Pinneberg. Sterben auf Raten: Verein im „Schwebezustand“, die Zukunft ungewiss. Wer kümmert sich künftig um Pinnebergs Kulturdenkmal?
Es ist ein Sterben auf Raten. Auf der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend, 10. August, ist der Vorstand des Freundeskreises Rosengarten Pinneberg geschlossen zurückgetreten. Außerdem hat sich die Mehrheit im VfL-Heim für die Auflösung ihres Vereins ausgesprochen.
„Allerdings gab es acht Gegenstimmen, und damit fehlt uns die Dreiviertel-Mehrheit, um uns auflösen zu können“, sagt Joachim-Ulrich Haß. Der 78-Jährige hatte seit der Gründung des Vereins 2009 den Vorsitz des Freundeskreises übernommen. Eine Arbeit, die offenbar niemand sonst übernehmen möchte.
Vorstand schmeißt hin – Freundeskreis Rosengarten Pinneberg vor dem Aus
„Auch aus der Gruppe der Mitglieder, die gegen die Auflösung gestimmt haben, ist niemand bereit, einen Sitz im Vorstand zu übernehmen“, sagt der Pinneberger hörbar verärgert. Damit sei der Verein nun in einem „Schwebezustand“. „Es ist eine verfahrene Situation“, sagt Haß. „Wir müssen nun einen neuen Termin festsetzen, um erneut über die Auflösung abzustimmen.“
Der Vereinsvorsitzende wirft der Stadtverwaltung Pinneberg mangelnde Kooperation und Unterstützung vor. So habe er unter anderem den Rosengarten im Eingangsbereich offener gestalten, Stelen in Art-déco-Stil für Rosenranken aufstellen wollen und einen Sondergarten nach Plänen aus den 1930er-Jahren anlegen wollen.
Freundeskreis wollte Rosengarten Pinneberg zu neuem Glanz verhelfen
Das Denkmalamt – der Rosengarten ist seit 2013 ein Kulturdenkmal – hatte den Plänen mit Einschränkungen zugestimmt. „Ich hätte von der Stadtverwaltung erwartet, dass sie noch einmal beim Denkmalamt nachhaken, warum so entschieden wurde“, sagt der Landschaftsarchitekt. Doch das sei bis heute nicht geschehen, trotz mehrmaliger Nachfrage seinerseits. Aus seiner Sicht nicht das erste Mal, dass es in der Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung hakt.
Im Rathaus bedauert man, dass der Verein vor der Auflösung steht. „Es ist sehr bedauerlich, dass der Vorstand zurückgetreten ist, ohne dass es eine Nachfolge gibt. Der Verein hat seit seiner Gründung viel für das Image des Rosengartens getan, auch wenn die Rosenfeste 2019 eingestellt wurden“, sagt Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg. Der Höhepunkt der Arbeit sei sicherlich die Anerkennung des Rosengartens als Gartendenkmal im Jahr 2013.
Freundeskreis Rosengarten Pinneberg drohte schon 2017 mit Auflösung
Der Park wird aber weiterhin gepflegt. „Der Rosengarten ist Eigentum der Stadt und die Pflege des Gartens liegt in der Hand der Stadt. Durch die Anerkennung des Rosengartens als Denkmal ist sein Bestand gesichert“, sagt sie. Zurzeit gebe die Stadt neben der Bewirtschaftung der öffentlichen Toiletten jährlich mehr als 160.000 Euro für die Pflege des Gartens aus. „Dazu gehört das regelmäßige Nachpflanzen von Rosensorten, Zwiebeln als Frühjahrsblüher und die Durchführung der Wechselbepflanzung sowie die Wildkräuterreduzierung.“
Ärger zwischen dem Freundeskreis und der Stadtverwaltung hat es auch schon 2017 gegeben. Damals wollte der Freundeskreis 14 neue Bänke im Rosengarten aufstellen, die vom Verein dank Spendengelder angeschafft werden konnten. Das Aufstellen durch den Kommunalen Servicebetrieb Pinneberg wollte die Stadtverwaltung allerdings dem Verein in Rechnung stellen.
Pinnebergs Rosengarten 1935 im Stil des Art déco eröffnet
Haß zeigte sich schon damals empört über den Umgang mit dem Ehrenamt. „Mit Bürgernähe hat das alles nichts mehr zu tun“, sagt er damals wie heute. Dabei hatte sich der Verein erst auf Bitten der Stadt gegründet. Die finanzschwache Stadt hatte 2008 um ehrenamtliches Engagement bei der Pflege der Grünflächen gebeten.
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Eröffnet worden war die Anlage 1935. Carl Bradfisch, Gartenbauinspektor in Hamburg, hatte zuvor den Auftrag für einen Gestaltungs- und Bepflanzungsplan bekommen.
Er kreierte eine Anlage, die klar definierte Sichtachsen aufwies und im Stil des Art déco mit Bänken, Pergolen, Stelen und Lauben ausgestattet war.