Quickborn. Trotz des politischen Getöses zuvor wurde Annabell Krämer gewählt. Erster Stadtrat ist nun einer ihrer härtesten Kritiker von der CDU.

Die liberale Machtübernahme der Spitzenämter im Quickborner Rathaus ist jetzt trotz lauter Zwischentöne zuvor vollendet. Nachdem vor einem Jahr der damalige FDP-Vorsitzende Thomas Beckmann für viele überraschend die Bürgermeisterwahl gewann, ist jetzt auch die FDP-Landtagsabgeordnete Annabell Krämer zur allerersten Bürgervorsteherin gewählt worden, die in 74 Jahren Ortsgeschichte nicht der CDU angehörte.

Die 52-Jährige ist zudem erst die zweite Frau in diesem Amt. Davor war nur einmal für vier Jahre Anneliese Kruse (CDU) bis 1990 Vorsitzende der Quickborner Ratsversammlung. Doch ganz geräuschlos rückte Krämer nun nicht nach. Vor allem die CDU wetterte vor der Wahl gegen die Liberale.

Nach Zoff in Quickborn: Stadt hat erste Bürgervorsteherin seit 33 Jahren

Die Vizepräsidentin des Kieler Landtages und Quickborner Bürgermeisterkandidatin von 2016 wählten nun dennoch 15 der 27 Ratsmitglieder. Zwölf stimmten gegen sie. Damit müsste Annabell Krämer mindestens sechs Stimmen der drei anderen Fraktionen erhalten haben, da die FDP ebenso wie die CDU über neun Ratsmandate verfügt.

Welche „Fremdstimmen“ das waren, wird wohl nicht bekannt werden. Die Abstimmung ist geheim per Stimmzettel erfolgt. Da die Grünen mit ihren vier Stimmen zuvor erklärten, sie würden die Person wählen, die als erstes vorgeschlagen wird für das Amt des Bürgervorstehers, werden auch mindestens zwei Ratsmitglieder von CDU und/oder SPD sie gewählt haben.

Annabell Krämer: Politische Gräben sollen zugeschüttet werden

Das Wahlergebnis zeige, dass es offenbar noch politische Gräben gebe, die sie versuchen werde, in ihrer Amtszeit zuzuschütten, sagte die frisch gewählte Krämer. Offenbar hätte der eine oder die andere unterschiedliche politische Auffassungen persönlich genommen. „Ich hoffe, dass ich in den kommenden fünf Jahren diejenigen, die mich nicht gewählt haben, ein Stück weit überzeugen kann.“

Bürgermeister Thomas Beckmann (2. v. l.) mit seinen drei gewählten Stellvertretern: Eike Kuhrcke (Erster Stadtrat, CDU, links), Astrid Huemke (SPD, 3. Stadträtin) und Jürgen Scharley (FDP, Zweiter Stadtrat).  
Bürgermeister Thomas Beckmann (2. v. l.) mit seinen drei gewählten Stellvertretern: Eike Kuhrcke (Erster Stadtrat, CDU, links), Astrid Huemke (SPD, 3. Stadträtin) und Jürgen Scharley (FDP, Zweiter Stadtrat).   © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Sie habe großen Respekt vor dieser Aufgabe, die sie gerne kollegial mit ihren beiden Stellvertretern erfüllen und die anstehenden Termine mit ihnen teilen möchte. Dies sind der bisherige Bürgervorsteher Henning Meyn (CDU) und Gerhard Teepe (SPD).

CDU: „Wir sollten persönliche Befindlichkeiten abschütteln“

CDU-Vizefraktionschef Eike Kuhrcke, der einstimmig zum Ersten Stadtrat gewählt wurde, will dieses Angebot zur Zusammenarbeit annehmen: „Wir sollten versuchen, persönliche Befindlichkeiten abzuschütteln und den Versuch wagen, Brücken zu bauen. Ich bin dazu bereit.“

Die CDU habe eine „andere Marschrichtung“ geplant, da sie Henning Meyn erneut zum Bürgervorsteher vorschlug, über dessen Kandidatur abgestimmt worden wäre, wenn Krämer nicht die Mehrheit der Stimmen erreicht hätte. „Wir haben es uns anders gewünscht“, sagt Kuhrcke. Aber jetzt gehe es darum, das Beste für Quickborn zu erreichen. „Dafür sollten wir alle – CDU, FDP, SPD und Grüne – an einem Strang ziehen.“

Bürgermeister Thomas Beckmann, der bis zu seinem Amtsantritt im November noch FDP-Vorsitzender in Quickborn war, sieht es ähnlich. „Mein Eindruck der ersten Ratssitzung ist, dass alle Ratspolitiker konstruktiv zusammenarbeiten wollen.“