Kreis Pinneberg. Es soll in moderne Wagen und zusätzliche Loks investiert werden. Dabei ist noch gar nicht klar, wer die Strecke ab 2025 befährt.

Modernere Wagen und mehr Loks auf der Marschbahn: Der Nahverkehrsverbund Nah.SH und das Land Schleswig-Holstein investieren in die Angebotsqualität der Marschbahnstrecke, die Hamburg, Elmshorn und Sylt verbindet. Und zwar kräftig. Neun Millionen Euro werden allein für die Loks fällig, insgesamt sind für die Modernisierung der Marschbahnwagen 30 Millionen Euro vorgesehen.

Lohnen soll sich das vor allem für die Fahrgäste. Die sollen nicht nur von einem höheren Reisekomfort profitieren, sondern auch von einer besseren „Betriebsstabilität“ auf der Strecke. Ab Dezember 2025 sollen die beiden Zusatzloks den Betrieb aufnehmen.

Sylt als Ziel: Reisen auf der Marschbahn soll komfortabler werden

Früher soll allerdings schon mit der Modernisierung der Wagen begonnen werden. Dafür hat das Land Schleswig-Holstein einen Vertrag mit der Alstom Transportation Germany GmbH geschlossen und das Unternehmen mit dem Umbau der 90 Reisezugwagen beauftragt. Die Beschaffung der Materialien läuft bereits.

Kern der Modernisierung sei die Innenausstattung der Wagen, heißt es in einer Mitteilung von Nah.SH. Sitzbezüge, Polster, Armlehnen sowie Fußbodenbeläge würden ausgetauscht, hinzu komme eine durchgängige Ausrüstung der Fahrzeuge mit WLAN, einem erweiterten Fahrgastinformationssystem und zusätzlichen Steckdosen.

Marschbahn: Land investiert 30 Millionen Euro in moderne Wagen

Nicht nur im Inneren sollen die Wagen auf einen neuen Stand gebracht werden, auch das Äußere bekommt einen neuen Anstrich. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die Außenfarbgebung sowie die Piktogramme werden erneuert und an das Nah.SH-Design angepasst.

Verbesserungen soll es laut Mitteilung des Verkehrsverbundes auch in Sachen Barrierefreiheit geben. So ist geplant, Rollstuhlplätze in den Steuerwagen einzurichten und taktile Fahrgastinformationen für Sehbehinderte zu installieren.

Umbau der Marschbahnwagen: komfortabel nach Sylt

Außerdem sind zusätzliche Gepäckregale in den Mehrzweckbereichen und Wickeltische in den WC-Bereichen der Steuerwagen geplant. Die Fahrzeuge sollen zudem mit Technik zur Videoaufzeichnung ausgestattet werden und eine Reihe neuer Ausstattungen für den Betrieb erhalten.

Mit Alstom habe man einen erfahrenen Partner für die Modernisierung der Wagen gefunden, sagt Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide (CDU). „Wenn der Umbau abgeschlossen ist, bieten wir den Fahrgästen auf der Marschbahn wieder zeitgemäßen Komfort.“

Firma Alstom will „alles tun, um Erwartungen zu erfüllen

Auch bei der Firma Alstom freut man sich über den Auftrag. „Wir werden alles tun, um die Erwartungen zu erfüllen. Mit diesem Projekt können wir unsere Erfahrung und Know-How als Fahrzeughersteller ideal einbringen“, sagt François Muller, Leiter des Service-Geschäfts von Alstom.

„Modernisierung ist für uns ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Die modernisierten Wagen werden auf die Höhe der Zeit gebracht und so für viele weitere Jahre einsetzbar sein“, so Muller. Alstom hatte sich bei einer Ausschreibung gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt.

Marschbahn: Wagen sollen ab September 2023 modernisiert werden

„Wie immer hat sich bei einer Ausschreibung das beste Angebot durchgesetzt“, sagt Nah.SH-Geschäftsführer Arne Beck. „Ich freue mich, dass auch in diesem Bereich der Wettbewerb funktioniert, denn wir sind überall im Nahverkehr darauf angewiesen, dass es ausreichen gute Anbieter gibt. Das sichert die Qualität und führt zu den besten Preisen.“

Den ersten Wagenpark aus sechs Reisezugwagen will Alstom von September 2023 bis Ostern 2024 umbauen. Anschließend soll mit dem Serienumbau begonnen werden. Der Zeitplan sieht vor, dass die Modernisierung der Wagen bis Ende 2025 abgeschlossen sein soll.

Sylt: Zwei zusätzliche Lokomotiven für die Marschbahn

Damit die modernisierten Wagen auch pünktlich an ihrem Zielort ankommen, hat Nah.SH im Auftrag des Landes zwei Zusatzloks für die Marschbahn organisiert und vertraglich gebunden. Auch dies erfolgte in einem entsprechenden Vergabeverfahren.

Die neuen Loks sollen dann mit Beginn des neuen Verkehrsvertrages im Dezember 2025 langfristig durch den Bereitsteller an das Eisenbahnverkehrsunternehmen vermietete werden, das den Zuschlag für den Betrieb der Marschbahn erhält.

Marschbahn: Dieselloks sorgen immer wieder für Probleme

Hintergrund ist, dass die 15 für die Marschbahn beschafften Dieselloks in der Vergangenheit immer wieder für Probleme sorgten. Der intensive Betrieb auf der Marschbahn fordere Loks und Wagen außergewöhnlich stark, teilt Nah.SH in einer Meldung mit. Die Länge der Strecke, die Betriebsleistung und die Fahrzeuglängen seien für den Nahverkehr eine Besonderheit.

Ziel der Ausschreibung sei daher gewesen, mit zusätzlichen Lokomotiven mehr Entspannung ist System zu bringen. Die erhoffte Folge: Mehr Betriebsstabilität. Schon jetzt hat das Land in Kooperation mit DB Regio zwei Hilfsloks im Einsatz. Die Maßnahme habe sich seit 2020 in der Praxis bewährt, deshalb wollten Land und Nah.SH diesen Weg weitergehen.

Neue Loks sollen Betrieb zwischen Hamburg und Sylt stabilisieren

„Die Zusatzloks haben sich als wirksame Maßnahme für eine bessere Fahrzeugverfügbarkeit erwiesen, um den Betrieb zwischen Hamburg und Westerland zu stabilisieren“, sagt Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU).

„Wir möchten diese Qualitätsverbesserung weiter sicherstellen und haben mit der Vergabe die nötigen Vorbereitungen getroffen. Gerade auf einer betrieblich herausfordernden Strecke wie der Marschbahn hat es große Bedeutung, an solchen Stellschrauben zu drehen“, so Madsen.

Marschbahn: Leihloks unter anderem für Metronom im Einsatz

In einem europaweiten Vergabeverfahren setzte sich die Havelländische Eisenbahn AG mit ihrem Angebot gegen die Mitbewerber durch und erhielt den Zuschlag. Die angebotenen Lokomotiven gehörten zur Traxx-Familie vom Hersteller Bombardier und seien unter anderem auf den Strecken des Metronom hundertfach im Einsatz erprobt.

Die Fahrzeuge hätten sich betrieblich bewährt und seien mit den eingesetzten Reisezugwagen voll kompatibel. Zudem seien die Ersatzteile Serienprodukte, was eine hohe Zuverlässigkeit verspreche und die bahnerprobten Dieselmotoren erzeugten keinen hohen Instandsetzungsaufwand, heißt es von Nah.SH.

Sylt: Marschbahn ist eine „herausfordernde Strecke“

„Die Marschbahn ist eine herausfordernde Strecke und die langlaufenden Verkehr mit großen Wagen-Kapazitäten strapazieren die Fahrzeuge sehr“, sagt Nah.SH-Geschäftsführer Arne Beck. „Wir sind froh, dass wir nun eine gute Übergangslösung für die Stabilisierung des Betriebs gefunden haben.“

Der Fokus liege weiter auf der Elektrifizierung der gesamten Strecke, damit man mittelfristig elektrische Fahrzeuge einsetzen könne, so Beck. „Diese sind weniger wartungsintensiv und deutlich umweltfreundlicher als Dieselloks.“ Zudem könnten die Elektroloks wesentlich schneller beschleunigen und leiser fahren. „An diesem Ziel arbeiten wir mit Hochdruck.“

Sylt: Land investiert rund neun Millionen Euro in zusätzliche Marschbahn-Loks

Pro Jahr beläuft sich der Mietpreis pro Lokomotive auf rund 505.000 Euro, sodass das Land über die Vertragslaufzeit von neun Jahren mehr als neun Millionen Euro für die Loks aufwenden muss. Allerdings ist die Bereitstellung der Lokomotiven eine Vorarbeit zur Neuvergabe der Verkehrsleistung auf der Marschbahn.

Denn der Vertrag mit DB Regio läuft noch rund zweieinhalb Jahre. Der folgende Vergabezeitraum für den Bahnverkehr im Netz West läuft von Dezember 2025 bis Dezember 2034. Die Vergabe wurde am 15. März öffentlich gemacht. Wer nach 2025 die Marschbahn befährt, steht also noch nicht fest.