureller, gesellschaftlicher und öffentlicher Art, die ihren Schwerpunkt auf Ausstellungen, digitale Nutzungsmöglichkeiten und Treffen im Zusammenhang mit diesen Nutzungen haben. Aber auch zukünftige kulturelle Nutzungsbedarfe sollen mit der Kulturetage gedeckt werden.

Was Semmelhaack in den Knechtschen Hallen vorhat

Dass der Fokus vor allem auf Ausstellungen liegt, hat mit den Anforderungen des Eigentümers zu tun. Denn Semmelhaack will Firmenräume in den Knechtschen Hallen unterbringen und die Kulturetage muss mit den geplanten Büroräumen vereinbar sein. Deshalb werden keine lauten Konzerte in den Kulturräumen möglich sein.

Zwischen den Hauptgebäuden des Areals soll eine Passage entstehen, die nach dem Umzug des Bahnhofs eine öffentliche Wegeverbindung zwischen Bahnhof und Innenstadt bilden soll. Außerdem sind Gastronomie und eine Parkgarage geplant, diese allerdings in den Hallen 2 und 3.

Kulturetage würde die Stadt über 20 Jahre etwa 2,4 Millionen Euro kosten

Im Erdgeschoss der Knechtschen Hallen soll dann die Kulturetage entstehen, rund 500 Quadratmeter stehen dafür zur Verfügung. Etwa 100.000 Euro pro Jahr würde die Kulturetage die Stadt kosten. Auf 20 Jahre gerechnet sind das immerhin 2,4 Millionen Euro. Die Politik hatte sich auch deshalb für eine langfristige Anmietung von Zeitkontingenten entschieden, weil dies letztendlich günstiger war, als andere Varianten.

20 Wochen pro Jahr stünden der Stadt nach dem Verwaltungsvorschlag zur Verfügung. Ob am Ende alles so sein wird wie gewünscht, hängt aber auch von den jetzt zu führenden Verhandlungen zwischen Stadt und Semmelhaack ab.

Elmshorn: Rund 500 Quadratmeter stehen der Stadt zur Verfügung

Mit der Lösung, wie sie nun beschlossen wurde, dürften auch die Kritiker einer städtischen Kulturetage zufrieden sein. Denn der Kulturraum hatte im Vorfeld durchaus für kontroverse Diskussionen gesorgt. Einige waren Feuer und Flamme für einen städtischen Kulturraum, andere fürchteten die Konkurrenz für die bestehenden Kulturschaffenden.

Der Traum von einem rund 1000 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum, eben einer ganzen Kulturetage, ist aber vom Tisch. Vieles von dem, was ursprünglich angedacht wurde, wird nicht umgesetzt werden. Auch wegen der Vorgaben des Eigentümers und der verringerten Fläche, die zur Verfügung steht.

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Insbesondere der CDU war eine „staatlich geförderte Konkurrenz“ für die bestehenden Häuser in Elmshorn ein Dorn im Auge. Das Angebot sei mit Haus 13, Stadttheater und Dittchenbühne sehr vielseitig. Eine staatliche Konkurrenz könne die gewachsene Vielfalt in der Elmshorner Kulturlandschaft zerstören, befürchteten die Christdemokraten.

SPD-Politiker hatten sich von Anfang an für eine Kulturetage starkgemacht. Die Sorgen der Elmshorner Kulturschaffenden sollten aber angenommen worden. Um alle ins Boot zu holen, wurden gleich mehrere Treffen vereinbart, in denen das Konzept letztendlich maßgeblich geprägt wurde. Am Ende werden sich aber wohl alle mit einer abgespeckten Variante zufriedengeben müssen. Immerhin: Die Planungen für die Kulturetage nehmen nun Fahrt auf.