Pinneberg. Pinnebergs Rat soll am Donnerstag über den künftigen Feuerwehr-Standort entscheiden. Durch die Politik verläuft jedoch ein tiefer Riss.
Mit Entsetzen haben große Teile der Pinneberger Politik die überraschende Wende bei der Standortsuche für eine neue Feuerwache registriert. Wie berichtet hatten sich CDU und die Grünen entgegen der Gutachter-Empfehlung und der Feuerwehr-Wünsche für einen völlig anderen Standort entschieden und politisch empfohlen. Das macht die politischen Gegner nun regelrecht „fassungslos“.
Zum Hintergrund: Seit vielen Monaten wird über für einen neuen Feuerwehrstandort – zum Teil sehr emotional – in der Kreisstadt diskutiert. Kurz vor der endgültigen politischen Entscheidung in der Ratsversammlung am Donnerstag, 5. Oktober, gewinnt das Thema noch einmal an Schärfe.
„Wir sind fassungslos“ - Standortentscheidung entsetzt SPD, FDP und Buntes Pinneberg
Denn: Die Freiwillige Feuerwehr Pinneberg hatte dem Standort in der Parkstadt Eggerstedt den Vorrang gegeben und das mit den kürzesten Einsatzzeiten für die unterschiedlichen Brandszenarien begründet. Das Gutachten der Stadt durch eine unabhängige Beraterfirma kommt zum gleichen Ergebnis.
Allerdings haben sich politisch CDU und Grüne zuletzt gegen den Standort ausgesprochen. Sie haben sich mit einer politischen Mehrheit im Ausschuss Wirtschaft und Finanzen mit den Standorten Datumer Chausee und Aschhooptwiete durchgesetzt und der Ratsversammlung damit diese Empfehlung ausgesprochen. Die waren in den von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten auf den Plätzen zwei und drei gelandet. Insgesamt sechs Orte standen ursprünglich zur Auswahl.
CDU und Grüne lehnen Parkstadt Eggerstedt als Standort für Wache ab
Beide Areale müssten erst von der Stadt Pinneberg gekauft werden, während das Grundstück Eggerstedt bereits in städtischer Hand ist. SPD, FDP und Buntes Pinneberg hatten sich geschlossen gegen den Antrag von CDU und Grünen gestellt, unterlagen stimmenmäßig allerdings.
Kurz vor der finalen Entscheidung für den Feuerwehrstandort der neuen Pinneberger Hauptfeuerwache am Donnerstagabend melden sich nun SPD, FDP und Buntes Pinneberg noch einmal in einer gemeinsamen Erklärung zu Wort. „Wir sprechen uns eindeutig für den Standort am Eggerstedter Weg aus“, so etwa die Fraktionsvorsitzende der SPD, Angela Traboldt.
Streit um Feuerwache: FDP ist fassungslos
„Auch das zweite von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten gibt dem Standort im ehemaligen Kasernengelände eindeutig die erste Priorität. Wir sind fassungslos, dass für die Fraktionen CDU und B90/Die Grünen die Aussagen der Gutachter außer Acht gelassen werden“, so der Fraktionsvorsitzende der FDP Lukas Ellgoth.
„Wir hätten uns alle Arbeitsgruppen, die mehrfachen Beratungen, die Gespräche mit der Pinneberger Feuerwehr und das Gutachten ersparen können, wenn wir uns dann gar nicht an die Ergebnisse halten“, ergänzt Manfred Stache, Ratsherr der Fraktion Buntes Pinneberg. Alle drei Ratsmitglieder sind sich einig: „Für uns steht die Sicherheit und damit das Leben der Bevölkerung ohne Wenn und Aber im Vordergrund!“
Ehrenamtliche Feuerwehrleute in Pinneberg täglich im Einsatz
„Wie entscheidend manchmal Minuten im Einsatz sein können, wurde uns bei dem Vollbrand eines Busses im April dieses Jahres in der Schauenburger Straße eindeutig vermittelt. Wäre das Erscheinen der Feuerwehr nur eine Minute später erfolgt, hätte es ein Ausbreiten des Feuers auf die benachbarten Häuser bedeutet“, so Angela Traboldt.
„Die Freiwillige Feuerwehr in Pinneberg hat fast ausnahmslos ehrenamtliche Feuerwehrleute, die in unterschiedlicher Stärke mittlerweile täglich zu Einsätzen gerufen werden. Wir können froh und dankbar sein, dass sich hier Männer und Frauen engagieren, denen jetzt durch den von CDU und B90/Die Grünen mit der zweitklassigen Standortentscheidung Steine für ihre Arbeit in den Weg gelegt werden“, so Lukas Ellgoth.
CDU und Grüne: Parkstadt Eggerstedt für Gewerbetreibende
Vorteil für den Standort in der Parkstadt sei zudem, dass hier sofort mit den Planungen angefangen werden kann, weil die Stadt Eigentümerin des Grundstücks ist. Alle anderen von der CDU und dem B90/Die Grünen favorisierten Grundstücken für einen möglichen Standort der Feuerwehr befinden sich in Privateigentum. „Unschwer kann sich jeder vorstellen, dass hier die Entwicklung der Flächen sehr viel Zeit in Anspruch nehmen wird, die wir bei der jetzigen völlig unzureichenden Situation der Hauptfeuerwehrwache nicht haben. Hier besteht akuter Handlungsbedarf“, sagt Angela Traboldt.
CDU und Grüne hatten damit argumentiert, dass die Stadt Finanzprobleme hat und die Gewerbeflächen in der Parkstadt Eggerstedt genutzt werden sollten, um Unternehmen anzusiedeln und Gewerbesteuer für die Stadt zu generieren. Außerdem könnte aus dem Verkauf des Grund und Bodens dort Geld für die neue Wache erzielt werden.
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„Es könnte sein, dass dieser Standort wegen des Wegfalls der Gewerbesteuer teurer sein würde als andere, doch Sicherheit sollte hoffentlich für alle Mitglieder der Ratsversammlung die höchste Priorität haben. Wir sind schließlich dafür gewählt worden, dass wir das Wohl der Bevölkerung im Blick haben“, so Manfred Stache.