Pinneberg. Der Vereinsvorsitzende wirft der Stadtverwaltung Pinneberg mangelnde Kooperation vor. Nun stimmen die Mitglieder ab, ob sie weitermachen.
Der Freundeskreis Rosengarten Pinneberg steht vor seiner Auflösung. Der Grund: zu wenig Wertschätzung und Unterstützung seitens der Stadtverwaltung Pinneberg, findet Vereinsvorsitzender Joachim-Ulrich Haß. „Wir fühlen uns allein gelassen“, sagt der 78-Jährige frustriert. Streitpunkt ist unter anderem ein Konzept, das Pinnebergs Rosengarten wieder zu seiner ursprünglichen Pracht verhelfen soll und das seit Jahren nicht vorankommt.
Der Verein hatte sich 2009 gegründet – auf Initiative der Stadtverwaltung. Seitdem haben die Vereinsmitglieder Spenden gesammelt, um beispielsweise Parkbänke, neue Rosen und andere Pflanzen anzuschaffen. Doch nun könnte das Engagement enden. Am Donnerstag von 19 Uhr an wird auf der Mitgliederversammlung im VfL-Heim am Fahltskamp entschieden, ob sich der Freundeskreis Rosengarten Pinneberg auflöst.
Freundeskreis Rosengarten Pinneberg will sich auflösen
Als der Verein die Arbeit aufnahm, wurden von den Fachleuten zunächst historische Fakten zusammengetragen und in einem Buch festgehalten. 2013 wurde der Rosengarten dann ein Kulturdenkmal. Seitdem arbeitet der Verein eng mit dem Denkmalamt zusammen.
„Als die Stadtverwaltung mitbekommen hatte, dass wir direkt mit dem Denkmalamt sprechen, wurden wir zurechtgewiesen, wir dürften uns nicht in hoheitliche Aufgaben einschalten“, sagt der Landschaftsarchitekt. Doch seitdem die Stadtverwaltung zwischengeschaltet ist, laufe es nur noch schleppend.
2017 erstellte dann eine Landschaftsarchitektin ein Pflege- und Entwicklungsplan für den Rosengarten. „Wir wurden überhaupt nicht mit einbezogen“, sagt Haß. Auf seine Stellungnahme an die Stadtverwaltung habe er keine Reaktion erhalten. Erst als die Pläne öffentlich vorgestellt wurden, sei gefragt worden, was der Verein davon halte.
Rosengarten Pinneberg soll nach Plänen aus 30er-Jahren umgestaltet werden
Haß möchte den Entwicklungsplan umsetzen, erhofft sich eine bessere Pflege der Anlage. Auf deren Basis erarbeitete er ein Strukturkonzept und reichte es am 8. März 2019 ein. Sein Anliegen: den Garten nach außen hin sichtbarer werden zu lassen, indem die Eingangsbereiche offener gestaltet werden. Während Haß die Ost-West-Achse gern nach Plänen aus den 30er-Jahren umgestaltet hätte, drang die Denkmalpflege darauf, Teile des Rosengartens auch wie in den 50er- und 70er-Jahren zu restaurieren.
Ursprünglich war der Park mal ein Schaugarten der örtlichen Rosenzüchter. Diesem Sondergarten im Stil der 30er mit einer Laube und Bänken in Art déco sowie Rosenpflanzungen und Stauden stimmte das Denkmalamt zu. Geht es nach Haß, sollen 16 Rosenstelen an der Ost-West-Achse aufgestellt werden, wie sie auch in den 30ern dort gestanden haben. Die Politik hatte dem schon zugestimmt. „Aber die Denkmalschutzbehörde genehmigte nur einen Teil des Konzeptes“, sagt Haß.
Freundeskreis Rosengarten Pinneberg vermisst Unterstützung der Stadtverwaltung
Nun hätte er die Unterstützung der Verwaltung gewünscht. „Passiert ist nichts“, sagt Haß. Im September 2022 habe es eine erstes Krisengespräch mit Bürgermeisterin Urte Steinberg, Bauamtsleiterin Anja Epper und ihm gegeben. Dabei habe er die mangelnde Unterstützung durch die Fachbehörden zur Sprache gebracht und dass die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder keine Wertschätzung erfahre.
„Ich habe eine Ortsbesichtigung der Rosengärten in Pinneberg und Uetersen angeregt sowie einen Vergleich von Personal- und Kostenschlüssel“, sagt Haß. Denn aus seiner Sicht sei der Rosengarten in Pinneberg nicht so gepflegt, wie es sein sollte.
Zwischen 2007 und 2014 wurden insgesamt 50 Stellen in der Pinneberger Verwaltung abgebaut, davon viele im Bereich Grünpflege und städtischer Service. Während früher sechs bis acht Mitarbeiter mit der Pflege beschäftigt waren, sind es heute ein Gartenmeister und ein Assistent. „Die können es gar nicht schaffen.“
Budget für Rosengarten Pinneberg immer wieder gekürzt
Immer wieder werde das Budget gekürzt. Auch für eine notwendige Drainage zur Entwässerung der Wege fehlten die Haushaltsmittel.
Bei dem Gespräch mit Bürgermeisterin und Stadtplanerin habe Haß auch darauf hingewiesen, dass bis Ende Februar 2023 eine einvernehmliche Lösung mit der Denkmalschutzbehörde und Stadtverwaltung gefunden werden müsse, sonst löse sich der Freundeskreis Rosengarten Pinneberg auf.
Das sagt die Stadtverwaltung Pinneberg zu den Vorwürfen
Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg würde es sehr bedauern, wenn der Verein seine Arbeit zum Wohle des Rosengartens nicht fortsetzen würde. „Wir sollten gemeinsam alles dafür tun einen Vorstand für den Freundeskreis Rosengarten Pinneberg zu finden“, sagt sie.
Die Verwaltung tausche sich zudem in regelmäßigen Besprechungen aus. Zudem fänden zahlreiche Begehungen zusammen mit dem Verein und zum Teil auch mit dem Denkmalschutz statt. „Die Stadt Pinneberg konnte aber in den vergangenen Jahren vor allem auf Grund mangelnder Ressourcen nicht mehr die Erwartungen des Vereins in vollem Umfang erfüllen“, so die Bürgermeisterin.
So seien die personellen und finanziellen Aufwendungen auf Beschluss der Ratsversammlung der aktuellen Leistungsfähigkeit der Stadt angepasst worden. „Die zügige Bearbeitung und Umsetzung so manch wünschenswerter Maßnahme scheiterte am fehlenden Geld und Personal.“ Das Hauptproblem scheine aber zu sein, dass der Denkmalschutz die vom Freundeskreis für den gesamten nördlichen Bereich gemachte Planung im Stil der 1935er-Jahre so nicht genehmigt hat, so Steinberg.
Stadt Pinneberg investiert in Pflege des Rosengartens Pinneberg
Sie verweist darauf, was sich die Stadt die Pflege des Rosengartens kosten lässt: So stelle der Kommunale Servicebetrieb Pinneberg der Stadt rund 100.000 Euro pro Jahr Pflegekosten in Rechnung. Zusätzlich würden Arbeiten für rund 60.000 Euro im Jahr an private Firmen vergeben. Regelmäßig würden Rosensorten nachgepflanzt, Frühjahrsblüherzwiebeln gesteckt, Rhododendren zurückgeschnitten und Rosenpergolen erneuert.
„Seit dem vergangenen Jahr wird der Rosengarten durch einen Schließdienst über Nacht in den Sommermonaten verschlossen, womit wir einen deutlichen Rückgang des Vandalismus‘ erreicht haben“, sagt Marco Bröcker, Leiter Büro der Bürgermeisterin. Darüber hinaus unterhält die Stadt am Rosengarten die sanierten Toiletten.
Bürgermeister-Kandidat Thomas Voerste will Ehrenamt unterstützen
Zum Vorgang äußerte sich auch Bürgermeister-Kandidat Thomas Voerste in einer Pressemitteilung. Der Rosengarten muss erhalten und Ehrenamt in Pinneberg weiter gestärkt werden, so der SPD-Kandidat. Das ehrenamtliche Engagement wegen mangelnder Unterstützung der Stadt einzustellen wäre fatal. „Eine Institution wie den Pinneberger Rosengarten attraktiv zu halten, kann nur mit Unterstützung des Ehrenamtes gelingen“, sagt Voerste, der vor seiner Verwaltungslaufbahn selbst eine Ausbildung zum Baumschulgärtner in Barmstedt absolvierte.
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„Ohne den Freundeskreis würde es den Rosengarten als Pinneberger Juwel so nicht mehr geben“, ist sich Thomas Voerste sicher. Das Ehrenamt zu stärken und nicht als selbstverständlich zu betrachten, sei für eine funktionierende Stadt unerlässlich, denn ohne das ehrenamtliche Engagement würde Pinneberg viel verlieren. Im Falle seiner Wahl will sich Voerste dafür einsetzen, das Ehrenamt in der Stadt zu stärken und das Wissen und die Ideen der engagierten Menschen bei Entscheidungen zur Weiterentwicklung der Stadt mit einzubinden.