Pinneberg. Nach 18 Jahren gehen Ende des Jahres die Lichter in der City-Filiale aus. Warum die Mitarbeiterinnen bis zum Schluss bleiben.
Weiterer Aderlass in der Pinneberger Innenstadt: Das Modegeschäft Aust in der Dingstätte ist schon seit Juli geschlossen. Das traditionsreiche Kaufhaus Kunstmann ist seit Ende Januar Geschichte. Leerstand auch im PiZ, das im März abgerissen werden soll. Und nun schließt auch noch Esprit in der Pinneberger Innenstadt. Ende des Jahres gehen in dem Laden die Lichter aus.
18 Jahre lang war die Esprit-Filiale, ein Franchise-Unternehmen des Modehauses CJ Schmidt in Husum, Teil der Geschäftswelt in der Pinneberger Fußgängerzone. An diesem Montag hat nun der Räumungsverkauf begonnen. „Auf alles 20 Prozent“ ist Gelb auf Schwarz an der Schaufensterscheibe zu lesen.
Esprit in Pinneberg schließt – Mitarbeiter entlassen
Die fünf Mitarbeiter sind entlassen, eine von ihnen ist die Filialleiterin Rosy Kreuzinger. „Rosy ist eine Institution in Pinneberg“, sagt eine der vielen Stammkundinnen, die sich dieser Tage im Laden vorbeischauen, auch um sich von den Angestellten zu verabschieden. „Das ist wirklich ein Verlust für Pinneberg. Bald gibt es hier gar nichts mehr.“
„Pinneberg hat sich sehr verändert“, sagt Rosy Kreuzinger mit Blick auf den Branchenmix in der City. In der Innenstadt gebe es bald nur noch Obst- und Gemüseläden. Auch das Publikum in der Innenstadt habe sich sehr verändert. „Es reicht einfach nicht, wenn das Stadtmarketing Schmetterlinge in die Bäume hängt.“
Esprit-Filialleiterin kritisiert Stadtmarketing in Pinneberg
Events wie der Weihnachtsmarkt seien zunehmend auf den Drosteiplatz verlegt worden. „Auf dem Lindenplatz findet gar nichts mehr statt“, sagt die 63-Jährige aus Moorrege. In Pinneberg habe es in diesem Jahr auch nur drei verkaufsoffene Sonntage gegeben, in Elmshorn beispielsweise vier.
Über all die Jahre gelang es Rosy Kreuzinger einen festen Kundenstamm aufzubauen, mit Wertschätzung, guter Beratung und geselligen Events im Geschäft. „Wir haben immer einen Prosecco im Kühlschrank“, sagt Rosy Kreuzinger, die immer mit Leidenschaft gearbeitet hat. „Einfach mal anziehen“ – mit diesem Satz überzeugte sie so manche Kundin. Zum Schluss seien die Umsatzzahlen allerdings rückläufig gewesen.
Esprit in Pinneberg: Abschied von den Kundinnen
Auch Christine Möhle gehört zum „Urgestein“, wie sie selbst sagt. Die Appenerin hat vor 18 Jahren die Geschäftseröffnung begleitet. Nun begleitet sie auch die Schließung. „Wir bleiben bis zum Schluss. Das machen wir nicht für das Unternehmen, sondern für unsere Kundinnen.“ Die Arbeit habe immer Spaß gemacht und die Pinneberger Kundinnen „so toll“. Am 29. und 30. Dezember soll noch einmal richtig Abschied mit den Kunden gefeiert werden.
18 Jahre Betriebszugehörigkeit war dem Unternehmen ein Bruttomonatsgehalt wert. Das Arbeitsgericht in Elmshorn bestätigte die Rechtmäßigkeit. Schließlich hätten die beiden Frauen ja im Modehaus CJ Schmidt in Husum arbeiten können. Mehr als fünf Stunden Arbeitsweg täglich sind demnach offenbar kein Grund, dieses Angebot auszuschlagen.
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Die beiden Frauen haben dies ausgeschlagen. Sie haben andere Pläne. „Für uns geht es im neuen Jahr gemmeinsam im Einzelhandel weiter“, sagt Rosy Kreuzinger. Einzelheiten wollen die beiden Frauen zu gegebener Zeit verraten.