Pinneberg. Wen die Pinneberger Sozialdemokraten für die Bürgermeisterwahl nominieren, ist noch geheim. Klar ist: Damit gibt es vier Bewerber.
Am 8. Oktober wird in der Stadt Pinneberg ein neuer Bürgermeister beziehungsweise Bürgermeisterin gewählt. Nachdem die amtierende Rathauschefin Urte Steinberg bereits Anfang des Jahres angekündigt hatte, im Januar 2024 nach elf Jahren im Amt in den Ruhestand zu gehen, hielt sich der Andrang möglicher Kandidaten für ihre Nachfolge bisher in überschaubaren Grenzen.
Wie berichtet, hat der Pressesprecher der Stadt, Marco Bröcker, seinen Hut in den Ring geworfen. Er wurde von der CDU nominiert, tritt aber als parteiloser Bewerber an. Außerdem gibt es mit Jörg Heuer und Paul Hoffmann zwei Einzelkandidaten, die von keiner Partei nominiert wurden und die deshalb Unterstützerunterschriften sammeln müssen.
Kampf ums Pinneberger Rathaus: SPD schickt eigenen Kandidaten ins Rennen
Doch bei diesem Kandidaten-Trio wird es nach Abendblatt-Recherchen nicht bleiben: Die Pinneberger Sozialdemokraten werden ebenfalls einen Kandidaten für den Chefposten im Rathaus ins Rennen schicken. Wer es sein wird – das ist noch geheime Verschlusssache.
Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Kai Vogel verriet nur so viel: Es ist ein 53 Jahre alter Verwaltungsfachmann, der als unabhängiger Bewerber antritt und offenbar von mehreren Parteien unterstützt wird. Mehr werde man erst in den kommenden Tagen erfahren, so Vogel.
Pinneberg: Sozialdemokraten stellten schon mehrfach den Bürgermeister
Die Sozialdemokraten können in Pinneberg auf eine durchaus illustre Bürgermeister-Historie zurückblicken. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellten sie mit Richard Köhn (1945-1950), Henry Glissmann (1950-1963), Jan Nevermann (1990-1996) und Kristin Alheit (2008-2012) viermal den Bürgermeister beziehungsweise Bürgermeisterin.
Die amtierende Bürgermeisterin Urte Steinberg, Nachfolgerin von Kristin Alheit, war 20212 von CDU und SPD nominiert worden. Alheit kehrte der Kreisstadt den Rücken, um im Kabinett von Schleswig-Holsteins damaligem Ministerpräsident Torsten Albig Sozialministerin zu werden.
Pinnebergs Bürgermeisterin geht Anfang 2024 in Ruhestand
Anfang 2024 geht Steinberg nun vorzeitig in den Ruhestand. Ende Februar dieses Jahres hatte sie überraschend ihren Rückzug angekündigt. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin intensiviert sich, obwohl der Wahltermin noch einige Monate entfernt ist.
Jörg Heuer, der zwar Mitglied der Wählerinitiative Buntes Pinneberg ist, aber nicht offiziell von dieser in seiner Kandidatur unterstützt wird, hat nun seine Unterstützerunterschriften im Rathaus eingereicht. 175 gültige Unterschriften von Wahlberechtigten sind nötig, damit der Wahlvorschlag zugelassen wird.
Jörg Heuer will als Einzelbewerber Bürgermeister werden
Heuer lebt seit 23 Jahren in Pinneberg, ist Doktor der Naturwissenschaften und war nach eigener Aussage viele Jahre in einer Bundesoberbehörde sowie als „Regulatory Affairs Manager“ in der Industrie tätig, wo er das rechtliche Umfeld auf Marktzulassungen bewertete.
Politisch war er vor zehn Jahren als Bürgerliches Ausschussmitglied aktiv und wurde bei der Kommunalwahl im Mai zum Ratsmitglied für die Fraktion Buntes Pinneberg gewählt. Außerdem ist Heuer langjähriges aktives Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Pinneberg und setzt sich für den Fahrradverkehr in der Stadt ein.
Heuer will Pinnebergs Lebensqualität dauerhaft sichern
Dieses Engagement bestimmt auch sein Programm für die Bürgermeisterwahl. Sein Motto: „Pinneberg soll eine liebenswerte Stadt im Grünen bleiben.“ Er wolle sich für eine ganzheitliche Stadtplanung einsetzen, die Begrünung der Innenstadt verbessern und die Erlebbarkeit der Pinnau fördern – etwa durch Sitzgelegenheiten am Fluss.
In Sachen Verkehr legt er den Fokus auf alle Verkehrsteilnehmer und die bessere Anbindung an den Regionalverkehr. „Wir müssen die erforderlichen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität der Stadt und der Anpassung an den Klimawandel aktiv angehen, um die Lebensqualität in Pinneberg dauerhaft zu sichern“, sagt Heuer.
Pinneberg: Feuerwehrmann Paul Hoffmann will Bürgermeister werden
Ohne Unterstützung einer Partei geht auch Paul Hoffmann ins Rennen um das Bürgermeisteramt in Pinneberg. Der 34-Jährige lebt in Pinneberg-Nord und ist hauptberuflich Feuerwehrmann. Einer Partei gehört Hoffmann nicht an. Pläne, was er als Bürgermeister anpacken würde, hat er trotzdem.
Sein Motto: „Zusammen stark für Pinneberg“. Und so möchte Hoffmann Parteien zusammen an einen Tisch bringen und „im gemeinsamen Austausch produktiv und sinnvoll die Zukunft gestalten“. Besonders wichtig seien ihm Themen rund um die Familie.
Hoffmann will Familienthemen in den Vordergrund stellen
Der Pinneberger ist Vater von drei Kindern. Sein Sohn besucht eine Kita, seine Zwillingstöchter gehen in die Grundschule. Daher verstehe er die Sorgen und Nöte vieler Familien gut. „Ihre Themen sind auch meine Themen.“
Die schönen Seiten Pinnebergs will er in den Vordergrund rücken, traditionelle Veranstaltungen weiterführen und verbessern. Außerdem liege ihm als Berufsfeuerwehrmann und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr die Sicherheit in der Stadt am Herzen.
Pinneberg: So will Hoffmann die Wähler von sich überzeugen
Auf seiner eigenes für die Bürgermeisterkandidatur eingerichteten Webseite präsentiert sich der Hauptbrandmeister als Familienmensch, mit Eiscreme in der Fußgängerzone, und als Anpacker mit voller Ausrüstung beim Einsatz.
Seine Arbeit ist es auch, die er als Argument ins Feld führt, warum er für das Bürgermeisteramt geeignet ist. „Ich treffe Entscheidungen – auch wenn es mal ungemütlich ist.“ Im Vordergrund stehe für ihn dabei aber das Mit- und Füreinander.
Pinnebergs Stadtsprecher Marco Bröcker will Bürgermeister werden
Konkurrenz bekommen beide von Marco Bröcker, der zumindest in der Pinneberger Verwaltung gut bekannt ist, immerhin war er seit 2020 Wirtschaftsförderer und seit 2021 Büroleiter von Noch-Bürgermeisterin Urte Steinberg.
Bröcker tritt als parteiloser Kandidat an, wird aber von der CDU unterstützt. Das ist nicht verwunderlich, immerhin saß er von 2008 bis 2014 für die CDU im Pinneberger Kreistag und war sechs Jahre lang Referent für Sozialpolitik in der CDU-Landtagsfraktion.
Pinnebergs CDU nominiert Marco Bröcker als Bürgermeisterkandidaten
Auf der vergangenen Mitgliederversammlung der Pinneberger CDU wurde Marco Bröcker dann auch ganz offiziell zum Bürgermeisterkandidaten der Christdemokraten gewählt. Von den Kandidaten, die bisher bekannt sind, dürfte er damit die besten Karten haben, hat er doch die Unterstützung einer Partei im Rücken.
Mit der Ankündigung der SPD, einen eigenen Kandidaten ins Rennen um den Bürgermeisterposten zu schicken, ist zumindest schon einmal klar, dass es bei der Bürgermeisterwahl am 8. Oktober spannend werden dürfte.
- Schenefeld: Gegenkandidat scheitert – Küchenhof bleibt Bürgermeisterin
- CDU, SPD, FDP und Grüne geißeln „Verschwörungstheorie“ der AfD
- Trotz Zoff in Quickborn: Stadt hat erste Bürgervorsteherin seit 33 Jahren
Pinneberg: Urte Steinberg gewann zwei Bürgermeisterwahlen
Das war bei den beiden vergangenen Wahlen in Pinneberg eher nicht der Fall. Bei ihrem ersten Wahlerfolg 2012 errang Urte Steinberg direkt im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Damals war sie von SPD und CDU gemeinsam nominiert worden.
Bei ihrer Wiederwahl im Jahr 2018 gab es nur noch einen Gegenkandidaten. Taxifahrer Jitendra Sharma forderte Steinberg heraus und errang mit 27,5 Prozent der Stimmen einen Achtungserfolg. Er trat als Einzelbewerber an, FDP und CDU unterstützten Steinberg, die 72,5 Prozent der Stimmen erhielt. Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit, gingen 2018 nur 27,7 der Pinneberger zu Wahl.