Pinneberg. Nach 161 Jahren schließt das traditionsreiche Modehaus in Pinneberg. Nicht die einzige Schließung an der Unteren Dingstätte.
Am 28. Januar ist endgültig Schluss und das Modehaus Kunstmann in Pinneberg nach 161 Jahren Geschichte. 70 Prozent Rabatt gibt es an den letzten Tagen, bis sich die Türen am Sonnabend 16 Uhr bei Kunstmann für immer schließen. Die meisten Regale sind schon leer. Oberteile ab fünf Euro hängen an Rollständern. Selbst Dekoartikel und Kleiderbügel werden verkauft.
Pinneberg: Modehaus Kunstmann schließt nach 161 Jahren
„80 Prozent der Waren sind verkauft“, sagt Geschäftsinhaber Hermann Wilhelm Kunstmann, der im Verkauf mitarbeitet. Mit einem Abschiedsessen beim Griechen will sich Kunstmann bei seinen Mitarbeitern am Sonnabend bedanken. Dass sie in der letzten Phase des Räumungsverkaufs noch so flexibel und professionell im Einsatz waren, sei keine Selbstverständlichkeit, so der 55-Jährige.
Für Alla Jäger, die seit anderthalb Jahren bei Kunstmann arbeitet, ist es selbstverständlich, bis zum Schluss zu bleiben: „Ich finde, das gehört sich so“, sagt die 47-Jährige, die schon eine neue Stelle im Einzelhandel in Pinneberg gefunden hat. Die Kollegen und der Chef seien nett, auch deshalb falle es nicht leicht, dass das Modehaus nun schließt.
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Pinneberger Modehaus Kunstmann war beliebt bei den Kunden
Ihre Kollegin Lena Achtert geht nach 16 Jahren bei Kunstmann mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie hat die Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel bei Kunstmann absolviert. Nach der Schließung braucht sie mal etwas Abstand vom Einzelhandel. Die 33-Jährige aus Pinneberg, selbst Mutter, will künftig als Schulbegleiterin arbeiten. „Die Branche hat sich verändert schon ganz schön verändert“, sagt sie. Kunden seien zunehmend ungehalten. „Man bekommt manchmal was ab für Sachen, auf die man keinen Einfluss hat.“ Aber es hätte auch viel Zuspruch von Stammkunden gegeben, die die Schließung bedauern.
So wie Sonja Schütze. „Kunstmann war einer der Läden in Pinneberg, wo man mal was Schönes und Hochwertiges gefunden hat“, sagt die Kundin. Die Halstenbekerin war regelmäßig im Laden und nutzt nun ein letztes Mal die Gelegenheit ein paar hübsche Oberteile zum günstigen Preis zu shoppen.
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Lothar Maschewski hat sich für eine Hose entschieden. „Das war spontan“, sagt er. Viel brauche er in seinem Alter ja nicht mehr. Er zahlt bei Oliver Kraatz an der Kasse. „Das ist schon ein komisches Gefühl, wenn man so die leeren Stände sieht“, sagt der gelernte Herrenausstatter. Er will erstmal eine kleine Pause machen und in Ruhe überlegen, wie es nun beruflich weitergehen soll.
Gleich nebenan ist Dine´s Basteltreff. Ein Aufsteller neben der Tür wirbt mit 30 Prozent auf alles. „Ich schließe am 28. Februar sagt Christine Gerckens. Ohne Kunstmann fehle die Laufkundschaft. Außerdem sei das Geschäft nicht mehr auskömmlich, Miete und Energiekosten zu hoch und Corona habe ihr sehr geschadet. „Mein Mann ist schon im Ruhestand und ich werde auch bald 60“, sagt sie. Nach der Schließung ihres Bastel- und Wollgeschäfts werde sie mehr Zeit für Handwerkermärkte haben. Darauf freue sie sich.