Pinneberg. Pinnebergs Freundeskreis beklagt Missachtung seitens der Stadt, fühlt sich „allein gelassen“. Gespendete Bänke würden nicht aufgebaut.

Wenn Joachim-Ulrich Haß in Fahrt kommt, ist er kaum zu bremsen. Dann ist der Frust greifbar. „Wir fühlen uns allein gelassen, sind total ratlos“, sagt Haß. Er ist seit Jahren Vorsitzender des Freundeskreises Rosengarten. Mit Leidenschaft. Einer Leidenschaft, die zunehmend erkaltet. Weil die Stadt Pinneberg es an Unterstützung fehlen lasse. Schlimmer noch: „Wir werden sogar ausgebremst“, klagt der Landschaftsarchitekt. Er droht mit Auflösung des 2009 gegründeten Vereins. „Wenn das hier so weitergeht, ist nächstes Jahr Schluss.“

Dann berichtet Haß, was manch einem Liebhaber des Rosengartens die Zornesröte ins Gesicht steigen lassen dürfte: „Wir wollten 2017 richtig was auf die Beine stellen, haben unter anderem 14 Bänke angeschafft“, sagt der Vorsitzende des Vereins, der 156 Mitglieder zählt. „Doch die Stadt hat uns mitgeteilt, dass sie die Aufstellung nicht mehr übernimmt.“

Die 17.000 Euro teuren Bänke stehen nur herum

Die insgesamt 17.000 Euro teuren Bänke, die mit Spendengeldern angeschafft wurden, stünden derzeit ungenutzt in einer Halle des Kommunalen Service Betriebs Pinneberg, statt rechtzeitig zum Sommer Spaziergängern zu dienen. „Wir sollen also auch noch für die Montage bezahlen“, empört sich Haß. Unfassbar sei das. In den vergangenen Jahren seien Arbeiten dieser Art auf kleinem Dienstweg ohne viel Aufhebens von der Stadt erledigt worden. „Ich finde es unglaublich, wie die Behörden in Pinneberg mittlerweile arbeiten“, so Haß weiter. „Wir werden behandelt wie Bittsteller, obwohl wir hier Spenden für die Stadt heran holen.“

Für Joachim-Ulrich Hass ist klar: Pinneberg schmückt sich nur zu gern mit dem historischen Rosengarten, lässt die Ehrenamtlichen aber im Regen stehen. Bei Rathauschefin Urte Steinberg habe er sich bereits Luft verschafft. Mit Bürgernähe habe das alles nichts mehr zu tun. Offenkundig sei im Rathaus in Vergessenheit geraten, dass der Freundeskreis Rosengarten sich gegründet habe, weil die finanzschwache Stadt 2008 um ehrenamtliches Engagement bei der Pflege der Grünflächen gebeten habe.

Wann die Bänke aufgestellt werden, ist unklar

Rathaussprecherin Maren Uschkurat äußerte sich am Donnerstag zu den Vorwürfen. Richtig sei, dass es Überlegungen gebe, künftig nicht mehr auf alleinige Rechnung der Stadt für den Freundeskreis in Aktion zu treten. „Es entstehen Kosten und Personal wird gebunden“, so Uschkurat mit Hinweis auf die angespannte Finanzlage der Stadt. Allerdings dürfe sie in Aussicht stellen, dass für die bereits angeschafften Bänke noch einmal eine Ausnahme gemacht werde. Wann die neuen Bänke aufgestellt werden? „Das wird noch intern abgestimmt“, so Uschkurat.

Sonnabend zum Rosen- und Pflanzenmarkt

50 Aussteller erwarten die Organisatoren vom Freundeskreis Rosengarten am Sonnabend, 24. Juni, zum Rosen- und Pflanzenmarkt.

Die Berufsschule Elmshorn ist dabei, Fachfirmen und Baumschulen aus der Region zeigen, was sie zu bieten haben.

Besucher können sich informieren und für den eigenen Garten einkaufen. Auch Imker sind in der Zeit von 10 bis 17 Uhr vor Ort. Umweltverbände präsentieren ihre Arbeit.

Das Musikprogramm im Rosengarten gestalten Frauenchor, Männergesangverein und Petra Matthießen-Eitze. Spenden sind willkommen.

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Mehr als 100.000 Euro hat der Freundeskreis Rosengarten bereits in die Hand genommen. Ziel ist es, den etwa drei Hektar großen Park am Stadtwald Fahlt in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Eröffnet worden war die Anlage 1935. Carl Bradfisch, Gartenbauinspektor in Hamburg, hatte zuvor den Auftrag für einen Gestaltungs- und Bepflanzungsplan bekommen. Er kreierte eine Anlage, die klar definierte Sichtachsen aufwies und im Stil des Art déco mit Bänken, Pergolen, Stelen und Lauben ausgestattet war. Zwei solcher Lauben hat der Freundeskreis derzeit auch in Planung – rund 50.000 Euro lässt sich der Verein das Projekt kosten. Wer sie aufbauen wird, weiß Haß jedoch nicht.

Findet der Rosenmarkt zum letzten Mal statt?

Der Förderverein finanziert sich weitgehend über Spenden. Am Eingang zum Rosengarten steht eine Spendenbox in Form einer Rose. Seit 2009 hat der Freundeskreis dafür gesorgt, dass die Anzahl der Rosen sich von damals 8000 auf mehr als 9000 erhöht hat. Waren vor sieben Jahren rund 80 Sorten vertreten, sind es nun schon um die 100.

In den vergangenen Jahren konnten sämtliche Rosen erfasst und mit Schildern ausgestattet werden. 2013 hatte Haß einen weiteren Erfolg verbuchen können. Seinerzeit wurde der Park zum Gartendenkmal erklärt. Das Denkmalschutzamt hatte das Ziel der Rosenfreunde, die Anlage in ihren Urzustand zurückzuversetzen, ausdrücklich gewürdigt.

Im Sommer kommen Tausende zum vom Freundeskreis auf die Beine gestellten Rosen- und Pflanzenmarkt. Auch der steigt am kommenden Wochenende womöglich zum letzen Mal. „Spaß macht das nicht mehr“, sagt Organisator Armin Kruse. Die Stadt verlange sogar eine Straßennutzungsgebühr für die Einfahrt der Händler zum Rosengarten.